Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
ich stoppte mich noch früh genug: Das wäre nicht sehr freundlich gewesen, außerdem verunstaltete das Kreuz weder Jackson noch Magnus. "... 'markieren'", fuhr ich schließlich fort, ein besserer und neutralerer Begriff fiel mir so schnell nicht ein.
    "Andreas würde sich bei dir mehr Mühe geben", scherzte Jackson, was mir eine unheilvolle Vision von dem Ordensmeister bescherte, der in der düsteren Schwertkirche mit einem großen Messer auf mich losging: Nein Danke, das war nun wirklich keine sonderlich angenehme Vorstellung.
    "Ich meine das ernst", sagte Jackson, als ich schauderte und den Mund verzog. "In der Chronik steht, dass du ein vergoldetes Ordensmeister-Kreuz bekommen musst."
    "Was ist ein Ordensmeister-Kreuz?"
    Ich war bislang immer davon ausgegangen, dass Andreas und Ciaran die gleichen Narben hatten wie die anderen, aber da hatte ich mich scheinbar geirrt.
    "Es sieht aus wie das Ordens-Kreuz, mit den gespaltenen Enden. Du bekämest eines auf der Brust und eines auf dem Rücken, in die frische Wunde würde Goldpuder gestreut."
    Ich sah Jackson fassungslos an - da hatten Andreas und Ciaran mir aber eine ganz entscheidende Information vorenthalten!
    "Zwei Schwingenkreuze wollt ihr mir machen? Und Goldpuder in die Wunde ... ? Nur über meine Leiche!"
    Jackson schwieg, wahrscheinlich hatte ich ihn mit diesem Ausbruch in seiner Kreuzritter-Ehre beleidigt.
    "Andreas meinte, ich könnte vielleicht schon durch die reine Berührung mit dem Schwert ... irgendwelche Kräfte entwickeln", sagte ich, als könne ich Jackson damit trösten, er sah mich jedoch ein wenig erstaunt an, als höre er diese Theorie zum ersten Mal.
    "Tatsächlich? Das muss in dem Teil der Chronik stehen, den ich noch nicht gelesen habe, aber ich habe bislang auch nur die Lebensläufe studiert. Für mich war die Reihenfolge immer: Schwert lösen, mit Goldkreuzen initiiert werden, Wunder vollbringen."
    Ich lachte, war mir aber ziemlich sicher, dass Jacksons Abfolge realistischer war als die von Andreas: Wahrscheinlich hatte der Ordensmeister die Variante ohne goldene Kreuznarben nur erfunden, um meinen Anschluss an den Orden unausweichlich zu machen: So nach dem Motto 'Jetzt ist es eh schon passiert, da kommst du nicht mehr raus'.
    Jackson sah auf die Uhr, ich tat es ihm nach: Es war kurz nach Eins, in zwei Stunden lief Aschenputtels Frist aus. Apropos ...
    "Warum ist Magnus eigentlich so wichtig, was Andreas sagt oder weiß, und dir ist das total schnuppe?"
    Jackson drehte sich erneut zum Meer. Seine Augen schimmerten hier draußen nächtlich dunkel und eher Blaugrün - als würde das Meer sie einfärben, dachte ich, wie schon der Tiber sie am Samstag dunkler gemacht hatte.
    "Andreas ist so etwas wie der Vater, den Magnus nie hatte", sagte er nach einer kleinen Pause, "und Andreas hat sich wirklich sehr um ihn bemüht. Magnus war früher ... ziemlich wild, unberechenbar. Ich hab immer mehr mit Ciaran zu tun gehabt, er war zu meiner Zeit Ordensmeister. Vielleicht akzeptiere ich heute deswegen noch eher das, was Ciaran sagt denn das, was Andreas befiehlt."
    Das klang plausibel: Jackson machte mir nicht den Eindruck, dass er sich gern herumkommandieren ließ - wahrscheinlich war Andreas' Befehlston dazu angelegt, ihn zu reizen, während Ciarans milde Hinweise eher seinem Geschmack entsprachen.
    "Hast du dir schon mal überlegt, einfach zu gehen? Ich weiß, dass sie dich suchen würden, dass sie versuchen würden, deine Narbe zu zerstören - aber immerhin hättest du dann ... dein eigenes Leben. Ohne Befehle."
    Jackson sah zu Boden, dann strich er sich die widerspenstigen und doch so wunderbar weich aussehenden Locken aus der Stirn. Es juckte mich in den Fingerspitzen, es ihm nachzutun - wie sie sich wohl anfühlten? Samtig und glatt zugleich, vermutete ich, und beim Gedanken daran, ich könne meine Stirn in diese seidige Pracht drücken, kribbelte mein Magen erfreut auf.
    "Es gab nichts außerhalb des Ordens, wofür ich dieses Leben hätte aufgegeben wollen", antwortete Jackson jetzt, und ich konzentrierte mich wieder auf das Gespräch. "Ich habe hier meine Freunde, meine Familie ist schon lange tot. Aber jetzt - jetzt weiß ich, dass es auch außerhalb des Ordens Dinge gibt, die ... erstrebenswert sind. Ja, jetzt könnte ich mir das durchaus vorstellen."
    Er wandte mir seinen Kopf zu, und ich sah am Blick seiner nachtdunklen Augen, dass er sich etwas von mir erwartete. Ich war verwirrt: Meine Frage hatte nichts mit mir zu tun gehabt. 'Geh und

Weitere Kostenlose Bücher