Die Ewigen
leb wenigstens ein einziges eigenes, ein einziges echtes Leben', hatte ich ihm sagen wollen, doch das ging nach diesem Blick nicht mehr - der verlangte eine ganz andere Antwort, wenn ich ihn denn richtig interpretierte, kein lapidares Lächeln, kein nichtig Nicken.
"Wir sollten los", sagte Jackson schließlich, als ich überfordert schwieg, und stieß sich von der Mauer ab, ich nahm meine leere Dose und folgte ihm zurück zum Auto, fühlte mich ziemlich unwohl dabei.
Jackson hatte irgendetwas von mir erwartet, und ich hatte ihn enttäuscht - das hinterließ einen bitteren Geschmack in meinem Mund. Die einzige Interpretation seiner Worte, die mir in den Sinn kam, war absurd und entsprang mal wieder nur meiner verliebten Schwärmerei für den schönen, grünäugigen Kreuzritter mit spitzen Eckzähnen: Denn nie im Leben könnte ich der Grund dafür sein, dass er sich von seinem Orden und seinen Jahrhunderte alten Freunden lossagte, um in absehbarer Zeit zu sterben.
Magnus Ich dämmerte auf dem breiten und viel zu weichen Hotelbett vor mich hin, bis um kurz vor halb vier die unverkennbaren, schnellen und langen Schritte der Prinzessin erklangen und die Tür gegenüber mit einem leisen Piepsen die Schlüsselkarte akzeptierte.
Kurz darauf klopfte es leise an meiner Tür, ich sprang aus dem Bett und öffnete: Shara drehte sich einmal im Flur langsam und mit ausgebreiteten Armen um die eigene Achse. Ich schaute fragend: Was sollte das sein, eine Aufforderung zum Tanz?
"Alles heil geblieben", erklärte sie ihre durchaus graziöse Pirouette, ich lachte.
"Hat Jack sich benommen?"
"Wie ein Gentleman."
Ich nickte. "Dann gute Nacht."
"Dir auch." Sie ging die paar Schritte zu ihrer Tür.
"Shara?" Sie drehte sich um. "Ich hätte nichts gesagt, wenn ihr später gekommen wärt. Ich ... Jack bringt mich in letzter Zeit einfach dauernd zur Weißglut."
Sie lächelte. "Das hab ich bemerkt. Aber du ihn vielleicht auch? Immer, wenn du ihm sagst, dass er etwas nicht darf, legt er noch einen drauf."
Da hatte sie Recht, das war mir so noch gar nicht aufgefallen.
Ich nickte ihr zu und wartete, bis sich die Tür hinter ihr schloss.
"Verriegeln!", rief ich zur Prinzessin hinüber, ich hörte sie durch die Tür lachen, dann ratschte der Bügel ein.
"Soll ich einen Stuhl unter die Klinke schieben?", gab sie zurück, ich kicherte.
"Das hält Jack nicht auf", sagte ich - leise, denn das war nicht für ihre Ohren bestimmt.
1.5 Magnus Der Weg vom Hotel zum Pantheon war nicht weit, und da das Parken dort so gut wie unmöglich war, gingen Jack und ich mit der Prinzessin zu Fuß hinüber. Sie hatte den heutigen Nachmittag wieder mit Andreas und Ciaran in der Bibliothek verbracht, nachdem sie sich für den Morgen mit Kopfschmerzen entschuldigt hatte - sie ist todmüde, weil sie sich die Nacht mit Jack um die Ohren geschlagen hat, hatte ich diese Unpässlichkeit übersetzt.
Ich war selber erst gegen fünf Uhr weggedämmert, und die zwei Stunden nachgeholter Schlaf am Mittag hatten mich auch nicht unbedingt frischer gemacht: Ich musste langsam raus aus dieser Stadt, an die frische Luft der Burg und der Berge. Shara berichtete uns bereitwillig, dass Andreas und Ciaran ihr heute noch einmal ziemlich viel über die Geschichte des Ordens erzählt hätten, und dass sie ansonsten nur über die gestrige Begegnung mit meinen Brüdern und Schwestern gesprochen hätten.
Es war relativ spät, als wir zum Pantheon gingen, doch das war Absicht: In der Kirche fanden oft abends noch Gottesdienste statt, Jack hatte uns mal wieder einen exklusiven Zutritt nach der regulären Öffnungszeit organisiert, und so war es schon kurz nach elf, als wir vor dem riesigen Bau ankamen. Der Platz war trotz des fortgeschrittenen Abends belebt bis überfüllt - Touristen wie Einheimische waren mit dem Abendessen fertig und schlenderten entspannt durch die Gassen, Eisbecher und Kameras in der Hand. Die riesigen Portale der Kirche waren geschlossen, mein Klopfen an der dort eingelassenen Tür blieb erfolglos. Jack hatte uns angemeldet, also ging er jetzt ein paar Schritte zur Seite, um in sicherer Entfernung zu einer lärmenden Gruppe Jugendlicher zu telefonieren.
Shara schien die Verzögerung nicht zu stören: Sie schlenderte durch die riesige Säulenhalle vor den Türen und renkte sich fast ihren Schwanenhals aus beim Versuch, die Deckenkassetten zu betrachten. Jack telefonierte noch, als sich die kleine Tür in dem großen Portal öffnete und ein junger Mann in Soutane
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