Die Ewigen
mich bei ihm doch so viel angenehmer aufladen konnte? Jackson schob mir seine Arme unter den Kittel und legte sie mir auf den Rücken, ich atmete puren Zimt (das war mal eine klare Verbesserung der Luftqualität!) und spürte der Schwäche in meinem Körper wie auch den Nebeln in meinem Kopf nach, während sie langsam auf Jackson übergingen. Fast war mir, als käme außer seiner Kraft noch etwas anderes bei mir an, als könne ich seine Sorge und seine Liebe spüren, als legte ich meine Hand nicht nur auf seine glatte Haut, sondern in ihn hinein, direkt in sein Herz. Als könnte ich seine Liebe fühlen, dachte ich, als wäre sie irgendwie gegenständlich, greifbar - so echt und real wie die Wärme seiner Haut, die Weichheit seiner Haare, der feste Druck seines schönen Köpers. Ein herrliches Gefühl von großer Nähe und Vertrautheit breitete sich in mir aus, ließ mich wünschen, er würde bei mir bleiben können, einfach hier bleiben, für immer, für die oft erwähnte Ewigkeit - doch nach etwa zehn Minuten erhob er sich mit matten Augen und einem schwachen Lächeln, um mir Peter an seiner statt zu schicken. Er gab mir seine Uhr und ich ließ sie erneut sieben Minuten abzählen, umklammerte sie, als sei sie ein Rettungsring, der mich über Wasser hielt - das Metall war warm von Jacksons Körper, und ich hatte fast das Gefühl, ein wenig Linderung dort zu spüren, wo es meine von Blitzen elektrisierte und zugleich völlig erschöpfte Haut berührte. Ich habe kein Recht auf ein glückliches Leben mit meinem Kreuzritter, wenn Josie den ihren hier und heute verliert, dachte ich mit tränenenger Brust: Also senkte ich entschlossen die Hand auf Shanes Haut und ließ ihn sich nehmen, was er zum Überleben brauchte.
Magnus Ciaran und ich waren etwa zwei Stunden nach Shara, Jackson und den anderen in Rom angekommen. Ich war gefahren, so schnell ich konnte - aber weder war mein Mustang für andauernde Geschwindigkeiten über zweihundert gemacht noch ich heute als Fahrer desselben: Ich konnte mich nicht konzentrieren, dachte an Shane, an Jo, an Josie und an Shara. Ciaran hing die meiste Zeit am Telefon, hielt Kontakt zu Shara und Andreas, sprach mit dem Arzt im Krankenhaus, mit Nikita oder Michael. Einerseits war ich dankbar, dass er abgelenkt war, da er bei allem, was über Schrittgeschwindigkeit lag, äußerst nervös bis ziemlich anstrengend wurde, andererseits musste ich ein paar scharfe, drängende Fragen dazwischen schießen, um halbwegs auf dem Laufenden zu bleiben. Als wir noch etwas über zweihundert Kilometer vor uns hatten und unser Doc angesichts des zunehmend dichter werdenden Verkehrs mit blassem Gesicht und mildem Aufstöhnen die Augen schloss, während ich mich von Spur zu Spur mogelte, erreichte ihn eine SMS von Peter: Es war geschafft - sie waren im Krankenhaus und Shara bei Shane. Ich spürte eine Erleichterung, die Shara wahrscheinlich 'wunderbar' oder 'himmlisch' genannt hätte, und drückte das Gaspedal noch ein wenig weiter durch.
Auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus standen Sharas nagelneuer Aston Martin mit insektenbesprenkelter Motorhaube und einem Außenspiegel zu wenig sowie auch der Maserati schief auf dem Gehsteig, in einiger Entfernung sah ich den Ferrari, der gerade von zwei jungen Kadetten der Schweizer Garde mit Kennerblick umrundet wurde.
Unsere Brüder und Schwestern fanden wir in einem kleinen Wartezimmer im vierten Stock: Ffion und Josie saßen auf der Erde und hielten einander in den Armen, Josie blinzelte aus geröteten und verquollenen Augen zu mir hoch, dann vergrub sie den Kopf wieder in Ffions Haaren. Jack hockte auf einem Stuhl ganz in der Ecke - er war blass, sah jedoch damit immer noch besser aus als Gerard, der den Kopf in die zitternden Hände gestützt hatte und betont kontrolliert ein und aus atmete, Schweißperlen auf der Stirn: Seine erste Begegnung mit Sharas Heilkraft lag scheinbar gerade hinter ihm. Ich fand es nicht schön, dafür aber beruhigend zu sehen, dass ihr Sog nicht nur mich und Jack erschöpfen konnte, befahl mir jedoch gleich darauf Buße für diesen hier nun wirklich völlig fehlplatzierten Gedanken: Ja, ich mochte Gerard nicht besonders, aber wer hier saß und mithalf, Shane zu retten, dem gebührte mindestens Respekt. Lucia fehlte, sie war wahrscheinlich bei Shara und Shane, Peter lehnte an dem schmalen Fenster und starrte über die Dächer der umliegenden Gebäude auf den bewölkten Himmel über der Stadt, seine Gesichtsfarbe war noch fahler als die
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