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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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einzige sich zurzeit in Verbannung befindende Kreuzritter, habe fünf Jahre abzusitzen und würde in wenigen Monaten zurück erwartet.
    Natürlich hätte ich gern gewusst, für was Magnus so hart bestraft worden war - ich habe mich allerdings bislang nicht getraut, ihn zu fragen, also muss ich wohl in der Chronik nachlesen, was er mir von sich aus niemals erzählen wird. Ach ja: Nein, mein Latein ist immer noch nicht flüssiger, allerdings habe ich beschlossen, mit dieser toten Sprache weiterzumachen, wenn Ciaran mit meinem Italienisch so weit zufrieden ist - so in einhundert bis zweihundert Jahren, wenn wir den bisherigen Lernfortschritt zugrunde legen. Ich habe Gerard im Übrigen nicht noch einmal wieder gesehen: Er musste am Morgen nach Josephs Beerdigung seine Sachen packen und die Burg verlassen, und ist damit noch mehr als gut weggekommen.
    'Er muss sterblich gemacht werden', hatte Andreas zu mir gesagt, aber ich hatte ihn (für mich überraschend) mit einem schlichten, dafür aber klaren 'Nein' abgewürgt. Nein, ich wollte nicht, dass Gerard starb - was er getan hatte, war schlimm genug, aber er hatte dann doch nur zugearbeitet, war dann doch nur ein selbstsüchtiges Arschloch gewesen - und ich glaubte ihm, dass er von dem Mord an Joseph mehr als entsetzt gewesen war, dass er Drakes Bösartigkeit unterschätzt hatte. Ich weiß trotz Magnus Scham und Andreas' Erklärungen allerdings bislang immer noch nicht genau, wie ich Gerards Strafe für mich selber einschätzen soll, was laut Jackson an meinen viel zu normalen Zeitmaßstäben liegt: Einhundert Jahre klingt für mich wahnsinnig lang - und einhundert Jahre, in denen man seine Familie und Freunde nicht sehen darf, sind noch weitaus schlimmer. 'Er hat Geld und kann ein ganzes Jahrhundert machen, was er will. Ein wahrlich schweres Schicksal', gab Josie bissig zurück, als ich meine Bedenken laut äußerte, womit sie natürlich nicht ganz Unrecht hat. Ich blieb unentschlossen, was aber nicht für schlaflose Nächte sorgte - jede Nacht, in der Gerard nicht ungebeten vor meiner Tür stehen kann, ist eine gute Nacht.

    Drakes Strafe hingegen konnte nicht ohne mein Zutun vollstreckt werden: Ich hatte mich daher an einem sonnigen Nachmittag in Ciarans Behandlungszimmer wieder gefunden, mit dem Dolch in der Hand über Drakes entblößte, hagere und achthundert Jahre alte Brust gebeugt. Sein Urteil lautete auf Sterblichkeit, herbeizuführen durch das Zerstören der Narbe. Grundsätzlich war ich dafür, ihn der gnädigen, alles entsorgenden Zeit zu überlassen, aber weil ich der Zeit mit Hilfe eines messerscharfen Dolches zuarbeiten sollte, war ich kurz versucht gewesen, gegen dieses Urteil von Andreas in Berufung zu gehen. Mein Hauptargument - 'wenn Drake nicht mehr zu eurem Orden gehört, könnt ihr nicht über ihn zu Gericht sitzen' - hätte allerdings wieder zur Kategorie Haarspalterei gehört, und da ich auch keine Lust hatte, mich ein potentiell sehr, sehr langes Leben lang vor ihm schützen zu müssen, unterließ ich den geplanten Protest und nahm den Dolch zur Hand.
    'Die Narbe zerstören' bedeutete laut den uralten Unterlagen in der Chronik, dass das aus einer senkrechten und einer waagrechten Linie bestehende Kreuz auf der Brust des Kreuzritters mit Hilfe von einer weiteren waagrechten Linie unten in eine Art ungedrehtes F mit Mittelstrich verwandelt wurde: Nicht hässlich, aber garantiert tödlich. Ich war natürlich skeptisch, wie ich auch nach wie vor dem Versprechen des ewigen Lebens skeptisch gegenüber stand, welches die einfache Narbe versprach - aber wie die Chronik mir verraten hatte, würde ich das Ergebnis der Zerstörung von Drakes Narbe vielleicht in nicht allzu ferner Zeit schon sehen können: Nachdem ich die alten Aufzeichnungen bislang nur grob durchgeblättert hatte, hatte ich sie mit Ciarans Hilfe jetzt noch nicht gänzlich, aber immerhin ausführlicher gelesen und war damit einerseits ein bisschen schlauer und andererseits ein bisschen verwirrter: Laut den Schriften würde Drake in üblichem menschlichen Tempo weiter altern, wenn seine Narbe von Hand eines normalen Menschen zerstört würde - da die Chronik sich jedoch von meiner klingeführenden Hand eine besondere Wirkung versprach (beim Schaffen wie auch beim Zerstören einer Kreuznarbe), lag nun Ciarans Theorie auf dem Tisch, dass Drake um ein sechsfaches beschleunigt altern würde, sobald ich seine Narbe zerstört hatte. Wenn es um Zahlenmystik ging, tendierten meine Kreuzritter wohl

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