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Die Erziehung - Roman

Die Erziehung - Roman

Titel: Die Erziehung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Présidente gemacht hatte. Er war dabei gewesen, in den Niederungen von Paris zugrunde zu gehen, dann hatte er seine Verwandlung in Angriff genommen. Mehr noch als Raynaud und d’Annovres warf ihn Etienne durch einen einzigen Blick auf den Rang eines Hungerleiders und Strichjungen zurück. Gaspard, der von einem Schwindel erfasst wurde, war bloßgestellt, dem allgemeinen Urteil ausgesetzt. Etienne überführte den Betrüger, der er stets geblieben war, während er sich eingeredet hatte, ein Edelmann zu sein. Der Baron Raynaud kannte seine Ambitionen, doch nur ein einziger Mann, Etienne de V., kannte das Ausmaß der Irreführung, die Reichweite des Betrugs, den er inszeniert hatte. Mit seinem Auftauchen war Gaspard entlarvt. Keiner der anderen jedoch schien sich um Etiennes Anwesenheit oder Gaspards Verblüffung zu kümmern. Sein Groll, seine Erniedrigung machten sich wieder bemerkbar. Der Comte de V. war der Grund seines Falls, er war schuld an den Nächten der Verzweiflung im Keller des Ateliers, an seinem Herumirren auf den Straßen, der Begegnung mit Emma und der an der Seite seiner Kunden durchlebten Hölle. In seinem Unterleib tobte der Hass. Endlich schienen die Männer von ihm, von seinem abgespannten Gesicht Notiz zu nehmen. Gaspard meinte in ihren Mienen Argwohn zu lesen: Hatte Etienne vielleicht den Bauernjungen, den Stricher schon überführt, bevor er eingetreten war? Gleich würde Gaspard diffamiert, blamiert und noch mehr beschmutzt. Paris schob sich in seine Erinnerung, sein Dreck und sein Appetit, sein Fluss, der eine Vergangenheit anschwemmte, die an Haut und Seele nagte. Lucas tauchte auf, das Flößholz, das Zimmer im Faubourg Saint-Antoine, der Schweiß der erschöpften Männer an seiner Seite in der Rue du Bout-du-Monde. Gaspard hatte geglaubt, diese Welten, die Etiennes Anwesenheit nun wiederauferstehen ließ, kraft seines Ehrgeizes hinter sich gelassen zu haben. Der Comte war der Auslöser seines Niedergangs gewesen, er verdiente seinen Hass. Es wäre legitim gewesen, zu fliehen oder ihn gar zu töten, denn Etienne musste aus seinem Blickfeld verschwinden, es musste verleugnet werden, dass er überhaupt existiert hatte. In seinem Blut jedoch tat sich etwas Erstaunliches: Da brodelte das Verlangen nach dem Comte, hatte ihn erneut im Griff. Es war nicht rohe Besitzlust, sondern das Bedürfnis, sich auf Etienne zu stürzen, in ihm zu versinken, zu verschwinden, seine Seele in seine Hände zu legen in der Hoffnung auf eine Verurteilung, eine Verdammung.
    Da ist noch immer etwas Vertrautes, dachte der Comte Etienne de V., als Gaspard vor ihm stand, doch im Körper und im Gesicht hat eine Verwandlung stattgefunden. Er hatte ihn nicht sofort erkannt, so fremd war ihm die Physiognomie geworden, was noch durch die Jagdkleidung unterstrichen wurde. Gaspard bewegte sich selbstsicher, schwungvoll, hatte ein mageres Gesicht. Dieses Gesicht, dachte Etienne , hat an Schönheit und Strenge gewonnen; dieses Gesicht hat seine Ungehobeltheit verloren . Eine eigensinnige Stirn, zwei Falten in der Haut, in den Augen noch immer diese raffinierte Mischung von Blau und Grün. Etienne stellte sich seine Haut weiß und glatt vor, dachte, dass eine dunkle Schönheit von dem Jungen ausging und seine Gestalt etwas von der Düsterheit von Treibgut hatte. Voller Rührung erkannte er schließlich Gaspard, das in die Welt entlassene Kind, über dessen Vorankommen, dessen Erziehung er gewacht hatte und das nun zu ihm zurückkehrte. In diesem Augenblick, den er sich erhofft hatte, stellte Gaspard den Comte de V. in doppelter Weise zufrieden: Die Ware war rechtzeitig geliefert worden, das Treffen fand zur exakten Stunde statt, und die Übereinstimmung war erfreulich. Der Perückenmacherlehrling entsprach, wie er vermutet hatte, dem Stein, der, einmal poliert und ziseliert, das Juwel offenbart. Der Schüler übertraf noch die Erwartungen seines Lehrers. Der Comte Etienne de V. kam ganz auf seine Kosten: Sein Einsatz war schwach gewesen, der Gewinn dafür beträchtlich. Um dem Schweigen, das während des gegenseitigen Erkennens auf dem Salon gelastet hatte, ein Ende zu setzen, trat er vor, um die Frucht seiner unerschütterlichen Geduld zu begrüßen.
    Quimper, grau: »Gehen wir zum Fluss«, sagt der Vater. Das Tier war durch den Wald geflohen, der den Hof vom Fluss Eier trennt. Sie gehen, auf Stöcke gestützt, am Waldrand entlang. Gaspard hat die Enden in der Glut des Kamins gehärtet. Er nimmt an, dass die Mutter noch immer vor

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