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Die Erziehung - Roman

Die Erziehung - Roman

Titel: Die Erziehung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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stiegen vom Pferd. Gaspard ließ sich zu Boden gleiten. Hundegebell erfüllte die bereits von Pollen und Pferdegeruch gesättigte Luft. Er rieb sich die Augen, wischte sich das Pech von der Stirn, um sich wieder in das Jagdgetümmel zu werfen. Die Männer drängten vorwärts; Gaspard klammerte sich an einen Steigbügel. Er beugte sich vor, um seinen Bauch zu schonen, doch die Wunde zuckte weiter und steigerte seine Benommenheit. Vor ihnen lag der Fluss. Der Jubel der Männer überdeckte das Rauschen der Strömung. Gaspard schwankte auf das Ufer zu, hob die Hand, um Hilfe zu erbitten. Er sah das Reh, das bis zur Brust ins glänzende Wasser vorgedrungen war. Die Sonne warf ihr Licht in die tobende Flut, und Gaspard wich einen Schritt zurück, bedeckte seine Augen. Die Meute bellte, brannte darauf, sich hinter der Beute ins Wasser zu stürzen, überdeckte mit ihrem Lärm alle Stimmen. Die Feuchte des Ufers legte sich um Gaspards Brust, erregte seine Übelkeit. Er rutschte aus und hielt sich an der Schulter des Pferdes fest. Das Tier schlug aus; er machte ein paar Schritte, versank mit den Füßen im Schlick, griff nach den riesigen Schilfhalmen. Etienne und d’Uzens überholten ihn und packten das Wild mit bloßen Händen. Gaspard strauchelte, fiel auf die Knie. De Valny fing ihn ab, und ein Diener eilte herbei, um ihn zu stützen. Ein Hund sprang ihm fröhlich ins Gesicht, leckte Wange und Auge. Die Berührung der Hände auf seinen Armen, der Speichel des Beagles auf seiner Haut kamen ihm unwirklich vor. Er betrachtete die Szene, als ginge sie ihn nichts an. Etienne umfasste jetzt den Hals des Rehs, drückte seinen Kopf unter Wasser, während d’Uzens und der Pikör den vor Verzweiflung gespannten Körper festhielten, ihre Finger ins braune Fell stießen. Als der Kopf des Tieres wieder auftauchte, mischte sich sein Röcheln mit den wütenden Stimmen, dem Zischen der Gischt, die die Jäger aufspritzen ließen. Mit einer Heftigkeit, die die Grenzen seines Körpers ins Wanken brachten, spürte Gaspard eine Sturzflut in sich aufsteigen, die ihn ganz und gar ausfüllte. Als wollte ein schwefeliger Geysir aus seinem Mund hervorschießen. Es würde erst nachlassen, wenn sein Körper, von seinem Saft geleert, von dem Gift gereinigt, wie eine abgestreifte Haut am Ufer liegen würde. Er hatte einmal am Rand eines Wasserlaufes Libellenexuvien gesehen. Ein Bild der fleischfressenden Larven, dessen Hässlichkeit ihn verblüffte, tauchte vor ihm auf. Hinter seinen geschlossenen Lidern sah er, wie der Thorax platzte und eine grazile Kreatur emporflog. Etiennes Erscheinen hatte diese Zerrüttung in Gang gesetzt, und das Ertränken des Rehs, tief mit Quimper verbunden, konkretisierte sie. Die Tötung des Tieres erinnerte ihn daran, wie Quimper sein Fleisch geprägt hatte. Diese Erde, die Gaspard verleugnete, hatte nie aufgehört, ihn zu bewohnen, sein Wesen auszumachen. Daran hatte Paris nichts geändert, keine Erniedrigung maskierte diese Wahrheit: Despotisch erstand sie vor ihm und forderte ihre Rechte ein. Gaspard konnte sich der Bretagne nicht entziehen. Die Lunge des Rehs füllte sich vor seinen Augen mit Wasser, das Tier zuckte. Der Comte Etienne de V. und die anderen Männer trieften, auf ihren ekstatischen Gesichtern glänzte die Sonne. Gaspard brach zusammen.
    Quimper, weiß: Der Wald endet abrupt. Gaspard kneift die Augen zu, die Sonne reißt zwei Wolken auseinander und blendet ihn. Vor ihnen tost der wutentbrannte Eier. Die Regenfälle haben ihn über sein Bett hinausgetrieben, die Fluten entwurzeln die Bäume am Ufer. Einer von ihnen liegt quer über dem Bach, ein Splitter im durchsichtigen Fleisch. Seine Äste halten den Kadaver des Schweins fest. Es hat sich auf seiner Flucht über den Fluss gewagt. Sein Körper prallt gegen den Stamm, das Wasser schlägt auf seine Wirbelsäule. Der Vater schreit Gaspard etwas zu, doch der Sturzbach übertönt seine Stimme. Er errät, dass wenigstens das Fleisch gerettet werden soll, wenn das Tier schon verloren ist. Mehrere hundert Kilo Fleisch. Der Sohn ruft dem Vater zu, dass sie es zu zweit nicht schaffen werden. Es braucht mehr Männer oder ein Pferd. Der Vater will nichts davon hören, steigt ins Wasser. Gaspard folgt ihm, ihre Füße rutschen in den Schlamm, in die Ablagerungen, mit denen der Fluss sogleich ihre Beine versieht. Sie verlieren das Gefühl in ihren Gliedern. Gaspard will den Vater am Arm zurückhalten, packt ihn an der Hand. Es ist zu riskant, sie werden es nicht

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