Die Erzaehlungen
prahlerischen Kamine mit den eingeschlafenen Stutzuhren und die vielen dunklen Bilder das alles schien Herrn Mráz sehr zu amüsieren, während er vor dem atemlosen Verwalter her daran vorüberrannte.
Aber in dem blassen, silbergrauen Salon verging ihm die Laune. Die hungrigen Spiegel, die solange auf einen Gast lauerten, begannen sich den roten Kopf des Herrn Mráz wie einen reifen Riesenapfel zuzuwerfen, und sie setzten dieses Spiel übermütig fort, bis Pán Václav im Zorn die Türe hinter sich zuschlug und befahl, daß dieser Trakt mit seinen lächerlichen Möbeln und überflüssigen Zimmern gesperrt bliebe für alle Zeit.
Und das geschah.
Herr Mráz bezog die frühere Verwalterswohnung, wo die schweren Stühle und die glatten geräumigen Tische standen. Dort stellte man auch das eichene Ehebett auf. Eine Weile breitete sich Pán Mráz allein in den weiten Leinen aus; eines Abends aber rückte er ein wenig nach rechts und machte Platz für die ehrsame Aloisia Mráz, geborene Hanus.
Das kam so: Haushälterinnen betrügen, das weiß alle Welt; darum ist es gut, eine tüchtige, wachsame Hausfrau zu haben. Und Aloisia Hanus besaß das Nötige dazu, wie es schien. Zweitens gehört zu jedem Schloß ein Erbe. Im Inventar war ein solcher nicht vorgesehen. Man mußte ihn also nachschaffen. Und da dachte Pán Václav, er würde am besten bei Aloisia zu holen sein; denn sie war blond, bauernbreit und gesund. Und gerade das wünschte Herr Mráz.
Aber, aber, wie schlecht hat die gute Aloisia ihre Pflicht begriffen. Erst gebar sie etwas so Kleines, daß es dem Pán Mráz fortwährend durch die Augen fiel, wie durch ein Sieb, und da man sich eben wunderte, daß dieses lächerliche Ding wirklich lebte, starb sie selbst, ohne weiteres. Und da war nun die Haushälterin wieder obenauf, wie das so geht.
Pán Mráz hat diese doppelte Enttäuschung nicht vergessen. Er läßt sich langsam breit werden in den geräumigen Stühlen und erhebt sich nur, wenn Besuch kommt. Das ist nicht oft. Er läßt dann Wein kommen und redet in seiner matten melancholischen Weise über Politik, wie über etwas sehr Trauriges. Er vollendet keinen Satz und wird wild, so oft der Nachbar ihn falsch ergänzt. Gelegentlich springt er auf und schreit: »Václav!«
Nach einer Weile tritt ein schlanker, junger Mensch ein.
»Komm her, mach deine Verbeugung vor dem Herrn«, brüllt Herr Mráz. Und dann zu dem Gast: »Verzeihen Sie, das ist nämlich mein Sohn. Ja, ich sollte es eigentlich gar nicht sagen. Würden Sie mir glauben, daß er achtzehn Jahre ist? Ich bitte, achtzehn Jahre. Genieren Sie sich nicht. Sie werden sagen, er ist fünfzehn höchstens. Natürlich. Sehen Sie diese Arme, bitte. Václav, du bist achtzehn Jahre. Schämst du dich nicht?« Und dann schickt er den Sohn wieder fort. »Er macht mir Sorgen«, brummt er, »er ist zu gar nichts. Und wenn ich heute die Augen zudrücke «
Darauf sagte neulich ein Gast: »Was wollen Sie denn, lieber Herr Mráz, wenn die Zukunft Sie wirklich beunruhigt, mein Gott Sie sind noch jung versuchen Sie’s noch einmal, heiraten Sie «
»Was?« schreit Herr Mráz, und der Fremde verabschiedet sich so schnell als möglich.
Allein nicht ganz vierzehn Tage später zwängt sich Pán Václav in seinen schwarzen Rock und fährt nach Skrben.
Skrbenskys sind vom ältesten Adel und verhungern lautlos auf ihrem letzten Stammsitz. Von dort holt Herr Mráz die Jüngste, Komtesse Sita. Die anderen beneiden sie, denn Mráz ist sehr reich. Die Hochzeit ist bald und ohne alles Gepränge.
Zu Hause erst merkt Herr Mráz, wie zart und blaß Sita ist. Er fürchtet im Anfang »diese Gräfin da« zu zerbrechen. Dann aber denkt er: Wenn es eine Gerechtigkeit giebt, muß sie mir einen wahren Riesen schenken. Und er wartet.
Aber es giebt keine Gerechtigkeit, offenbar.
Frau Sita bleibt wie ein Kind. Nur ihre Augen bekommen das große Staunen. Sonst geschieht nichts. Sie wandert ewig umher im Park, im Hof oder im Haus. Jeden Augenblick muß man sie suchen. Einmal kommt sie gar nicht zum Essen. »Es ist so gut, als hätte ich überhaupt keine Frau « flucht Herr Mráz. In dieser Zeit wird sein Haar rasch weiß, und er geht nur schwer. Gleichwohl macht er sich eines Nachmittags selbst auf, Frau Sita zu finden. Ein Diener weist ihn in den sonst stets verschlossenen Trakt des Schlosses. Auf seinen leisen Filzschuhen schleicht Herr Václav durch die duftende Dämmerung dieser müßigen Zimmer; immer an den prahlerischen Kaminen und an
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