Die Ewigen
aufgeweckt und neugierig. Jeder Einzelne war wertvoll, nein: war einzigartig und unersetzlich - zusammen waren sie alles, was mir wichtig war.
Ich trank noch einen Schluck von meinem Wein und streckte die eingeschlafenen Beine aus, mangels Platz bettete ich sie mit einem entschuldigenden Lächeln auf Magnus Schoß. Als er seine große Hand vorsichtig auf die bloße Haut meiner Füße legte, wurde Jacksons himmelblauer Ozean unerwartet dunkler, sorgte die üppige Vegetation von Magnus bewachsenen Ufern für hübsche, grüne und kunterbunt blühende Flecken im weißen Sand meiner Insel. Aus reiner Freude über diese gelungene Mischung griff ich nach Davides Hand und kurz darauf erwuchs auf meiner Insel ein kleiner Berg, aus dem ein rauschender Wasserfall mit schillernder Regenbogengischt in den Sand plätscherte und von dort geruhsam ins Meer floss. Jackson richtete mich auf der Oberfläche seines Ozeans aus, umfing mich sicher und ließ mich auf Berg und Blumen schauen, ich schüttelte lachend und überrascht den Kopf angesichts dieses friedlichen, exotischen Paradieses: Das war eine Welt, in der ich leben konnte, in der ich wirklich und wahrhaftig leben wollte.
Epilog
Shara
Ich habe diese Eintragungen in die Chronik nicht immer unmittelbar nach den jeweiligen Geschehnissen gemacht und bitte daher zu entschuldigen, wenn ich ein paar Dialoge oder Fakten etwas durcheinander gewürfelt oder nicht hundertprozentig korrekt wiedergegeben habe.
Es ging mir in diesen ersten Wochen bei meinen Kreuzrittern nicht immer gut, auch habe ich natürlich nicht schon an jenem schicksalsschweren Sonntag, an dem ich das Schwert aus dem Stein gezogen habe, mit diesen Eintragungen begonnen: Zu viel vergangene Zeit und häufig auch Erschöpfung forderten ihren Tribut an der Genauigkeit und so sind einige Details sicherlich verloren gegangen. Magnus als mein (wenig begeisterter, aber von Andreas bestimmter) Co-Autor fand indes bislang nichts an meinen Worten auszusetzen, die grobe Linie dürfte also stimmen.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie genau der größte der Kreuzritter meine Einträge gelesen hat - als er über den ersten Satz stolperte, in dem ich über Jacksons grüne Augen ins Schwärmen geriet, wurde er rot und blätterte so schnell um, dass alle Einträge, die sich mit etwas privateren Sachen beschäftigen, als unüberprüft gelten müssen. Ohnehin könnte Magnus nur das bestätigen, wo er selbst dabei gewesen war - und Gleiches gilt natürlich umgekehrt für mich im Bezug auf seine Einträge. Andreas und Ciaran lesen indes ebenfalls, was Magnus und ich hier schreiben, bislang gab es keinerlei Anmerkungen oder Korrekturen ihrerseits.
Eine Lüge muss und möchte ich indes bei dieser Gelegenheit eingestehen, auch wenn ich nicht in dem gelogen habe, was ich hier niederschrieb - alle Geschehnisse haben so stattgefunden, wie ich sie nach bestem Wissen und Gewissen geschildert habe. Gelogen habe ich vielmehr in der Szene selbst, zweimal, um genau zu sein, aber bezüglich der gleichen Sache - das erste Mal, als ich Jackson und das zweite Mal, als ich Davide von Magnus Gefühlen für mich erzählte. Ich habe immer von 'Freundschaft' gesprochen, doch das ist es nicht: Magnus liebt mich nicht weniger und nicht anders, als Jackson mich liebt. Er weiß, dass ich das weiß und er weiß auch, dass ich sowohl Jackson als auch Davide diesbezüglich angelogen habe - wenn er denn gelesen hat, was ich in der Chronik dazu geschrieben habe. Falls jemand das Warum für meine Lüge wissen möchte: Ich habe gelogen, weil ich nicht will, dass Jackson versucht, Magnus von mir fernzuhalten. Ich liebe Jackson mehr als mein Leben, aber ich habe auch Magnus sehr gern: Der große Kreuzritter ist der treueste Freund, den ich jemals hatte und ich sehe daher keinen Grund, irgendjemandem von diesem kleinen Geheimnis zu erzählen. Gut: Diese Worte, niedergeschrieben auf die Zeiten überdauerndem Pergament, werden gelesen werden - vielleicht wird Jackson irgendwie an die Kombination meines Safes kommen und so erfahren, was in Magnus los ist. Aber ich kann dich beruhigen, Jackson, wenn du davon bislang wirklich noch nicht geahnt haben solltest (und ich weiß, dass dem nicht so ist): Magnus Liebe ist aufrecht und rein, nicht von der Art, wie ich sie bei Gerard oder Drake gespürt habe - da von Liebe zu sprechen, war an sich schon eine Schmähung dieses schönen Wortes und dessen, wofür es steht. Und Magnus ist bereit, mit seinem Schmerz aus viel
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