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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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platziert, so angenehm plauderten die Leute
miteinander, während sie Dinge tranken und aßen, die Frau Weinwurm nicht immer
identifizieren konnte, braune Flüssigkeit in hohen Gläsern, grüne
Eisbecherkreationen, runde, fleischige Bollen und stacheliges Meeresgetier in
winzigen Schälchen, nach dem ein Herr mit glänzendem Pomadenhaar und künstlich
roten Lippen fischte, es zwischen Daumen und Mittelfinger presste und dann mit
einem Happs hinunterschluckte, während er Zahlenkolonnen in sein Handy brummte
und seine rotgelockte Begleiterin mit verkniffenem Mund an einem Sektkelch nippte
und wie aufgezogen alle paar Sekunden echte oder imaginierte Schuppen von
seiner Anzugschulter strich.
    Frau
Weinwurm tauchte ihren langen Löffel in die Schwarzwaldpracht und rührte
kräftig um, - oh, nein, Kind, du bist hier im eleganten Düsseldorf, das ist
nicht Köln, hör sofort auf, so eine Matschepampe zu fabrizieren, was soll denn
dies kultivierte Ehepaar, dass da neben dir sitzt, von dir denken? Sieh mal,
Ivonne, er liest die Financial Times und sie hat so einen entzückenden rosa
Kaschmirpullover über den Schultern, den muss sie zu Hause bestimmt nicht
selbst von Hand waschen, solche Leute haben Personal! -, doch Frau Weinwurm
rührte eifrig weiter, ließ die nörgelnde Stimme ihrer Mutter im Rauschen der
Kastanienblätter untergehen und tunkte dann ihre Extra-Waffel in den sämigen,
kalten Brei. Sie führte die tropfende Kirschschokosahnesoße zu ihrem Mund,
während sie unter halb geschlossenen Lidern die Kö-Flaneure beobachtete. Und da
sah sie die Frau vor dem Schaufenster eines Juweliers und erstarrte.
    Frau Weinwurm wischte
mit dem letzten Stück Toast durch ihren Eierketchupbrei. Ihr Kiefer malmte
langsam und genüsslich.
    »Heissa.«, grummelte
sie zufrieden. »Nun kann’s losgehen!«
    Sie stülpte den
brandneuen, von Bernardo feierlich ausgesuchten, schwarzen Cowboyhut mit dem
hellen Lederband, in dem eine falsche Adlerfeder steckte, auf den Kopf und zog
den Kinnriemen unter ihrem zweiten Kinn fest.
    Hettie rollte den
Schein, den Frau Weinwurm als Trinkgeld unter die Ketchupflasche gezwängt
hatte, zwischen ihren Fingern und sah Frau Weinwurm nach, die entschlossen über
die Hauptstraße schritt. Es war so heiß, dass sich nicht einmal ihre Sporen
bewegten, aber ihr Jeansrock wippte munter von rechts nach links und die
Adlerfeder an ihrem Hut nahm den Takt auf.
    »Boys!«, rief Hettie
den Männern an der Theke über die Schulter hinweg zu und steckte den Schein in
den BH zwischen ihre verschwitzten Brüste. »Geht nach Haus, ich brauch heute
nicht mehr arbeiten. Wie es aussieht, brauch ich die ganze Woche nicht mehr zu
kommen, wow, drei Ranchos vertilgen können und ein dickes Bankkonto haben! Die
ist richtig, da könnte man neidisch werden!«
    Frau Weinwurm ließ
sich im Liquor Store ihren Flachmann auffüllen, und als Henry sie mit einem
Zwinkern nach ihrem Ausweis fragte, lachte Frau Weinwurm geschmeichelt, oh
die Männer hier sind schon wilde Raubeine und doch so charmant, erst Rudi
Schleinitz und seine Freiersfüße und nun Sie!, und versprach bald
wiederzukommen, sobald der Tank wieder leer wäre , und das, mein Lieber, geht
bei mir hurtig!
    Sie verließ Lionel in
Richtung des Blue-Lagoon Motels und trotz ihres Hutes mit der mächtigen Krempe
lief ihr nach wenigen Minuten der Schweiß den Nacken und Rücken hinab. Sie
öffnete ihre Bluse und krempelte nach einem kurzen Moment des Zögerns ihre
Ärmel hoch.
    »Aber sagt
rechtzeitig Bescheid, bevor ihr verbrennt, meine Süßen.«, mahnte sie ihre
Narben und schritt kräftig aus.
    Es war der heißeste
Tag seit ihrer Ankunft und die Sonne schien mit einem glühenden Himmel zu
verschmelzen. Das Blue-Lagoon-Schild in der Ferne war nicht zu erkennen, es lag
hinter einer wabernden, dickflüssigen Hitzeschicht. Frau Weinwurm setzte ihre
neue sternförmige Sonnenbrille aus dem Wal-Mart auf und lauschte dem Geräusch
ihrer Ledersohlen, die über die Schotterpiste knirschten.
    Die Spuren ihres
Smiley-Koffers waren längst nicht mehr auszumachen, doch Frau Weinwurm kannte
den Weg zum Kaktus wie ihre Westentasche. Militärisch zackig schwang sie an der
richtigen Stelle erst einen Stiefel und dann ihren Körper nach rechts und
marschierte durch den rieselnden Sand in die Wüste.
    »Bei der Hitze
hättest du wohl nicht mit mir gerechnet, Daddy, oder?«, begrüßte sie ihren
Kaktus und zerrte den Flachmann aus ihrer Latztasche. »Erst mal einen lüpfen,
nicht wahr, erst

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