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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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einer Busladung grölender Fünfjähriger vorbeifahren würde.
    „Vermutlich nicht“, gab er sanftmütig zu.
    „ Definitiv nicht. Wenn sie eine wäre, würde ich das schmecken.“
    Rex seufzte. „Es hat keinen Sinn, jetzt darüber zu streiten. Wir werden früh genug erfahren, was sie ist. Soweit ich weiß, könnte sie auch eine Seherin sein.“
    „He, Rex, vielleicht ist sie Akrobatin“, warf Dess ein.
    „Genau, als Ablösung“, meinte Melissa.
    Rex warf ihr einen Blick zu, dann setzte er seine Brille wieder auf. Melissas Gesichtszüge wurden ein bisschen unscharf, während er den Rest der Welt wieder erkennen konnte, und er wandte sich ab, um weiter aus dem Fenster zu starren.
    „Wir brauchen keine Akrobaten.“
    „Sicher, Rex“, meinte Dess. „Aber ein kompletter Satz wäre doch besser.“
    Er zuckte mit den Schultern und biss nicht an.
    „Bringt alle zusammen“, ergänzte Melissa.
    „Hört mal“, sagte Rex mit scharfer Stimme, „es gibt noch einige andere Talente als die vier, die wir kennen, okay? Ich hab über etliches Zeug gelesen, das geht bis zum Riss zurück. Sie könnte alles Mögliche sein.“
    „Vielleicht ist sie gar nichts“, meinte Melissa.
    Rex zuckte wieder mit den Schultern und sagte kein Wort mehr, bis sie beim Museum angekommen waren.
    Das Clovis-Museum für historische Ausgrabungen war ein langgestreckter, niedriger Bau. Der größte Teil des Gebäudes befand sich unter der Erde, im dunklen Schutz des kühlen, roten Oklahomalehms versunken. Mit seinen winzigen Fenstern in einer Reihe erinnerte es Rex an einen Bunker, in dem Weltraumforscher Schutz suchen, während sie eine neue Rakete testen, die beim Jungfernflug explodieren könnte.
    Es war das erste Wochenende im Schuljahr, weshalb der Parkplatz fast frei war. In etwa einem Monat würden die Schulausflüge losgehen. Alle Schüler im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern um Bixby brachten im Laufe ihrer Schulkarriere mindestens drei Besuche hinter sich. Auf einem Ausflug in der fünften Klasse waren Rex und Melissa zum ersten Mal hierhergekommen und hatten damit begonnen zu erforschen, wer und was sie waren.
    Anita saß nicht am Kassen- und Infoschalter. Eine neue Frau blickte misstrauisch auf, als die drei durch die Tür traten.
    „Was kann ich für euch tun?“
    Rex kramte in seiner Tasche, in der Hoffnung, dass er daran gedacht hatte, seinen Mitgliedsausweis einzustecken. Nach wenigen beunruhigten Minuten fand er ihn. „Drei Mal, bitte.“
    Die Frau nahm ihm die zerknitterte Karte ab und musterte ihn ausgiebig, mit einer hochgezogenen Augenbraue. Es gab die übliche Wartezeit, während sie sie gründlich überprüfte, ihre Augen von seinem schwarzen Mantel über die Bekleidung der Mädchen wandern ließ, während sie nach einer Ausrede suchte, um sie abzuwimmeln.
    „Jederzeit in diesem Jahr“, meinte Dess.
    „Wie bitte?“
    „Sie meint, die Mitgliedschaft müsste für dieses Jahr gelten, Madam“, erläuterte Rex.
    Die Frau nickte, spitzte den Mund, da sie sich in all ihren Vermutungen bestätigt sah, und sagte: „Ja doch, verstehe.“
    Sie drückte auf eine Taste, worauf drei Tickets aus einem Schlitz in ihrem Schreibtisch herauskamen. „Ihr nehmt euch aber alle in Acht, hört ihr?“
    Dess schnappte sich die Tickets und wollte gerade etwas sagen, als ein älterer Herr im Tweedanzug durch die Personaltür hinter dem Schreibtisch trat und sie gerade noch rechtzeitig unterbrach.
    „Aha, die Pfeilspitzen“, meinte Dr. Anton Sherwood kichernd.
    Rex spürte, wie seine Anspannung nachließ. Er strahlte den Museumsdirektor an. „Schönen guten Tag, Dr. Sherwood.“
    „Hast du heute was für mich, Rex?“
    Rex schüttelte seinen Kopf und nahm sich Zeit, um die Verwirrung auf dem Gesicht der Kassenfrau auszukosten. „Tut mir leid, wir schauen nur mal kurz vorbei. Gibt’s was Neues, das wir uns ansehen sollten?“
    „Doch. Wir haben eine neue zweiseitige Pfeilspitze aus Cactus Hill in Virginia. Sieht mir nach einem guten Kandidaten für die Verbindung zum Solutreen aus. Sie liegt in der Prä-Clovis-Vitrine auf dieser Etage. Lass mich wissen, was du davon hältst.“
    „Mach ich gern“, antwortete Rex. Er lächelte der verblüfften Frau hinter dem Kassenschalter höflich zu und begleitete Dess und Melissa ins Museum.
    „Die hätten wir geschafft“, sagte Dess leise. Sogar Melissa lächelte. Rex weidete sich für einen Moment an seinem Triumph. Wenigstens foppten ihn seine beiden Freundinnen nicht mehr mit

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