Die Erziehung - Roman
d’Annovres reproduzieren. Er war in den Stoff eingewoben, war dieser Reiter, für den er damals nur Verachtung übrighatte. Seine Lustlosigkeit unterschied ihn von den anderen Jägern; Etiennes Erscheinung schob sich vor die Landschaft. Der Comte tätschelte den Hals seines Pferdes, beugte sich gelassen über die moirierte Mähne, sprach in heiterem Ton mit den anderen Männern, holte schließlich mit dem Blick Gaspards Meinung ein. Dieser nickte, ohne den Sinn seiner sibyllinischen Worte zu verstehen.
Die Hörner kündeten von der Jagd auf das Reh; d’Uzens teilte die Gesellschaft auf. Es war eine Jagd ohne Ansprüche, sogar ein paar Diener waren mit von der Partie. Die Hunde wurden losgelassen, stürzten sich ins Unterholz. Die Reiter setzten sich in Bewegung, und Gaspard versuchte sich dem Takt seines Pferdes anzupassen. Vor ihm konzentrierte sich Etienne auf die Jagd, nichts schien ihn an die Anwesenheit Gaspards zu erinnern, der einer Ohnmacht nahe stand. Jeder Schritt war ein Schlag in seinen Körper. Die Hörner in der Ferne zeigten ihnen die Fluchtrichtung des Rehs; die Töne dröhnten in seinen Ohren, brachten ihn um das Gleichgewicht, und als das Pferd über einen Strauch hinwegstieg, musste er sich am Sattelkopf festhalten, um nicht herunterzufallen. Die Spuren des Wilds waren undeutlich, das Tier wusste, dass es gejagt wurde, und schonte seine Kräfte, hängte die Meute immer wieder ab und musste von neuem lanciert werden. Die Pferde, die so nah wie möglich am Wild bleiben mussten, schwitzten ausgiebig. Der Himmel über der dahinpreschenden Jagdgesellschaft war absolut wolkenlos. Die Sonne brannte durch die Äste auf die Köpfe, und ihr Licht fiel Gaspard auf Gesicht und Stirn, verteilte sich auf dem Blattwerk, den Flechten und Farnen, glitzerte in tausend Splittern. Gaspard schauderte. Der Schweiß durchtränkte seine Kleider, lief ihm über den Rücken, die Brust, sämtliche Glieder, sammelte sich in den Mundwinkeln und hinterließ auf der Zunge einen bitteren Geschmack. Die Anstrengung und die Bewegungen des Reitens reizten seine Wunde. Die Ränder öffneten sich wieder unter dem Verband und nahmen den Schweiß auf, nässten erneut, durchtränkten die behelfsmäßige Gaze, verursachten ein qualvolles Ziehen an seinem Bauch. Der Schmerz strahlte auf seine Eingeweide aus, brachte den Körper zum Glühen, erhob sich rings um Gaspard und das Pferd, verformte den Wald. Er nahm die Umgebung nur noch verschwommen wahr, ein Weiß, das die Welt auflöste. Ist es möglich , dachte er stockend, dass Etiennes Rückkehr eine Qual von solchem Ausmaß erschaffen hat? Obwohl sie sich weit weg von der Hauptstadt befanden, schien deren Essenz unter der Stumpfheit der Sonne hervorzuquellen, maskiert vom Geruch der Moose und des Gehölzes. Die Hörner steuerten die Jagd, und die Männer bewegten sich durch die kurz geschnittene Vegetation voran, ohne dass einer von ihnen Gaspard beachtete. Er versuchte, den Comte Etienne de V. nicht aus den Augen zu verlieren, doch seine Verwirrung wurde immer größer, bis er das Gefühl hatte, über der Wirklichkeit zu schweben. Die glühenden Farben, die fliehenden Gestalten, die verschwommenen Töne ließen Gaspard zweifeln, ob er am Morgen wirklich aufgestanden war und Etienne wiedergesehen hatte. Befand er sich nicht in einem Traum? Die Rückkehr, die Anwesenheit des heimlichen Geliebten, die ihn zwang, seiner Mittelmäßigkeit in die Augen zu sehen, hatte nichts zu bedeuten. Doch konfrontierte ihn der Graf mit seiner unsicheren Lage. Das Nichts, das früher die reale und eingebildete Materie der Seine verkörpert hatte, schnappte erneut nach ihm. Unter einer bleiernen Sonne setzte sich die Jagd am Saum eines Waldes, dann auf einer Brachwiese fort. Gaspard blinzelte und sah das fliehende Wild, die dahinjagende Meute. Das Reh warf sich als fahlgelber Pfeil von der wankenden Erde in den flirrenden Himmel. Der Galopp der Pferde schleuderte die trockene Erde in die Gesichter der Männer, pulverisierte die hohen, verkohlten Gräser. Die Hörner kündeten von der Nähe eines Wasserlaufs. Gaspard schloss die Augen zur Hälfte, seine letzten Kräfte verließen ihn. Seine Beine rutschten haltlos über die Flanken des Pferdes, er glitt über den Sattel, die Hände versuchten vergeblich nach den Zügeln zu fassen. Die Ungereimtheit von Etiennes Rückkehr verwandelte die Materialität der Welt, und Gaspard war gezwungen, einen Sinn an der Zerrüttung seines Körpers zu finden.
Die Männer
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