Die Ewigen
zog das Telefon heraus und warf einen Blick auf das Display.
"Andreas", sagte er, wir tauschten einen fragenden Blick, er ging ein paar Schritte zur Seite und nahm das Gespräch an.
Ich dankte derweil unseren freundlichen Gastgebern und wünschte ihnen noch einen schönen Urlaub, dann kletterte ich ins Auto. Jackson saß schon auf dem Fahrersitz, der Motor lief - und damit musste ich gar nicht mehr fragen, ob etwas passiert war, es ging jetzt nur noch um das Was. Aus Jacksons einsilbigen, schnellen Antworten ins Telefon war nicht viel herauszuhören, ich schnallte mich wortlos an und kurz darauf preschten wir den Berg hinunter. Nur Jacksons Stimme lenkte mich von den schwindelerregenden Abgründen ab, die sich in wildem Wechsel links und rechts neben der Straße auftaten - ich zog den Sicherheitsgurt fester.
Als wir die Serpentinen hinter uns hatten und durch ebenes Gelände aus dem Tal heraus schossen, legte Jackson auf.
"Joseph ist tot", sagte er gepresst, "und Shane schwer verletzt. Josie hat die beiden heute Mittag gefunden. Du musst so schnell wie möglich nach Rom - Shane geht es gar nicht gut. Er kommt in ein Krankenhaus und die tun sicher, was sie können, aber nur mit dir hat er eine Chance."
Ich schlug mir erschrocken die Hand vor den Mund. Ich hatte mir in den letzten Minuten einige Schrecknisse ausgemalt, aber das war ... unglaublich, entsetzlich. Joseph tot? Wie konnte das sein - meine Kreuzritter waren doch ewig und unsterblich! Dass Joseph, Josie und Shane nach Rom gefahren waren, hatte ich vorgestern mitbekommen, als ich kurz unten in der Küche gewesen war: Shane und Joseph als neue Wache für Drake, Josie als Innenarchitektin für meine (unsere!) neue Wohnung im grauen Haus, bewaffnet mit Zollstock und Klemmbrett, den ohnehin schon übersprudelnden Kopf voller neuer Ideen. Joseph hatte lachend den Kopf mit seinen hell klimpernden Zöpfen geschüttelt, als Josie von durchzubrechenden Wänden phantasierte, und er hatte mir zum Abschied fröhlich zugewinkt ... Und jetzt war er tot? War einfach nicht mehr da?
"Wie ist das passiert?"
Jackson gab unter einem sonoren Aufröhren des Motors erneut Gas, als wir aus einem kleinen Ort heraus waren.
"Ich weiß es nicht, dazu konnte Andreas noch nichts sagen. Aber er wurde erschossen."
"Und wie schwer ist Shane verletzt?"
"Zwei Schusswunden in der Brust und eine am Hals. Er hat viel Blut verloren."
Oh mein Gott, das klang nicht gut - und erinnerte mich an meine letzte Begegnung mit Blut und Schmerz, mit einem Dolch in meiner Brust, mit lähmender Todesangst. Bitte lass Shane so etwas jetzt gerade nicht fühlen, bat ich irgendwen, der solch eine Macht hatte, bitte, bitte nicht!
"Drake?"
Jackson zuckte hilflos mit den Schultern und überholte mehr als nur eng eine Gruppe Radfahrer auf Rennrädern, ignorierte den hupenden Gegenverkehr.
"Wissen sie noch nicht, aber das ist am Wahrscheinlichsten. Andreas ruft gleich noch einmal an - sie schauen gerade, wie wir am schnellsten nach Rom kommen."
Noch während er sprach, meldete sich mein Handy. Ich schaltete auf Lautsprecher, so dass Jackson mithören konnte, und er ging ein bisschen vom Gas, damit der Motor nicht Andreas ferne Stimme übertönte.
"Shara, ihr müsst mit dem Auto fahren. Kommt nicht mehr zurück, fahrt gleich durch. Flüge gehen erst wieder am späten Nachmittag, Züge sind kaum schneller. Wir hätten in Innsbruck eine Maschine chartern können, aber wir kriegen so schnell keine Landeerlaubnis in Rom - Auto geht einfach am schnellsten."
"Andreas, um diese Tageszeit dauert das bestimmt fünf Stunden, eher länger", sagte Jackson, wovon mir schrecklich schlecht wurde: Wenn Shane jetzt schon gegen den Tod ankämpfte, waren fünf Stunden zu lang, viel zu lang! "Ich fahre so schnell, wie es geht - aber wenn die Polizei uns anhält, sitzen wir eventuell fest."
"Kann uns nicht jemand vorausfahren?", fragte ich, wofür ich Stille aus dem Handy wie auch einen fragenden Blick von Jackson erntete.
"Steck zwei Leute in den Ferrari und zwei in den Maserati und lass sie jeweils ein paar Kilometer vor uns her fahren. Wenn die angehalten oder geblitzt werden, wissen wir, wo die Polizei steht und können an diesen Stellen langsamer fahren. Das bringt zwar nicht viel, aber vielleicht gewinnen wir eine Stunde - oder sogar mehr. Und ich hätte damit auch gleich ein paar ... Akkus für Shane in Rom."
Andreas versprach, sofort zwei Teams in Marsch zu setzen, ich legte auf, und Jackson beschleunigte in
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