Die Ewigen
im Auto zu sitzen, seine Stimme klang entfernt und setzte manchmal aus.
"Shara? Hat Ciaran ... dir gesprochen?"
"Ja. Wir wissen, wo wir hin müssen und kommen gut voran. Wo ist das denn eigentlich passiert?", fragte ich, ein paar Aussetzer später hörte ich Andreas' verstümmelte Antwort aus dem Lautsprecher.
"... Drakes Haus, in einer Einfahrt. Josie hat Shane nicht mehr erreicht, ... sie hin gefahren. Joseph wurde ... Windschutzscheibe erschossen, Shane ... neben dem Auto auf dem Boden."
"Und wo ist Joseph jetzt?"
Ich konnte das Wort 'Leiche' nicht in den Mund nehmen, konnte mir den geschmeidigen, attraktiven, schwarzen Kreuzritter nicht starr und tot vorstellen.
"In unserem Haus, das Auto ... Polizei nicht neugierig wird. Nikita und Michael haben Drakes Haus durchsucht ... leer, er ist weg."
Der lebhafte, schmale Nikita und der große, kräftige Michael - ich hatte beide vor kurzem erst kennen gelernt, als sie für einen lustigen, langen Abend zwei Tage vor der Hochzeit auf der Burg gewesen waren. Nikita hatte ein paar sehr alt klingende Lieder auf dieser seltsamen Flöte aus seiner Geschenkkiste gespielt und mir erzählt, dass er den keltischen Halsreif Anfang des 17. Jahrhunderts bei den Bauarbeiten an den beiden Türmen am Eingang des Tals gefunden habe. Michael hatte mir Fotos von einer Reise durch Mittelamerika gezeigt, von der er vor einer Woche zurückgekehrt war und mir lachend angedroht, dass er als Erster Schwertkampfmeister des Ordens nur zu bald meinen Lernfortschritt und Magnus Lehrerqualitäten überprüfen würde.
"Also war es Drake, oder?"
Andreas schwieg, dann drang seine Stimme wieder an mein Ohr, jetzt klar und ohne Lücken.
"Sehr wahrscheinlich. Du hattest Recht, Shara: Er ist auf ewig eine Gefahr, für uns alle."
Ich schüttelte den Kopf, mehr für mich als für Andreas.
"Dass es so kommen könnte, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich habe immer nur an mich gedacht, wenn ich mich über ihn beschwert habe - daran, wie sehr ihr mir damit auf die Nerven geht, dass ich nicht allein die Burg verlassen soll, dass ich nicht zurück in mein altes Leben kann. Mit so was ... Entsetzlichem hab ich nicht gerechnet. Joseph ist gestorben, weil er wegen mir dort sein musste. Er ist für nichts gestorben."
Jackson warf mir einen für unsere Geschwindigkeit definitiv zu langen Blick zu, ich deutete demonstrativ auf die Windschutzscheibe: Schau nach vorn! Er schenkte mir trotzdem noch einen tiefgrünen Blitz, der besänftigen sollte und trösten, mich aber tatsächlich nur an eine Zeit vor nicht mal einer Stunde erinnerte, in der noch kein Freund tot gewesen war, in der wir unbeschwert, sorglos und glücklich gewesen waren - Gott, was hätte ich gegeben, statt dieser Heilkraft eine Zurückspultaste für das Leben bekommen zu haben!
"Shara, was auch immer geschehen ist - es mag wegen dir passiert sein, aber das ... dich nicht schuldig." Andreas' Stimme kam erneut nur schwach bei mir an, ich hörte den beschwörenden Tonfall fast deutlicher als seine Worte.
"Du hast Recht", antwortete ich ihm zuliebe, auch wenn ich das ganz und gar nicht so meinte: Ein Kreuzritter tot, einer kämpfte um sein Leben - beides wäre ohne meine Anwesenheit beim Orden niemals passiert, wahlweise: ohne mein Beharren auf meiner Freiheit, meinen Hass auf Drake, meine Rachsucht.
Andreas schien trotz meiner zögernden Worte mit dieser Antwort zufrieden zu sein und verabschiedete sich, Jackson legte eine Hand auf meine und sah schon wieder zu lange zu mir rüber.
"Du kribbelst", sagte er besorgt, "du musst dich entspannen."
Ich zog meine Hand unter der seinen hervor: Er hatte Recht, ich musste fit in Rom ankommen - aber ihm Energie abzuziehen, während er mit dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit über die gut gefüllte Autobahn raste, war keine gute Idee. Jacksons Dank für meine von einem bedauernden Lächeln begleitete, schonende Geste war, dass ich bei unserem ersten Tankstopp Hand in Hand mit Ffion neben der Raststätte stand, während die anderen die Autos betankten und riesige Becher Milchkaffee und Sandwiches kauften, die dann keiner essen konnte. Ffion war blass und zittrig, sie hatte ein paar uralte Zigaretten im Handschuhfach von Jacksons Ferrari gefunden und roch schon wie ein ganzer Aschenbecher. Urlauber und Lastwagenfahrer warfen uns beiden seltsame Blicke oder anzügliche Bemerkungen zu, die Ffion je nach Absender mit herausgestreckter Zunge oder erhobenem Mittelfinger kommentierte: Wir sahen
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