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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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das gute Stück am nächsten Pfeiler entlang schrammen. Ich war mit neuen Autos auf der breiten Autobahn besser aufgehoben als in den engen Straßen dieser Stadt - und bei einem Gegenwert von über hunderttausend Euro konnte ich meinen Stolz ganz gut im Zaum halten. Jackson schien mein Vorschlag Recht zu sein, er fuhr uns langsam aus der engen Garage und durch die nächtlichen Straßen von Rom. Hier war noch recht viel Verkehr, doch auf der Autobahn war kaum was los - die Mautstelle hatte nur noch einen Schalter geöffnet, dann lag die fast leere Straße vor uns. Jackson fuhr rechts ran und wir tauschten die Plätze. Hebel, Schaltung, Knöpfe - alles ganz ähnlich wie in meinem Auto, also konnte Jackson sich eine größere Einführung sparen. Ich fuhr mir den Sitz noch ein kleines Stück nach hinten, machte die Lehne gerader: Es war gar nicht so einfach, mich hinter ein Lenkrad zu falten - waren die Beine bequem unterbracht, kam ich gerade mal mit den Fingerspitzen ans Lenkrad, konnten dagegen die Hände gut greifen, hatte ich die Knie so hoch stehen, dass ich damit den Blinkerhebel bedienen konnte. Und da beneideten mich andere um diese Beine!
    "Lass ihn erst mal auf Automatik", schlug Jackson vor, "und bleib unter zweihundert Stundenkilometer, du hast ja noch deinen echten Führerschein. Hier gilt hundertdreißig, aber richtig brenzlig wird es erst bei über zweihundert - wenn du ein Blitzgerät mit Anhalteposten erwischst, darfst du dann schon mal zu Fuß weiter."
    "Meinen 'echten' Führerschein?"
    Er lachte erneut, seine spitzen Eckzähne sahen im rötlichen Rücklicht des gerade an uns vorüberfahrenden Lastwagens ein wenig teuflisch aus.
    "Ja, wir haben alle mehrere, mit passenden Ausweisen. Wir müssen nur Fotos von dir machen, dann kann Peter dir auch ein paar Sätze basteln. Er ist so etwas wie unser Künstler, macht aber außer Ausweisen auch sehr gute Sachen in Öl auf Leinwand."
    Ich schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf, Jackson zog ebenso schlecht schauspielernd die Mundwinkel in Reue nach unten.
    "Hast du für die Rekordfahrt zu eurer Burg einen Satz Ausweise opfern müssen?"
    Er zog fragend eine Braue hoch.
    "Magnus", erklärte ich mein Wissen, "er wollte mich wohl abschrecken."
    "Nein, die Fahrt war so weit ohne Zwischenfälle. Und er hat sich das auch nur so gut gemerkt, weil er damit eine Wette verloren hat, zu der er mich drei Tage lang überredet hat."
    Ich zog mir den Sicherheitsgurt zurecht, bei meiner Größe neigten die Dinger immer dazu, von der Schulter zu rutschen.
    "Ihr seit gut befreundet, oder?"
    Jackson nickte. "Ja, schon. Wir sind seit langem ein ... Team im Dienst, da hockt man zwangsläufig eng aufeinander."
    "Und der Dritte bei euch ist Joseph?", fragte ich, nachdem auch der Rückspiegel passend eingestellt war, schließlich war der schwarze Kreuzritter am Samstag in der Kirche dabei gewesen.
    "Nein, eigentlich Maggie. Sie hat mit Joseph getauscht, weil sie jetzt studiert und ihren Dienst auf die Semesterferien legen muss. Joseph war das Recht, er wollte schon länger aus ihrem Team raus."
    "Ich mag Maggie auch nicht so sehr", bekannte ich, "aber ich kenne sie ja auch kaum."
    Jacksons Miene blieb zunächst ganz neutral, dann lächelte er schwach.
    "Keiner mag sie, vielleicht ist genau das ihr Problem."
    Psychologie, Grundstudium, dachte ich und ließ den Motor an, um das Gespräch an dieser Stelle zu beenden. Und das tat der Motor sehr zuverlässig - schon auf dem Weg aus der Stadt hatte sich unsere Konversation auf zwei bis drei Hinweise auf die weniger werdenden Sehenswürdigkeiten seinerseits und lobende Kommentare über das Auto meinerseits beschränkt: Es jaulte wie eine durchgedrehte Nähmaschine, und obwohl ich das dumpfe Blubbern amerikanischer Sportwagen fast lieber mochte, peitschte mir das Geräusch doch den Herzschlag auf. Jede kleine Bewegung des Gasfußes quittierte der Motor mit einem enthusiastischen Sirren, das die Ohren dröhnen und den ganzen Wagen vibrieren ließ.
    Ich steuerte sehr vorsichtig vom Randstreifen auf die Fahrbahn, dankbar für die weitgehend leere und angenehm breite Straße, Jackson beschränkte sich ab sofort auf Richtungsangaben. Die ersten Kilometer waren ein vor und zurück im Sitz, weil ich mit dem Gaspedal übte und die Bremse testete: Nach ein paar Minuten hatte ich den Bogen raus, nach zehn Minuten fühlte ich mich wohl in dem brüllenden Monstrum, und nach einer halben Stunde hätte ich ein paar Jahre meines Leben dafür gegeben,

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