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Die Essenz der Lehre Buddhas

Die Essenz der Lehre Buddhas

Titel: Die Essenz der Lehre Buddhas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalai Lama
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Bereiche vergegenwärtigt haben und zu tiefer Wertschätzung dieses menschlichen Daseins gelangt sind, sehen wir klar, dass der Tod uns von der Vollendung dessen abhalten könnte, was wir in diesem Leben zu tun haben. In der Befürchtung, die Chance dieses menschlichen Daseins vielleicht nicht voll auszuschöpfen, werden wir uns vor Augen führen, wie unser eigennütziges Handeln Leid für uns und andere nach sich zieht und dass unser selbstloses Handeln Glück bedeutet.
    Durch solche Überlegungen wird uns deutlich, wie die Plagen des Geistes uns an diese leidvolle Verfassung im zyklischen Dasein fesseln, und das weckt in uns den Wunsch, Samsara gänzlich hinter uns zu lassen. Wenn wir uns aus der Verstrickung in die Angelegenheiten des zyklischen Daseins lösen, bedeutet das nicht die Abkehr von Freunden, Angehörigen oder unserem Hab und Gut, sondern wir nehmen ihnen gegenüber eine andere Haltung ein. Wir bleiben nicht in den Dingen der Welt befangen, sondern befreien uns aus ihrer Umklammerung, was insbesondere bedeutet, dass wir die geistigen Plagen des Begehrens und Widerwillens ablegen, die uns an das Samsara fesseln.
    Je mehr uns diese Plagen abstoßen und je tiefer wir das Wesen unserer Leiden erfassen, desto mehr verlagern
wir unsere Aufmerksamkeit auf andere und desto größer wird unser Mitgefühl. Wir erkennen: Wie ich nicht leiden möchte, so möchten auch andere nicht leiden. Wenn wir sie in den Teufelskreisen ihrer leidvollen Verfassung gefangen sehen, wächst unser Mitgefühl ebenso wie unser Unmut angesichts der geistigen Plagen, denen all die Leiden zu verdanken sind. Wir bekommen das Gefühl, nicht genug dagegen ausrichten zu können, und eben dieses Gefühl bewegt uns, den Zustand der endgültigen Erleuchtung anzustreben. Das ist die Intention, die wir Bodhicitta oder Erweckungsgeist nennen.
    Leid und Neid
    Wenn wir uns die Leiden aller Lebewesen vor Augen führen, sollten wir vor allem die Allgegenwärtigkeit dieser Leiden im Blick haben. Worin bestehen sie eigentlich? Sie sind die Lage, in der wir uns aufgrund von Gewohnheiten befinden, die wiederum ihren Ursprung in Taten und geistigen Plagen der Vergangenheit haben. Wir müssen daher den Wunsch in uns wachsen lassen, dass alle Lebewesen diese subtilen Bedingungen des Leidens in sich überwinden, eines Leidens, das ihr Dasein prägen wird, solange sie im zyklischen Dasein bleiben.
    Und wie allgegenwärtig dieses Leid ist! Bei einem alten Bettler auf der Straße empfinden wir natürliches Mitgefühl.
Wenn einer Erfolg, Reichtum und Macht hat, werden wir wohl eher Neid als Mitgefühl empfinden, doch damit zeigen wir nur unser mangelndes Verständnis für die Tatsache, dass alles bedingte Dasein voller Leid und Schmerz ist. So schwierig die Lebensumstände unseres Bettlers sein mögen, seine Bedürfnisse – etwas zu essen und einen Schlafplatz finden – sind einfach, und so findet er vielleicht eher inneren Frieden als der Erfolgsmensch mit all den Erwartungen, die er selbst hat oder erfüllen muss, mit dem ganzen Konkurrenzdruck und den Enttäuschungen eines solchen Lebens. Wenn wir erkennen, wie sehr er von teils heftigen und unguten Gefühlen tyrannisiert wird, geht uns auf, dass auch der Erfolgsmensch unser Mitgefühl verdient hat. Betrachtungen dieser Art weiten den Kreis unseres Mitgefühls, bis er irgendwann sogar die einschließt, die uns schlecht behandeln.
    Die Mechanik des Karmas
    Wenn jemand Schaden anrichtet, dabei aber nicht unter dem Einfluss negativer Emotionen steht, ist es aus buddhistischer Sicht so, dass er sich damit nicht unbedingt schlechtes Karma auflädt, das ihm in der Zukunft schaden könnte. Wenn jemand das schädigende oder verletzende Verhalten eines anderen erträgt und hinnimmt,
kann er damit seine eigenen unguten Taten der Vergangenheit entkräften – zumal diese Taten, karmisch gesehen, ohnehin der tiefere Grund für die schlechte Behandlung sind, die er jetzt erfährt. Wenn mich also jemand schlägt, bekomme ich die Folgen meiner eigenen schlechten Taten der Vergangenheit zu spüren. Durch die Schläge, die ich erdulde, verlieren meine eigenen früheren Missetaten die Kraft, mir weiteren Schaden zuzufügen.
    Wünsche und Ärger gehen gern Hand in Hand. Wenn wir uns etwas sehr wünschen, der Wunsch jedoch unerfüllbar erscheint, weil sich jemand in den Weg stellt, werden wir böse. Grund dieses Ärgers ist unser starkes Haften an dem, was wir haben wollen. Das Gefühl eines Ichs, das dieses Objekt begehrt,

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