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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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noch.
    Sie berührten den Asphalt und überwanden mit einem federnden Schritt die LKWs bis fast zum Ende des Parkplatzes.
    „Hier lang!“, rief Jonathan, während sie flogen, und zog sie mit einer Hand in die geplante Richtung. Der nächste Sprung beförderte sie auf ein breites Stück Autobahn zu, das an der Fabrik vorbeiführte. Wie Jonathan geraten hatte, hielt Jessica ihre Flugbahn flach. Sprünge hoch in die Luft waren Energieverschwendung. Es kam nur auf Schnelligkeit an.
    Sie gingen über der Autobahn nieder, auf der Suche nach einer Stelle ohne Autos. Sie waren dem Darkling immer noch weit voraus.
    „Wohin?“, rief Jessica.
    „Auf die Autobahn!“
    Als sie landeten, drückte Jonathan ihre Hand, damit sie genau wusste, wann sie wieder abspringen sollte.
    Sie machten noch zwei Sätze auf der Autobahn, die mit vier Spuren Breite ein einfaches Ziel war. Sie kamen schnell voran. Jessica sah noch einmal über ihre Schulter; der Darkling schien tatsächlich zurückzufallen.
    Als die Straße dann aber weiter nach Bixby hineinführte, verengte sie sich auf zwei Spuren, außerdem tauchten mehr nächtliche Fahrzeuge auf. Jonathan zögerte jetzt häufiger bei ihren Sprüngen, während er fieberhaft nach leeren Flecken für ihre Landung Ausschau hielt.
    Ihre Sprünge wurden zögerlich. Sie kamen immer langsamer voran.
    Ein Fehlsprung trug sie zu einem Haus und auf dessen gefährlich schräges Dach. Jonathan rutschte aus, als sie sich abstießen, und sie kamen ins Trudeln. Als sie landeten, war der Darkling näher gekommen.
    Sie sprangen weiter und versuchten, wieder auf die Straße zu kommen.
    „Hier ist es zu voll!“, schrie er. „Wir müssen weiter aus der Stadt rauskommen.“
    „In die Badlands?“
    „Ja. Die offene Wüste ist perfekt.“
    „Kommen die Mistviecher nicht genau da her?“, fragte sie.
    „Schon. Aber hier sind wir zu langsam.“
    Jessica sah sich nach dem Biest um. Es veränderte seine Gestalt nicht mehr, jetzt blieb es dünn, schlangenähnlich mit einem spitzen Kopf. Die Spannweite der Kreatur war weiter geworden, als ob die Masse aus dem Körper in seine Flügel gewandert wäre. Es sah jetzt schneller aus und kam näher.
    „Okay.“
    Bei der nächsten Landung drehten sie sich um, auf den Stadtrand zu. Plötzlich fiel Jessica auf, wo sie waren.
    „Meine Mom arbeitet hier in der Nähe. Lass uns beim nächsten Mal da lang springen!“
    „Was? Deine Mom kann uns nicht helfen, Jessica.“
    „Halt die Klappe und komm mit.“
    Jessica spürte, wie Jonathan widerstrebend kurz fester zupackte, beim nächsten Sprung folgte er ihrer Führung dann aber doch. Als sie den höchsten Punkt ihrer Kurve erreicht hatten, segelten sie über einen hohen Zaun und auf das Gelände von Aerospace Oklahoma. Mom war mit ihr am ersten Schultag hier vorbeigefahren, weshalb sie fast zu spät gekommen wäre. Der Komplex war riesig, vereinzelt gab es weiträumige Flugzeug-Hangars und niedrige Bürogebäude, überwiegend Startbahnen und offenes, freies Gelände. Sie testeten hier neue Tragflächen, Fahrgestelle und Strahltriebwerke, und Jessicas Mom hatte gesagt, sie hätten sogar eine Boeing 747, die sie gelegentlich in Brand stecken würden, um Feuerbekämpfung zu üben.
    Für all das brauchte man viel freie Fläche.
    Sie sprangen dreimal weit und schnell, mit der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeugs eine komplette Startbahn hinunter. Dann überflogen sie einen riesigen Hangar und stießen auf eine weitere lange Startbahn. Der Darkling fiel weiter zurück.
    Der Schrei des Biestes drang an ihre Ohren. Nicht wie das Brüllen des Panthers, es kreischte hoch und schrill, quälte Jessicas Nerven wie ein pfeifender Teekessel.
    Mehrere Stimmen antworteten im Chor, eindringlich hohe Piepser, die von irgendwoher vor ihnen kamen.
    „Die Badlands sind da vorn“, sagte Jonathan.
    Jessica nickte und sagte leise: „Sie warten auf uns.“
    Der untergehende Mond füllte inzwischen den Horizont aus, und sie erkannte einen Schwarm fliegender Gleiter vor seinem lichtlosen, aber blendenden Antlitz. Es waren Hunderte, die in einem chaotischen Haufen angesaust kamen, und zwei größere Körper, Darklinge mit Flügeln.
    „Das ist total verrückt“, meinte Jonathan. „Ich hab noch nie gesehen …“
    „Hier lang“, unterbrach ihn Jessica, als sie den Boden berührten. Sie zog ihn zur Seite, weg von der Armada der Kreaturen vor ihnen. Ihre Entscheidung kam aber zu spät. Ihre Hände rissen aneinander, und sie spürte, wie ihre Finger

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