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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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doch die
Fünf meine Super-Duper-Glückszahl ist! Das Lösungswort des Kreuzworträtsels
hinten auf Leutnant Lostneck drauf ging an das Postfach Fünf Fünf Fünf Drei
Eins Fünf in Schmale-Löntrop. Und wenn ich schon auf Leutnant Lostneck zu
sprechen komme, dann interessiert es Sie sicher, dass sich das Kreuzworträtsel
auf dem fünften Band befand! Mein Glücksband, offensichtlich! So viele Zufälle?
Na!«, lachte Frau Weinwurm jovial. »Wenn dies hier auch mein Glückstisch ist,
dann sollte ich wohl die Pokerkarten rausholen, haha! Oder Sie vergessen meine
Rechnung? Was wird mir dieser Platz an Tisch Fünf wohl bringen… nun zunächst
dürfen Sie mir etwas bringen, ich nehme den Schwarzwaldbecher Royal, aber mit
extra Sahne und extra Waffeln.«
    Der Kellner nickte
höflich, strich seine Weste glatt und eilte mit Frau Weinwurms Bestellung
davon. Frau Weinwurm zog ihre weißen, durchbrochenen Kniestrümpfe hoch und
kreuzte ihre Füße in den bequemen, alten Wildlederhalbschuhen, die sie seit den
frühen Morgenstunden, kaum, dass es hell geworden war, durch den friedlichen
Zoopark, über breite Alleen, durch schlummernde Villenviertel, den Hofgarten
mit den niedlichen Entchen und hinab an den Rhein getragen hatten. Angestaunt
hatte sie diesen Fluss, hinabgesehen in gurgelnde kleine Strudel,
Rheinschiffern hinterher gewunken und der Frühlingswind bauschte den
Leinenstoff ihres Glockenrocks. Stocksteif saß sie nun auf der Kante des
Rattanstuhls, beide Hände auf der Tischplatte und ihr Lederrucksack fest
zwischen Bauch und Tischplatte eingeklemmt, denn gab es nicht so viele Diebe,
Hehler und anderes Gesindel in der Stadt? Der Rucksack war ihr lieb und teuer,
denn sie hatte ihn zu Hause in Bütte-Erkenroytz aus der Mülltonne - im Müll,
man stelle sich vor, Mama, die Leute wissen nichts mehr zu schätzen! - gezerrt und nun gehörte er ihr ganz alleine. Frau Weinwurm legte den Kopf in
den Nacken, denn da oben rauschten die Kastanienblätter so angenehm und
friedlich in der hektischen Stadtluft, obwohl sie, wie sie sich eingestehen
musste, das Gewimmel in den Straßen der Altstadt und hier auf der Kö durchaus
anregend und ulkig fand! Ein Mann in kurzer schwarzer Lederjacke und lässig um
den Hals drapiertem Seidenschal blieb stehen und ließ seinen Blick über die
Tischreihen gleiten. Der kleine hechelnde Mops auf seinem Arm tat es ihm nach
und Frau Weinwurm griff misstrauisch nach den Riemen ihres Rucksacks. Doch da,
ein kurzer Wink mit Hand und Pfote und die beiden strebten zu einem Tisch
hinter hier, an dem eine blondierte Frau mit quengeliger Stimme, ach,
Nuria-Aurelie, leg den grässlichen I-Pod weg, da kommt dein neuer Papa, also
los, mach schon!, neben einem nörgelnden hellblonden Mädchen saß, das den
gleichen Overall wie seine Mutter trug.
    Frau Weinwurm reckte
den Hals, konnte aber nicht erkennen, was das Mädchen, den Kopf so tief
gesenkt, dass die Haare ihr Gesicht fast gänzlich bedeckten, in der Hand hielt,
und Frau Weinwurm drehte sich enttäuscht wieder um, denn wäre es nicht nett
gewesen, wenn sie herausgefunden hätte, was ein Eipott war, womöglich eine
Düsseldorfer Spezialität, die sie sich selbst gerne bestellt hätte? Denn sobald
eine Mutter greinte, dass eine Sache grässlich war, dann verhielt es sich in
Wahrheit so, und niemand brachte Frau Weinwurm von dieser Überzeugung ab, dass
sie umwerfend gut und äußerst erstrebenswert war.
    Frau Weinwurm
nestelte an der Schließe des Rucksacks und lugte hinein. Sie hatte Blätter gesammelt,
Steine und Erinnerungs-Äste, Zuckertütchen der Cafés und – ebenfalls als
Souvenir – schmirgelig-harte braune und grüne Papierhandtücher der Toiletten,
die sie aufgesucht hatte. Bislang, so konstatierte Frau Weinwurm, gefielen ihr
die Toilette im Karstadt und die im Foyer ihrer Pension am besten, dort lagen
winzige Seifenstücke in Rosenform aus, und es gab Plastiktoilettenringe im
Spender, ein Zeichen, fand Frau Weinwurm, für die vorbildliche Führung des
Hauses, ein Lob, das sie an der Rezeption sofort weitergegeben hatte. Neben den
Souvenir-Papierhandtüchern lag die Box mit ihren eigenen
Vorratstoilettenringen, und Frau Weinwurm schloss beruhigt ihren Rucksack. Für
heute war sie gerüstet, niemand hatte sie beklaut, und sie musste nicht
überstürzt ihre Entdeckungstour unterbrechen und in die Pension zurückeilen,
wenn ein bestimmtes Bedürfnis sie überkam.
    Zufrieden sah sie
sich um.
    So hübsch waren die
Tische unter den Kastanien

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