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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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aus.
    Er grinste. „Manchmal bringt es was, wenn man peinlich ist, schätze ich.“
     
    Eine Stunde später beschloss Dad, Mister Verantwortung rauszukehren. Er stand auf und streckte sich, dann stellte er den Ton vom Fernseher ab. „Also, ihr beiden werdet heute fertig auspacken, nicht wahr?“
    „Doch, klar“, sagte Beth. „Hab den ganzen Tag Zeit.“
    „Wir sollten wirklich zusehen, dass wir weiterkommen, bis eure Mutter heute Abend nach Hause kommt“, sagte Dad.
    „Eigentlich“, meinte Jessica, „muss ich in dieses Museum in der Stadt. Das Clovis-Museum, oder so. Wegen Hausaufgaben.“
    „Jetzt schon Hausaufgaben?“, fragte Dad. „Zu meiner Zeit gab es in der ersten Woche noch keine Hausaufgaben. Es wurde von einem erwartet, dass man eine Weile rumtrödelte, bis sie die Vorstellung von Arbeit allmählich wieder eingeführt hatten.“
    „Dann hat sich für dich ja gar nicht so viel verändert, oder, Dad?“, bemerkte Beth.
    Dad stieß einen seiner neuen niedergeschlagenen Seufzer aus. Mit Beth ließ er sich nur noch selten auf Diskussionen ein.
    Jessica ignorierte sie. „Egal, Dad, es ist nicht weit. Ich glaub, ich nehme einfach das Fahrrad.“
     
    Die Straßen und Häuser der vergangenen Nacht waren immer noch da, im Tageslicht wiederzuerkennen. Jessica sah auf ihre Uhr. Zu spät würde sie bestimmt nicht kommen – sie hatte noch eine Stunde Zeit, um das Clovis-Museum zu erreichen.
    Sie hatte so viele Fragen im Kopf. Wer waren die Darklinge und Gleiter, und woher kamen sie? Wie konnte Dess den riesigen Panther mit einer Radkappe verscheuchen? Warum hatte Jessica die blaue Zeit nie gesehen, bevor sie nach Bixby kam? Und wie hatten Rex und seine Freunde überhaupt von dem ganzen Kram erfahren?
    Jessica fuhr langsam, verfolgte den Weg von gestern zurück, um sich ein Bild zu machen, wo was passiert war. An den Weg von ihrem Haus bis zu der Straße, in der sie den Panther zuerst gesehen hatte, konnte sie sich am wenigsten erinnern. Sie war dem Kätzchen-Gleiter gefolgt, hatte sich verträumt umgesehen und nicht aufgepasst. Aber die Kreuzung Kerr/Division war leicht zu finden, und von da aus die Stelle, wo das erstarrte Auto gestanden hatte.
    Natürlich war es inzwischen weg. Jessica versuchte sich vorzustellen, wie es plötzlich in Bewegung geriet, nachdem die geheime Stunde um war, und die Fahrerin weiter ganz ruhig die Straße entlangfuhr, als ob nichts geschehen wäre. Auf der Straße war nichts zu sehen, keine verkohlte Radkappe, nichts wies darauf hin, dass vor elf Stunden dort ein Kampf stattgefunden hatte.
    Von da aus verfolgte sie ihre Schritte rückwärts. Sie erinnerte sich nur allzu gut, auf welchem Weg sie vor dem Panther weggerannt war. Sie fand die schmale Gasse und folgte ihr bis zu dem Hinterhofzaun, über den sie auf ihrer Flucht geklettert war. Jessica hatte nicht vor, bei Tageslicht noch einmal darüberzuklettern. Also ging sie außen herum bis zur Straßenfront des Hauses.
    Die alte Weide beherrschte den Block wie ein riesiger Schirm, der die heiße Sonne verdunkelte. Jessica stieg ab und schob ihr Rad über die ungemähte Wiese bis zu dem Baum. Im Dunkel unter ihrem Schatten entdeckte sie drei Kerben im Stamm, die Krallenspuren des riesigen Panthers. Ein Kribbeln lief über ihre Haut, als sie einen der Risse mit zittrigem Finger nachfuhr. Er war gut zwei Zentimeter tief, so breit wie ihr Daumen. Sie rieb den Harztropfen zwischen ihren Fingern ab, als ihr bewusst wurde, dass der Baum an ihrer Stelle geblutet hatte.
    „Das tut mir leid“, sagte sie leise zu der Weide.
    „He da!“
    Jessica sprang zurück und sah sich nach der Stimme um.
    „Was hast du hier auf meinem Rasen zu suchen?“
    Sie entdeckte ein Gesicht in einem Fenster des baufälligen Hauses, das hinter dem von der Sonne beschienenen Fliegengitter kaum zu erkennen war.
    „Entschuldigung“, rief sie. „Ich sehe mir nur Ihren Baum an.“ Stimmt, dachte Jessica, das hört sich bescheuert an.
    Sie schob ihr Rad bis zur Hauptstraße zurück, stieg auf und legte eine Hand über die Augen, als sie zurückblickte. Das Gesicht war verschwunden, aber Jess entdeckte den dreizehnzackigen Stern auf einer Plakette neben der Tür. Dess hatte recht: Es gab sie überall in Bixby.
    Eine alte Frau trat aus dem Haus, nur mit einem dürftigen Nachthemd bekleidet, das in der leichten Brise an ihrem Körper klebte. Sie presste etwas an ihre Brust, einen langen, dünnen Gegenstand, der in der Sonne glänzte.
    „Geh weg von meinem

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