Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
ihm recht geben«, sagte ich. »Bei uns herrscht die Lust an der nationalen Selbstverleugnung.« Meinen Gesprächspartnern war das nicht neu – neu war höchstens, dass ein Deutscher es sagte.
Allgemein bekannt ist auch, dass die anderen nordeuropäischen Länder, die ähnlich gerupft werden, viel selbstbewusster agieren. Wie schon erwähnt, haben sich die Finnen erst bereit erklärt, für Griechenland zu bürgen, als Athen ihnen seinerseits Pfänder in Form von Anlagen mit AAA -Wertung überschrieb. Und auch in den Niederlanden gibt es eine stattliche Opposition gegen den Euro-Kurs der Selbstaufgabe.
In Österreich gibt es das »Team Stronach«. Dessen Gründer Frank Stronach wehrt sich gegen die schwindelerregende Euro-Rettungspolitik, was auch in Deutschland schon zu einiger Aufregung führte. Ganz unerwartet erhielt ich einen Anruf. Ich solle einmal nach Wien kommen, er wolle mich kennenlernen. Warum nicht?, dachte ich. Im Aufsichtsrat der Conti hatte ich schon manches Erstaunliche über diesen Österreicher gehört, der in Kanada sein Glück, oder sagen wir es vorsichtiger, sein Vermögen mit einem Wettbewerber von Conti gemacht hatte. Frank Stronach ist ein Selfmademan alter Schule. Er kam 1954 mit 200 Dollar in der Tasche in seine neue Heimat und wurde zum Gründer eines der größten Automobilzulieferer weltweit, Magna International, mit heute 90000 Mitarbeitern. In Forbes wird sein Vermögen auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt.
Aber nicht dem eigenen Geld gilt seine politische Leidenschaft, sondern dem Geld seiner Landsleute, dessen Wert er durch den Euro und die damit verbundenen Rettungsmaßnahmen bedroht sieht. Der kanadische Topunternehmer wurde nach seiner Rückkehr zum österreichischen Top-Patrioten. 2011 gründete er ein »Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit«, das politische Reformen in seiner Heimat fordert: Schuldenbremse, Flat Tax , Abbau von Bürokratie. Noch wichtiger ist ihm, dass den Zentralisierungstendenzen der EU die nationale Souveränität entgegengestellt wird, verbunden mit einer Stärkung der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs. In großen Zeitungsanzeigen forderte er 2012 nicht weniger als eine »Revolution in Österreich«. Das eigentlich Revolutionäre an der Partei, die im September 2012 gegründet wurde, war aber das Ziel einer Rückkehr Österreichs und der anderen Euroländer zu ihren nationalen Währungen.
Nach meiner Ankunft in Wien führte mich Frank Stronach durch den Park, den er in der Nähe gegründet hat, mit einem wunderschönen Teich in der Mitte und Häusern, die aussehen wie amerikanische Villen und nicht wie unsere standardisierten Einfamilienklötze und steril-weißen Wohnkisten. Es war wie eine Welt für sich. Und das ist keine Frage des Preises, sondern des Willens und der Fantasie, die dahinterstehen.
Ich habe lange in den Vereinigten Staaten gelebt, und tatsächlich fühlte ich mich im Stronach-Park in unsere dortige community in Greenwich, Connecticut, zurückversetzt. Nur dort und in Kanada findet man solches Landschafts- und Wohndesign, bei dem Häuser, Gärten, Golf- und Tennisklubs samt Klubhäusern, dazu ein See mit Ruderbooten und schön angelegte Uferwege prächtige Ensembles bilden. In den USA werden solche Anlagen mit riesigen Baumaschinen förmlich aus dem Boden gestampft, während in Deutschland tausenderlei Bau- und Umweltschutzbestimmungen die Realisierung solcher landschaftsarchitektonischen Träume verhindern.
Stronach erzählte mir, ihm sei aufgefallen, wie die Zweifel seiner Mitbürger am Euro wuchsen. Denn da die Einheitswährung nicht aus eigener Kraft überleben kann, sondern mit Milliardenrettungsschirmen mühsam am Leben erhalten werden muss, so meinte er, wird irgendwann der »Tag der Wahrheit« kommen. Das, wofür man scheinbar nur gebürgt hat, wird dann als reale Zahlung fällig werden. Als könne diese Notwendigkeit nie eintreten, »schnürt« die Politik in aller Ruhe ihre Rettungspakete und tut, als hätte das mit einem selbst gar nichts zu tun.
Um die drohende Gefahr von seinen Mitbürgern abzuwenden, gründete er das Team Stronach, seine Pro-Österreich- und Anti-Euro-Partei. Nachdem wir im Klubhaus seiner Anlage mit Blick auf den See gegessen hatten, erklärte er mir, wie er im letzten Abschnitt seines Lebens – er ist über 80 – politisch noch einmal etwas bewegen will. Und das scheint bereits zu funktionieren. In den Umfragen kommt seine Partei auf rund 10 Prozent.
Im Anschluss an das gemeinsame
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