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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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geprellt.
    Zum Falschspiel gehört, dass auf europäischen Fernsehschirmen aufgebrachte Südländer zu sehen sind, die alle unmittelbar vor dem Ruin zu stehen scheinen und deshalb Angela-Merkel-Puppen aufhängen und Deutschland verfluchen. Was wiederum ihrer Regierung nur recht sein kann, da es den Geldgebern drastisch vor Augen führt: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Die Regierung war zur Einhaltung der Troika-Ziele bereit, aber das Volk hat sich leider geweigert. Man nimmt also das Geld der Deutschen, und dafür bekommen sie ein Hitler-Bärtchen angemalt.
    Soll man das Verhalten der Rettungspaketempfänger nicht beim Namen nennen dürfen? Sie alle lügen sich, wie man sagt, in die eigene Tasche. Und als Dank dafür, dass das Geld aus unserer Tasche kommt, werden wir als neue Nazis verleumdet. Wobei es nicht weiter verwundert, dass unsere Politiker das Trauerspiel unkommentiert vorüberziehen lassen und keine Sekunde daran denken, ihre zahlenden Mitbürger dagegen in Schutz zu nehmen. »Gar net erst ignorieren«, scheint die Devise zu lauten. Und keiner tut den Mund auf und sagt: Welch ein Unding ist es, uns für unsere Großzügigkeit zu verleumden! Aber das ist die Realität in der »schönen neuen Euro-Welt«.
    Für mich gibt es keinen Zweifel, dass Jean-Claude Juncker für alle Euro-Verfechter zum heimlichen Vorbild geworden ist. Verstand er es doch wie kein anderer, den Bürgern Maßnahmen schmackhaft zu machen oder als unausweichlich hinzustellen, deren Nachteile er verschwieg. Oder deren Vorteile er mit viel Überzeugungskraft heraushob, auch wenn es sie gar nicht gab. Das heißt, meist gab es sie, vor allem für die Schuldenländer.
    Der restriktive Umgang der Euro-Politiker mit der Wahrheit, den Juncker erfolgreich vorgelebt hat, legt den Verdacht nahe, es handle sich um eine Verschwörung. Zwar gehöre ich nicht zu den Verschwörungstheoretikern, die nach Dan-Brown-Art überall ein Komplott wittern. Doch wenn eine Gruppe von Menschen sich heimlich verabredet, etwas Unrechtes zu planen und durchzuführen, gibt es zur Beschreibung nun einmal kein besseres Wort.
    Den Ausgangspunkt bildet immer die Lüge. Um nicht durchschaut zu werden, zieht sie immer neue Lügen nach sich. Lügner, so heißt es, müssen ein gutes Gedächtnis haben. Aus kleinen Anfängen entwickelt sich bald eine Eigendynamik, die immer mehr Menschen mitreißt, denen als unbezweifelbare Wahrheit gilt, was eigentlich ein Ideenkonstrukt ist. »Eine Lüge ist wie ein Schneeball«, sagte Martin Luther, »je länger man ihn wälzt, umso größer wird er.«
    Der Euro-Schneeball ist so groß geworden, dass man die, die ihn rollen, nicht mehr sieht. Er scheint sich verselbstständigt zu haben, walzt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann er auf eine schiefe Ebene gerät und abstürzt.
    Einer, der unauffällig mitschiebt, ist der polnische Ministerpräsident Donald Tusk. Er führt sich als ganz besonders überzeugter Euro-Enthusiast auf. Seine Mitbürger aber sind weit davon entfernt.
    Zwar leidet auch Polen inzwischen unter der konjunkturellen Schwäche seiner westlichen Nachbarn, doch verzeichnet es schon seit Jahren ein stärkeres Wachstum als die Länder der Euro-Zone. Und es kommt ohne den Euro aus. Wie rätselhaft muss es allen Euro-Fanatikern erscheinen, dass die Länder, die mit dem Euro zahlen, derlei nicht vorzuweisen haben. Die Polen jedenfalls sind mit ihrem Z ł oty zufrieden. Das hindert ihren Ministerpräsidenten allerdings nicht, den Euro über den grünen Klee zu loben. Er preist die Einheitswährung in höchsten Tönen, ohne dabei Gefahr zu laufen, sie einführen zu müssen.
    Laut einer Umfrage im April 2013 steht, so die FAZ , »die pol nische Bevölkerung der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung mehrheitlich ablehnend gegenüber«. Immerhin zwei Drittel »befürchten, dass sich die Lage in der heimischen Wirtschaft dadurch verschlechtert«. Nun hat sich Polen aber beim EU -Beitritt 2004 zur Einführung des Euro verpflichtet – fragt sich nur, wann das geschieht. Die Regierung Tusk spielt auf Zeit. Wirtschaftsminister Piechocinski hat bereits signalisiert: ohne mich. Das offiziell angepeilte Datum 2016 nennt er unrealistisch.
    Dennoch vergeht kein EU -Treffen, ohne dass Tusk das Loblied auf die Währung singt, die sein Volk nicht haben will – und er selbst vermutlich auch nicht. Charmant küsst er Merkels Hand, drückt die Kanzlerin innig an sich.

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