Die Ewigen
vergangenen Epoche zu stammen schien.
Jackson beugte sich erneut über den Kasten, ich atmete tief ein und füllte meine Lunge mit Zimt - besser als ein großes Stück Torte, luftige Glückseligkeit.
"Schau", sagte er und auf seiner Hand lag ein weltbekanntes Fläschchen: 'Chanel No 5', etwa 100 ml. Hatte Jackson meine Sucht nach Süßem erkannt? Ich spürte die milde Röte meiner Wangen, legte mir Zimt-Enthaltsamkeit auf und musterte den Flakon: Er sah ganz ähnlich aus wie die, die auch heute noch in jeder Parfümerie standen - vielleicht war der Verschluss etwas fragiler, das Etikett vorn etwas breiter. Eine alte Flasche, erkannte ich: Das Glas war ein wenig trübe und angestoßen, das Etikett leicht vergilbt, aber der Flakon noch so gut wie voll.
"Josie hat mich angebettelt, es ihr zu schenken, aber sie würde es einfach verbrauchen", sagte Jackson, ich nahm das Fläschchen von seiner glatten Handfläche und schnupperte am Verschluss - es duftete dort nur schwach, aber unverkennbar.
"Die einzige echte Erinnerung an eine Tote in dieser Kiste", bemerkte der schöne Kreuzritter leichthin, ich hielt erschrocken inne. "Es gehörte Penelope, ich habe es ihr 1936 zu Weihnachten geschenkt."
Oh. Penelope - die bei einem Absturz gestorben war? Genau: Ein Zeppelinabsturz. Und Jackson hatte ihr Parfüm geschenkt? Vielleicht, nachdem er mit ihr ein paar schöne Tage an einem romantischen italienischen See verbracht hat?, dachte ich in Erinnerung an das Foto von Jackson und der Unbekannten. Äh ... nein, korrigierte ich mich: Wenn Penelope in den Dreißiger Jahren gestorben ist, kann sie in den Fünfzigern nicht mit Jackson für ein Foto posiert haben.
"Ciaran hat mir die Flasche zurückgegeben, als er ihre Sachen aufgeräumt hat." Jackson sah mich an. "Möchtest du es vielleicht?"
Ich sah auf das Fläschchen - und sah darin auf einmal mehr als nur eine Flasche Parfüm, Standardgeschenk aller Männer an ... ihre Frauen? Quatsch - weder war bei Jackson irgendetwas Standard, noch war ich ihm so verbunden, dass er mit ein Parfüm schenken sollte, und schon gar nicht dieses.
"Ich denke, du solltest es behalten. Ich würde mich sehr darüber freuen, weil es etwas ganz Besonderes ist, aber ich denke, dass es dir mehr bedeutet ..." Halt, stoppte ich mich selber, das ist nicht wahr: Als Geschenk von Jackson würde es mir verdammt viel bedeuten - aber trotzdem, das Gedenken an Tote war wichtiger. "Für dich ist es wertvoller."
Er nickte langsam. "Vielleicht. Aber ... ich habe es damals nur gekauft, um es zu verschenken, um einer Schwester eine Freude zu machen. Wenn ich es dir gebe, ist das nur die logische Folge. Es ist ein Parfüm, es sollte einer Frau gehören. In dieser Kiste wird es irgendwann verderben."
Ich schluckte, registrierte erleichtert die 'Schwester', und schloss meine gierigen Finger um das Fläschchen. "Ich danke dir. Ich werde es nur zu ganz besonderen Gelegenheiten benutzen - und wenn es irgendwann leer sein sollte, gebe ich dir den Flakon wieder."
Jackson lächelte und nickte, ich stellte das Fläschchen neben den Kasten. Eigentlich hatte ich schon mehr gesehen, als ich sollte, tiefer gewühlt, als ich durfte - einmal noch schauen, weil in diesem Kasten so viel Jackson drin steckt, dachte ich, dann musst du dich endlich um die Chronik und um Drake kümmern. Ich ließ den Blick erneut über den versammelten Krimskrams im Kasten schweifen, und griff als Nächstes nach einer großen, leicht zerknitterten Fahrkarte: 'Normandie', Le Havre - New York, Einschiffung 28. April 1937, erste Klasse.
"Keine beschauliche Kreuzfahrt, oder?", fragte ich angesichts des Datums kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, Jackson bestätigte mit einem traurigen Lächeln.
"Nein, ganz gewiss nicht. Der gesamte Orden ist damals in die USA übergesiedelt, weil Andreas und Ciaran das für sicherer gehalten haben. Es waren jeweils nur vier von uns in Europa - zwei in der Burg und zwei in Rom. Ich war von 1941 bis 1943 in der Burg, mit Ethan. 1948 sind wir alle zurückgekommen."
"Wurde hier ... gekämpft?"
Jackson schüttelte den Kopf. "Nein, wir haben erstaunliches Glück gehabt: Auf das ganze Tal ist nicht eine Bombe gefallen, im ganzen Tal wurde nicht ein Schuss abgegeben, da war der Erste Weltkrieg weitaus verheerender. Angenehm war die Zeit trotzdem nicht: Südtirol war damals von Deutschland besetzt, und unsere Burg gefiel ein paar Nazi-Größen recht gut. Andreas und Ciaran haben unsere Kontakte zum Vatikan genutzt,
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