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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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anders, glaub mir. Die ist völlig präsent, die hat alles im Blick, die schweigt bewusst. Es fröstelt mich in ihrer Nähe, die wirkt auch ohne Worte eiskalt. Vielleicht steht sie ja unter Medikamenten. Es gibt zum Beispiel Präparate gegen Parkinson, da versteinert sich die Mimik auch, wer weiß. Karin, glaub mir, mit der stimmt was nicht.«
    Simon machte sich auf den Weg, sein zögernder Gang verriet, dass er sich nicht sicher war, ob Karin verstanden hatte, was er ihr mitteilen wollte.
    Die überschüssigen Rettungskräfte zogen sich zurück, mitten in der Kolonne erkannte Karin Burmeesters alten roten Polo. Er und der alte Hase Simon waren ein eingespieltes Team im Überbringen schlechter Nachrichten. Simon wirkte tröstlich und konnte auch schon mal laut seufzend einen Arm tätscheln, während Burmeester mit getragener Stimme, die Verständnis und Bedauern vermittelte, die passenden Worte fand.
    * * *
    Die Fahrt nach Duisburg in die Unfallklinik und zur Spedition am Hafen hatte Tom Weber übernommen. Sein seriöses Auftreten, kurze graue Haare, gepflegte dunkle Kleidung, konnten heute leicht bewirken, dass ein Streifenbeamter ihn mit einem Bestatter verwechselte. Er parierte solche Situationen ohne Überheblichkeit, blieb stets klar und konzentriert. Sein Kollege Jeremias Patalon wollte sich um die linksrheinisch aufgenommenen Verletzten in den Krankenhäusern in Xanten und Geldern bemühen. Der dunkelhäutige Mann, den jeder Jerry nannte, hätte in der altgedienten Krimiserie »Miami Vice« glatt eine Hauptrolle besetzen können. Er kam gebürtig aus Haiti, war aber bei Adoptiveltern am Rhein aufgewachsen, ein waschechter Weselaner und seit Kurzem sogar Mitglied im Schützenverein in Fusternberg. Frotzelnde Kollegen nannten ihn »King Jerry« und schlossen bereits Wetten ab, ob er in diesem Jahr auf den Vogel schießen würde. Er und Tom Weber bildeten ein erfolgreiches Ermittlerteam, ergänzten sich in Ruhe und Sachverstand.
    Der gelbe Autokran ließ den aufgerichteten Lkw mit lautem, metallischem Knirschen von den Gurten. Karin Krafft wandte sich bei diesem unheimlichen Geräusch aufgeschreckt um. Eine plötzliche Welle von Panik erfasste sie, kalter Schweiß auf der Stirn, feuchte Hände, rasender Herzschlag. Sie war unfähig, sich so schnell zu bewegen, wie sie ihren Muskeln befahl. Karin Krafft stand wie angewurzelt da und rief den Kollegen in ihrer Nähe.
    »Heierbeck, bitte …«
    Er kam näher, blickte in ihr kreidebleiches, schweißbenetztes Gesicht und erkannte auf Anhieb, wie es ihr ging.
    »Frau Krafft, kommen Sie, wir gehen zum Zelt.«
    Er schlang seinen Arm fest um ihre Schultern, drehte sie vom Tatort weg und schob sie in das tarnfarbene Zelt. »Immer schön langsam und gleichmäßig atmen, ja? Ist schon belastend hier, ich weiß, aber so kenne ich Sie gar nicht.«
    Karin Krafft atmete tief durch, verbarg ihr Gesicht hinter den Händen, schweigend saßen sie sich gegenüber. Nach ein paar Minuten schaute sie Heierbeck an.
    »Der Laster, dieses furchtbare Geräusch. Ich hatte für Bruchteile von Sekunden die Bilder eines explodierenden Lkw in Bagdad vor Augen. In die ahnungslose Menge gelenkt und einfach gesprengt.«
    Immer noch im weißen Schutzanzug organisierte Heierbeck zwei Becher mit dampfendem Tee von einem emsigen Malteserhelfer, reichte ihr das Heißgetränk. Nach wenigen Schlucken wurden ihre Wangen wieder ansatzweise rosig.
    »Ob in dem Wrack dahinten auch noch irgendwas schlummert? War das ein wie auch immer religiös orientierter Attentäter?«
    Heierbeck schüttelte heftig den Kopf. »Nein, der hätte das Geld im Führerhaus nicht in Gefahr gebracht. Der hier wollte überleben.«
    »Am linken Niederrhein ein Auftragskiller in einem Lkw, das klingt doch völlig irreal. Am Ende war’s noch ein Terrorakt, dann sind wir nicht mehr im Geschäft, dann kommt direkt der Staatsschutz. Andererseits könnte ein fanatischer, religiös motivierter Täter ihm verhasste Christen angreifen wollen. Eine Pilgerguppe ist ein einfach zu treffendes Ziel.«
    Heierbeck nahm den letzten Schluck Tee. »Ich mag gar nicht darüber nachdenken. Nichts anderes, als was vor Ihrem inneren Auge ablief, sehen wir täglich in den Medien. Anschläge, für die ganz normale Fahrzeuge präpariert werden, mit unauffälligen Fahrern hinter dem Steuer. Nur, der hier hat garantiert nicht damit gerechnet, dass ihm etwas passiert. Man hat nicht so einen Batzen Geld dabei, um damit zu sterben. Der sollte vielleicht sogar

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