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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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lasse los“, warnte Jonathan.
    Jessica fand gerade noch rechtzeitig Halt. Gewicht lastete schlagartig auf ihr, sie ging in die Knie und umklammerte den Balken.
    Jonathan riss sich die Halskette über den Kopf und wickelte sie sich um die Faust.
    „Stattlichkeit“, flüsterte Jessica dem Stahl zu.
    „Wenn wir nur noch ein bisschen länger …“, hob Jonathan an, aber seine Stimme geriet voller Verwirrung ins Stocken. „Was in aller …“
    Der Wald aus Stahlträgern um sie herum leuchtete hell auf – weiß, nicht blau. Die Welt erstrahlte in ihren natürlichen Farben, die Metallträger überzog plötzlich ein schmutziges Rot. Jessicas Gesicht und Hände wurden rosa, bei Jonathan hellbraun.
    Mit einem Schlag waren sie von Gestalten in heller Panik umringt, die wie wütende Geschosse an ihnen vorbeisausten. Gleiter flogen das Gebäude an, kreischend und Funkenschweife hinter sich herziehend, sobald sie auf das weiße Licht trafen, worauf sie sich an den Rand der Stahlträger zurückzogen.
    Der Gleiterschwarm formierte sich neu und umzingelte das Gebäude, die Kreaturen umkreisten Jessica und Jonathan, als ob sie sich im Auge eines Wirbelsturms aufhalten würden. Schmerzensschreie ertönten überall um sie herum, aber keins der Biester wagte sich ins Innere des Stahlgerüsts.
    Jessica konnte drei Darklinge am Rande des Lichts erkennen, deren Silhouetten hinter schemenhaften, entsetzlichen Gestalten aufblitzten. Ihre Augen glänzten in tiefem Indigo.
    Ein Knurren kam von einem der drei, ausdauernd und voller unterschiedlicher Laute, als ob er Wörter zu formulieren versuchte, die etwas bedeuteten. Sie waren aber nicht verständlicher als das Geräusch von Fingernägeln auf einer Schultafel.
    Dann wandten sich die drei Darklinge ab und flogen weg. Die fliegenden Gleiter versammelten sich allmählich zu einem zerfledderten Schwarm, dann machte sich die ganze Meute auf den Rückflug in die Badlands.
    „Der Mond geht unter“, sagte Jonathan.
    Jessica nickte, sprechen konnte sie nicht.
    „Wir sollten uns auf den Weg nach unten machen.“
    Stimmt ja ,dachte Jessica. In ein paar Minuten konnte Jonathan nicht mehr fliegen. Dann saßen sie hier oben fest.
    Sie streckte ihre Hand aus, und er nahm sie. Sie sprangen von dem Stahlträger und landeten sanft auf der Erde. Das weiße Licht um sie herum verblasste allmählich, an seine Stelle trat das stille blaue Licht der geheimen Stunde.
    „Was war das?“, fragte sie. „Was hat uns gerettet?“
    „Ich weiß es nicht genau“, antwortete er. „Vielleicht der Stahl?“
    „Ich habe ihm einen Namen mit dreizehn Buchstaben gegeben“, erklärte sie.
    Jonathan lachte kurz auf. „Dem ganzen Gebäude ?“
    „Sieht so aus. Dem Teil, auf dem wir standen, wenigstens.“
    Er schüttelte seinen Kopf. „Man kann einen Ring oder eine Kette aufladen, und Dess kann das mit größeren Sachen, wenn sie die richtige Form haben, aber nicht mit einem ganzen Gebäude. Vielleicht ist dieses Teil aus irgendeinem verrückten neuen Metall gebaut. Was macht deine Mom hier?“
    „Flugzeugentwicklung.“
    „Aha.“ Jonathan nickte. „Wir sollten uns das von innen ansehen. Das war total cool.“ Er sah an dem Gebäude über ihren Köpfen hoch. „Hätte nichts gegen ein paar Schlagringe aus dem Zeug. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass die blaue Zeit fast vorbei ist. Eine Menge Stahl zusammen mit dem Monduntergang.“
    Jessica zuckte mit den Schultern. Dies war ein neues Geheimnis für Rex, so wie es sich anhörte.
    Dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke.
    „Wie lang haben wir noch?“, fragte sie.
    Jonathan sah zum Mond hoch. „In ungefähr einer Minute ist die blaue Zeit abgelaufen. Ich schätze, wir werden heute Nacht nach Hause laufen müssen.“
    „Nur, wenn wir hier rauskommen.“
    „Was?“
    „Die haben hier mit geheimer Abwehrtechnik zu tun, Jonathan“, sagte sie hastig. „Der Lebenslauf meiner Mom ist geprüft worden, das FBI hat sie befragt, und zweimal haben sie ihre Fingerabdrücke abgenommen. Es gibt überall Leute vom Sicherheitsdienst und einen heftigen Zaun drum herum.“
    „Super“, sagte er mit einem Blick über den Horizont. Er deutete mit dem Finger und schnappte sich ihre Hand. „Jetzt den Zaun auf der Bixby-Seite!“
    Sie nickte. „Drei, zwei …“
    Sie sprangen, zurück in Richtung Stadt.
    Sie mussten mehrmals springen, bis der Zaun auch nur in Sichtweite kam. Er war mindestens zehn Meter hoch.
    „Oh weh“, sagte Jonathan.
    „Was? Den schaffen wir

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