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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Akrobaten.
    Die gedämpfte Beleuchtung im Museum umfing sie, Erleichterung von der hellen Mittagssonne. Rex sog den kühlen, angenehmen Duft der nackten roten Lehmwände in sich auf. An einer Wand öffnete sich das Museum zu den ursprünglichen Ausgrabungen von Bixby, die Laufstege schwebten einige Zentimeter über der nackten Erde. Aus dem harten Lehm ragten, als ob sie nie fertig ausgegraben worden wären, Werkzeuge aus Knochen, versteinerte Holzgeräte, Obsidianstücke in der Form von Pfeilspitzen und das Skelett eines Säbelzahntigers. („Säbelzahntiger“ stand jedenfalls auf dem Schild. Rex’ Theorie, was das Biest wirklich gewesen war, deckte sich nicht mit der von Dr. Sherwood.)
    Als sie sich der Rampe näherten, die ins Untergeschoss führte, sah Rex auf seine Uhr. Es war kurz nach zwölf, vielleicht wartete Jessica schon. Trotzdem hielt er unterwegs kurz inne, um einen Blick in die Vitrine mit den Prä-Clovis-Funden zu werfen.
    Sie beherbergte lauter grobe Pfeilspitzen, die in der Größe zwischen einem und zehn Zentimetern variierten. Die einen waren lang und schmal, andere breit und fast ohne Spitze, wie bei einer Schaufel. Die meisten waren eher Speer- als Pfeilspitzen. Ihre Hersteller hatten sie mit Wurfstielen versehen, deren Holz aber vor zwölftausend Jahren verrottet war. Die frisch eingetroffene Pfeilspitze war leicht zu erkennen. Sie war fast zwanzig Zentimeter lang, flach wie eine Oblate und wie ein schmales Blatt proportioniert. Sie trug die verräterischen Spuren eines Hammers aus weichem Gestein und alle Zeichen eines erfahrenen Handwerkers. Rex schob seine Brille hoch.
    Ihre Konturen verschwammen; nirgendwo haftete ein Fokus. Rex verzog enttäuscht das Gesicht und lief weiter die Rampe hinunter. Bis jetzt waren an den Dingen, die nicht aus Bixby stammten, noch keine Zeichen der blauen Zeit zu erkennen gewesen.
    Waren er und seine Freunde tatsächlich allein auf der ganzen Welt?
     
    Jessica Day war bereits eingetroffen und wartete auf der untersten Ebene, wo sie, in Gedanken versunken, das Modell einer Jagd auf ein Mastodon betrachtete. Winzige Steinzeitfiguren umrundeten das riesenhafte Tier, dem sie aus allen Richtungen Speere in die dicke Haut schleuderten. Einer der kleinen Kerle würde in Kürze von einem langen, gebogenen Stoßzahn aufgespießt werden.
    „Ganz schön mutig, was?“, sagte Rex.
    Jessica zuckte zusammen, anscheinend hatte sie ihn nicht kommen gehört. Sie entspannte sich, dann zuckte sie mit den Schultern.
    „Ich dachte eigentlich gerade an zwanzig zu eins.“
    „Neunzehn“, sagte Dess. Jessica hob eine Augenbraue.
    Das fängt ja schon gut an ,dachte Rex. Er hatte einen kompletten Vortrag eingeübt, richtig mit Beispielen und Erläuterungen. Er hatte ihn in der gestrigen Nacht vor dem Einschlafen wieder und wieder geübt. Jessica sah aber so erschöpft aus. Obwohl er sie durch seine Brille leicht verschwommen sah, erkannte er die Zeichen einer schlaflosen Nacht in ihren grünen Augen. Er beschloss, die Rede umzuschmeißen.
    „Bestimmt hast du tausend Fragen“, meinte er.
    „Stimmt genau.“
    „Hier lang.“ Sie führten Jessica zu einer kleineren Tischgruppe an einer Wand. Hier aßen die Schulklassen ihre mitgebrachten Pausenbrote. Die vier setzten sich, Melissa zog ihre Kopfhörer heraus, Dess lehnte sich auf ihrem Plastikstuhl gefährlich weit nach hinten.
    „Frag los“, sagte Rex und faltete seine Hände über dem Tisch.
    Jessica holte tief Luft, als ob sie etwas sagen wollte, aber dann bekam ihr Gesicht einen hilflosen Ausdruck. Rex kannte das, obwohl er die Brille aufbehielt. So einen Blick hatten Menschen, die vor lauter Fragen nicht wussten, wo sie anfangen sollten. Rex zwang sich zur Geduld, bis Jessica ihre Gedanken sortiert hatte.
    „Mit einer Radkappe ?“,platzte sie schließlich heraus.
    Rex lächelte.
    „Nicht irgendeine Radkappe“, sagte Dess. „Die stammte von einem 1967er Mercury.“
    „Ist 1967 durch dreizehn teilbar?“, fragte Rex.
    „Wohl kaum“, blaffte Dess. „Aber damals haben sie Radkappen aus reinem Stahl angefertigt. Nicht aus diesem Aluzeug.“
    „Auszeit!“, rief Jessica.
    „Oh, entschuldige“, antwortete Rex zerknirscht. „Erklär es ihr, Dess, aber nicht zu kompliziert.“
    Dess zog ihre Kette unter ihrer Bluse heraus. Ein dreizehnzackiger Stern baumelte daran. Im Dämmerlicht des Museums fing er das Licht von den Spots auf den Ausstellungsstücken ein und glitzerte, als ob er selbst leuchten würde.
    „Erinnerst

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