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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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den Pleitestaat ergebnisoffen seien. Man durfte also hoffen, den Albtraum der rebellischen Bankrotteure bald beendet zu sehen.
    Die Hoffnung trog, Mister Euro hatte den deutschen Riesen wieder einmal an der Nase herumgeführt. Denn für ihn hat es wohl hier in Wahrheit nie etwas zu besprechen gegeben, geschweige denn, dass er je vorgehabt hätte, den Verbleib der Hellenen am Euro-Futtertrog infrage zu stellen. Nein, für ihn gehörte Griechenland zur Euro-Zone wie diese zu Europa – offenbar untrennbar in alle Ewigkeit. Damit stand Juncker beileibe nicht allein, denn auch der französische Präsident Hollande wiederholte Mantra-artig: »Griechenland bleibt drin.«
    Eigentlich hätte die deutsche Regierung zumindest ihre Irritation zeigen müssen. Aber wie im Fall des »simplen Denkens« hielt sie still. Einem Charmeur wie Juncker, so zeigte sich, konnte sie einfach nicht böse sein. Bald fand sich seine linke Hand wieder auf Angela Merkels rechter Schulter. Zwei Jahre später waren auch seine Euro-Bonds – indirekt als ESM und dann schon direkter durch die Zusage Mario Draghis: »Ich werde alles tun, um den Euro zu retten« – eingeführt. Wie sagte Mister Euro so schön? »Wenn es ernst wird, muss man lügen.«
    Oder Druck machen. Mit Lügen Druck machen, versteht sich. Für den Neujahrsempfang der Presse 2013 hatte sich der Luxemburger Ministerpräsident einen merkwürdigen Kommentar ausgedacht. Er wies die anwesenden Journalisten darauf hin, dass 1913 das letzte echte Friedensjahr vor den beiden Weltkriegen war. Das luxemburgische RTL -Radio, sozusagen his master’s voice , deutete das dahingehend, »das Jahr 2013 könne ein Vorkriegsjahr werden wie das Jahr 1913, wo alle Menschen an Frieden glaubten, bevor dann der Krieg kam«.
    Diese ungeheuerliche Anspielung, die mit der Wahrheit oder auch Wahrscheinlichkeit nicht das Geringste zu tun hatte, kann getrost als eine der Zwecklügen des scheidenden Euro-Gruppen-Chefs verbucht werden. Den Deutschen, deren Europamüdigkeit mit Händen zu greifen ist, rief er damit in Erinnerung, dass sie sich schon zweimal gegen Europa gestellt und dafür totale Zerstörung und Inflation geerntet hatten. Man nennt das eine Drohkulisse, und sie soll den Adressaten einschüchtern.
    Zwei Monate später trieb der Luxemburger seinen Zynismus – mir fällt kein passenderes Wort ein – noch weiter. Dem Spiegel sagte er, dass man einen Krieg unter Europäern schneller haben könne, als man glaube. »In der Debatte um die Zukunft der Währungsunion«, so referierte das Magazin, »warnte Juncker davor, dass sich die Konflikte in Europa gefährlich zuspitzen könnten.« Originalton Juncker: »Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.« Schlimmer noch: »Mich frappiert die Erkenntnis, wie sehr die europäischen Verhältnisse im Jahr 2013 denen von vor 100 Jahren ähneln.« Welch hanebüchener Unsinn, als stünden sich die Panzer schon am Rhein gegenüber. Und doch: Gibt es eine raffiniertere Art, mit Lügen Druck auszuüben?
    Euro-Lügen, wohin man blickt: Präsident François Hollandes Ex-Haushaltsminister, Jérôme Cahuzac, der eigentlich oberster Spürhund für Steuersünder sein müsste und dies, unter dem Applaus der heimischen Medien, auch bekräftigt hat, musste zugeben, dass er selbst Schwarzgeldkonten in der Schweiz und in Singapur unterhielt. Auch Finanzminister Laurent Fabius, einem der angesehensten Politiker Frankreichs, wurde von der Libération vorgeworfen, über ein Schwarzgeldkonto in der Schweiz zu verfügen. Fabius, oberster Euro-Funktionär des Landes, hat erst mal dementiert.
    Auch der wegen seiner Seriosität in Deutschland hochgeschätzte Ministerpräsident Spaniens, Mariano Rajoy, steht unter Korruptionsverdacht: Die Rede ist von schwarzen Kassen, verdeckten Parteispenden, unversteuerten Zahlungen an Parteifreunde, sogar Sonderzahlungen, die er selbst erhalten haben soll. Mittlerweile musste Rajoys Schatzmeister Luis Bárcenas wegen Fluchtgefahr seinen Pass abgeben. Einen gerichtsnotorischen Rechtsbrecher wie Silvio Berlusconi muss man wohl nicht eigens erwähnen.
    Dies alles sind führende Vertreter der Nehmerländer, denen wir unsere Milliardenbürgschaften anvertrauen. Dies sind die Garanten dafür, dass wir unsere Milliardenkredite irgendwann zurückbekommen. Dies sind die Galionsfiguren, die in der Öffentlichkeit für die Solidität der

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