Die Essenz der Lehre Buddhas
was uns ansonsten Leid bereiten würde.
Wie unsere Praxis anzulegen ist
Wichtig ist, dass wir unsere Praxis richtig aufbauen. Zunächst machen wir uns klar, wie selten und kostbar unser menschliches Leben ist. Danach betrachten wir unsere Vergänglichkeit, den unvermeidlichen Tod. Wir führen uns das Karma-Gesetz von Ursache und Wirkung vor Augen – dass aus unserem unguten Verhalten Schmerz erwächst und aus unserem guten Glück. Schließlich widmen wir uns der Betrachtung der Leiden, die sich in diesem Kreislauf von Leben und Tod durch unser Dasein ziehen. Durch diese vorbereitenden Gedanken bildet sich in uns Mitgefühl gegenüber den unzähligen Lebewesen, die wie wir im Samsara leiden. Mitgefühl – der Wunsch, sie von allen Leiden zu befreien – legt die Saat des Bodhicitta in uns und lässt uns erkennen, dass wir die Fähigkeit, anderen zu helfen, aufbauen müssen.
Die Kraft unseres Mitfühlens entscheidet darüber, ob wir Bodhicitta erzeugen können oder nicht. Um mitfühlen zu können, müssen wir uns nicht nur anderen nahe fühlen, sondern auch die Art der Leiden verstehen, von denen wir sie gern befreit sähen. Je klarer wir die Notlage anderer erkennen, desto eher wird ihnen unser Herz zufliegen.
Für den Anfang ist es einfacher, unser eigenes unbefriedigendes Dasein zu erkennen. Wir müssen es uns eingestehen und klar benennen – bis hin zum Widerwillen. Wir werden unsere eigenen geistigen Plagen und die von
ihnen ausgehenden Einstellungen und Gewohnheiten als abstoßend empfinden, all die Umstände, durch die wir in unserer jetzigen Lage sind. Machen wir uns ganz klar, dass die Plagen ihrer Natur nach destruktiv sind, nämlich der Ursprung aller unserer Leiden. Dazu ist es wichtig, dass wir uns mit der Mechanik des Karmas auskennen.
Mit Karma, davon war weiter oben schon die Rede, bezeichnen wir eine Dynamik, nach der sich aus bestimmten Handlungen bestimmte Folgen ergeben. Das muss aufgenommen, verstanden und in der Meditation betrachtet werden, damit wir dann klar sehen, dass wir unserem Handeln, besonders mit unserem geistigen Handeln, selbst für die Schwierigkeiten in unserem Leben verantwortlich sind.
Mit Gedanken über Tod und Vergänglichkeit wächst unser Sinn für die Dringlichkeit unserer Praxis. Oberflächliche Kenntnisnahme reicht dazu nicht aus, da sie doch wieder verblasst. Halten wir uns vor Augen, dass wir sterben könnten, ohne die Chance, die uns durch dieses menschliche Dasein geboten wird, wirklich genutzt zu haben. Deshalb ist es so wichtig, ein Gespür für die Kostbarkeit dieser uns gegebenen menschlichen Existenz zu bekommen.
So beginnen wir auch unsere Meditation: mit der Betrachtung des Werts unseres Lebens als Mensch und der Chancen, die es mit sich bringt. Wir bekräftigen unseren Entschluss, dieses Leben gut zu nutzen, mit Gedanken
über unseren bevorstehenden Tod. Danach betrachten wir die Wirkungsweise des Karmas und die Leiden, die das zyklische Dasein naturgemäß mit sich bringt. Solche Gedankengänge führen dazu, dass wir uns innerlich von den Dingen des Samsara lösen.
Um zu echter Wertschätzung dieses menschlichen Daseins zu finden, vergegenwärtigt man sich in der geistigen Schulung die anderen Lebensformen in den verschiedenen Daseinsbereichen. Im Buddhismus kennen wir drei niedere Bereiche, in denen wir wiedergeboren werden können, wenn wir in diesem Leben unseren Vorteil auf Kosten anderer suchen. Besonders schlimmes Verhalten dieser Art kann sehr leidvolle Existenzen in heißen oder kalten Höllen nach sich ziehen, während wir uns mit weniger abträglichem Verhalten vielleicht die Schmerzen und den Hunger der Pretas oder hungrigen Geister einhandeln, die an unstillbarem Verlangen leiden. Negatives Handeln einer noch weniger schädlichen Art liefert uns vielleicht einem oder mehreren Leben als Tier aus, das sich in seiner Unwissenheit nicht spirituell entwickeln kann und mit seinem niederen Wesen weitere Leiden auf sich zieht. Außer dem menschlichen Bereich, in dem wir uns jetzt durch gutes Geschick aufhalten, gibt es dann noch die Welten der Götter und Halbgötter, die uns aufgrund besonders guter oder neutraler Taten erwarten.
Das mag als vereinfachende Darstellung der buddhistischen Lebenswelten genügen. Jeder muss für sich selbst das Wirken des Karma-Gesetzes erkennen und erkunden,
um so den Anstoß zu einem Verhalten zu bekommen, das uns selbst und die Menschen in unserer Umgebung glücklich macht.
Wenn wir uns die Leiden der niederen
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