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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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der mageren Mondsichel wieder rein kam, saß Shara auf dem Rücksitz des frisch bespiegelten Geländewagens, ließ die Beine aus der offenen Tür baumeln und hatte eine Decke um die Schultern, Jack räumte sein Werkzeug zusammen. Die Zufriedenheit der beiden hing fast greifbar im Raum, süß und ein bisschen flauschig.
    "Shara und ich bleiben hier, bis Davide initiiert ist. Wenn er dann studiert, gehen wir mit ihm nach Rom, mindestens bis nach Weihnachten", sagte Jack.
    Scheinbar hatten die beiden die Zeit allein nicht nur genutzt, um sich tief in die Augen zu schauen - mir unverständlich, denn wenn die Prinzessin mir gehören würde, wäre das mein einziger und wahrer Daseinszweck.
    "Das bedeutet, dass das Drake-Problem bis Anfang nächsten Jahres gelöst sein muss."
    "Klingt fair", sagte ich, und zog Shara die Decke vorn zusammen: Sie hatte eine Gänsehaut, was ich in Form des mittlerweile altbekannten, leisen Kribbelns spüren konnte, als ich einen Finger auf ihren Handrücken legte.
    "Und danach? Du musst übrigens dringend ins Bett", sagte ich, sie lächelte.
    "Ja, Papa. Danach ... mal sehen. Eine Wohnung, ein Haus - nicht am anderen Ende der Welt, aber auch nicht hier unten im Dorf. In der Nähe, aber nicht mitten drin."
    Ich nickte, wollte mich umdrehen und gehen: Halb zufrieden, weil wieder Frieden herrschte und Shara erst mal blieb, halb unglücklich, weil sie dann doch irgendwann weg wollte, aber sie hielt mich an der Hand fest. Der Sog ihrer Haut wurde etwas stärker, womit er der Intensität ihres silbernen, eindringlichen Blickes ähnelte: Nicht ihr Herrscher-Blick, erkannte ich, nur der 'wir sind doch Freunde'-Blick, aber der hatte bei mir nicht weniger Durchschlagskraft.
    "Magnus - hilfst du mir? Mit Drake?"
    Ich sah auf sie hinunter: immer noch zu dünn und zu schmal, immer noch ohne Angst und Zweifel.
    "Ja", antwortete ich, was sich gut anfühlte, weil es Shara glücklich machte, und sich gleichzeitig schlecht anfühlte, weil es meiner tiefsten Überzeugung widersprach - und Überzeugungen hab ich nicht viele, weswegen sie mir auch heilig sind.
    "Danke", sagte sie, zog mein Gesicht zu sich herunter, und ich bekam meinen dritten Kuss von ihr: Auf die Stirn, damit war nur noch meine linke Wange ungeküsst.
    "Willst du Drake sterblich machen?", fragte ich, als die Röte mein Gesicht ebenso angenehm wie sichtbar überzog - hoffnungsvoll, dass Jack es geschafft hatte, während meiner Zigarettenpause auch diese Kleinigkeit mit Drake zu richten, aber Shara wiegte den Kopf skeptisch hin und her.
    "Das ist immer noch eher was für euch als für mich. Ich fände das nicht wirklich befriedigend, glaube ich. Was ich will ist ... ich will ihm wehtun, so schlimm das auch klingt. Ich versuche meist, nicht an ihn zu denken - aber wenn ich es tue, dann hasse ich ihn, ganz tief aus meiner Narbe heraus. Ich habe so etwas noch nie empfunden. Wenn ich an ihn denke, wird mein ganzer Körper eiskalt, und mir wird richtig ... übel. Ich könnte kotzen, ich könnte schreien, ich könnte um mich schlagen, ich könnte ... ja, ich könnte ihn umbringen. Weil er ein egoistisches Arschloch ist, weil er irre ist, weil er grausam ist. Und nichts davon würde sich ändern, nur weil ihr ihn ... anders markiert habt. Das wäre mir zu wenig."
    Jack schloss seelenruhig die Werkzeugkiste, beteiligte sich nicht an unserem Dialog.
    "Shara, ihn umzubringen wäre aber ziemlich heftig", sagte ich, weil ich fand, dass das gesagt werden musste - sie hatte zwar diesmal nichts vom Erschießen gesagt, aber ich nahm einfach mal an, dass sie genau das meinte. "Kannst du das verantworten? Oder ertragen?"
    Sie schaute auf ihre bloßen Füße, die Fußnägel schimmerten heute in rosigem Perlmutt. Sie knibbelte an einer Stelle, an der der Lack abgeplatzt war, und als sie wieder hochsah, war ihr Blick leicht nachdenklich, aber fest.
    "Ertragen nein - verantworten ja, ich hoffe es zumindest. Ich weiß nicht, was mir lieber ist: Ein Leben lang schuldig zu sein, oder ein Leben lang ängstlich zu sein."

3.4 Magnus Shara machte Ciaran und Andreas am Morgen nach unserem nächtlichen Garagengespräch mit ruhigen Worten deutlich, dass sie mit der dumpfen Bedrohung durch Drake im Hintergrund nicht so würde leben können, wie sie sich das wünschte. Sie bat darum, ihn sterblich zu machen, um ihn auf absehbarer Zeit vom Angesicht dieser schönen Erde zu tilgen - von Umbringen oder so war erst mal nicht mehr die Rede, aber ich bezweifelte, dass die Prinzessin

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