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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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und bald fanden sich auch die Namenszüge mehrerer Prominenter und Wissenschaftler unter Luckes Projekt.
    Das Wahlergebnis war ernüchternd. Die Freien Wähler inklusive Wahlbündnis kamen auf mickrige 1,2 Prozent. Und doch war ihre Wirkung ganz und gar nicht mickrig: Weil viele CDU - und FDP -Wähler für die Freien Wähler votiert hatten, verlor der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister die Wahl und Angela Merkel ihre Mehrheit im Bundesrat. Nicht, dass man sich dessen rühmen sollte, denn Niedersachsen war kaum damit gedient, dass Rot-Grün sich nun auch hier breitmachte. Aber es bietet ein schönes Beispiel dafür, welch gewaltige Wirkungen auch mit kleinem politischen Einsatz zu erzielen sind – wenn es auch nicht immer die sind, die man sich erhofft hatte.
    Es zeigte sich also, dass man den Großen in die Suppe spucken kann, auch wenn man selbst nichts von ihr abbekommt. Ich zweifle nicht daran, dass es die eurokritische Einstellung des Wählerbündnisses war, die für die Abwanderung der libe ral-konservativen Wähler gesorgt hat. Seltsamerweise vermieden es die Medien, denen sonst keine Spekulation zu abenteuerlich ist, über lange Zeit, diese Konsequenz zu ziehen. Ich nehme an, sie wollten nicht.
    Wieder kam eine E-Mail von Bernd Lucke. Nachdem es mit den Freien Wählern nicht wie erhofft geklappt hatte, kam er zu der Einsicht, dass seine europakritischen Ideen, die er mit der Wählerinitiative hatte fördern wollen, für diese Partei niemals im Mittelpunkt stehen würden. Ihm wiederum missfiel deren unübersehbare Schwäche beim Wähler. Kurz, er wollte eine eigene eurokritische Partei gründen. Wann, wo und wie sie heißen sollte, verriet er mir noch nicht. Ich hätte es auch vorläufig nicht mitbekommen, da ich, wie berichtet, mit meiner Frau zu einer Reise auf die Galapagosinseln aufbrach. Der Rest ist den Lesern bekannt.
    Am 14. April 2013 fand der Gründungsparteitag der Alternative für Deutschland statt – wie gesagt, ich fand den Namen witzig, weil er sich über Merkels »alternativlos« lustig machte. Lucke, der von meiner Abneigung gegen Parteimitgliedschaften wusste, hatte mich vorher telefonisch gebeten, wenigstens als Gast teilzunehmen. Ich zeigte mich auch nicht abgeneigt, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, das gute Wetter zu nutzen und in meinem Dachgarten ein wenig für Ordnung zu sorgen. Der Kompromiss sah dann so aus, dass ich mein Laubfegen, Baumbeschneiden und Algenentfernen morgens und abends unterbrach, um an Luckes Parteitag teilzunehmen.
    Zusammen mit Beatrix von Storch, der Betreiberin der erfolgreichen Internetplattform FreieWelt.net , die auch gern über politisch inkorrekte Zusammenhänge aufklärt und inzwischen einen hoffnungsvollen Platz 2 auf der Berliner Landesliste der AfD für die nächste Bundestagswahl belegt, fuhr ich am Morgen des 14. April zum Versammlungssaal des Interconti-Hotels, in dem einmal im Jahr auch der berühmte Presseball stattfindet. In der Straße war eine ganze Kolonne von Polizeifahrzeugen geparkt, als rechnete man mit handgreiflichen Auseinandersetzungen.
    Ich hatte keine schriftliche Einladung bekommen, dafür hielt ich einen Zettel in der Hand, den mir jemand am Eingang aufgedrängt hatte. Als ich ihn las, dachte ich: Um Gottes willen, ein Wahlpamphlet der NPD . Einige Schritte weiter erhielt ich den nächsten Zettel, diesmal von den Republikanern. Die Rechtsextremen hofften wohl, in diesem Teich fischen zu können. Welch gefundenes Fressen für die Medien, die dieser armseligen Handvoll von Rechten am nächsten Tag dieselbe Aufmerksamkeit schenkten wie den 1500 Mitgliedern der Alternative für Deutschland, die sich drinnen versammelt hatten.
    Die eigenwillige Motivauswahl der Presse setzte sich im Saal fort, wo ein älterer Mann mit Bart, eine Deutschlandflagge um den Bauch gewickelt, begeistert eine zweite schwenkte, als wäre er bei einem Fußballspiel. Wie er wohl wusste, zog er damit, obwohl für die Veranstaltung vollkommen irrelevant, die Fotoapparate und Fernsehkameras geradezu magnetisch an. Das lächerliche Bild des Jubeldeutschen, das er abgab, bot nämlich genau das, was man für die Abendnachrichten brauchte. Und für die Titelseite der FAZ am nächsten Morgen.
    Die anderen 1499 Anwesenden, die keine Plakate trugen und keine Fahnen schwenkten, kamen selbstverständlich nicht dagegen an. Ein Lehrbeispiel, wie man die Medien und damit die Öffentlichkeit an der Nase herumführen kann. Ein wenig Spektakel, und

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