Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)
einmal. Alles lag in tiefer Stille und im dunkelblauen Himmel über ihnen blitzten die Sterne auf.
Das Tor war vielleicht dreieinhalb Meter hoch, zweieinhalb Meter breit und bestand aus einem Holz, das so aussah, als sei es mindestens einen halben Meter dick. Eine solche Tür hätte Mack gerne vor seinem Zimmer gehabt. Vielleicht ohne die herabgrinsenden Schädel. Das war dann doch ein bisschen zu viel des Guten.
Es gab keinen Knauf, keinen Klopfer und keine Klingel. Also drückte Mack einfach dort gegen das Holz, wo sonst vielleicht eine Klinke gesessen hätte.
Sofort begann der Dudelsack zu kreischen und dieses Mal wurde das furchterregende Geräusch von einem Chor schriller Piepsstimmen begleitet. Es klang wie ein Kirchenchor aus mit Fanta und Smarties aufgeputschten Kleinkindern, die versuchten, mit dem Heulen des Teufels mitzuhalten.
»Interessanter Klingelton, was?«, meinte Jarrah. Sie gab die Harte, aber der Lärm hatte sie alle verschreckt. Alle außer Stefan, der brüllte: »He, Maul halten!«
Der Chor brach sofort ab. Das Tor schob sich von alleine auf. Die Lücke weitete sich langsam.
Mack war ziemlich sicher, dass er verpflichtet war, als Erster durchzuschlüpfen, aber glücklicherweise drängte sich Stefan vor. Stefan kannte keine Angst. Er bekam einfach keine. Selbst wenn er nichts sah außer tiefer Nacht.
Mack war gleich hinter ihm, Schulter an Schulter mit Jarrah, dicht gefolgt von Dietmar und Xiao. Sie bildeten ein kleines verängstigtes Kinderknäuel.
Hinter ihnen schlug das Tor zu.
Sie befanden sich in einem dunklen Innenhof. Im schwachen Sternenlicht zeigten sich Mauern mit Zinnen und Bögen. Unter ihnen lag Fußschmerz-Kopfsteinpflaster.
»He, jetzt sehe ich was!«, sagte Stefan. Der Unsichtbarkeitszauber funktionierte wohl nur außerhalb der Burgmauern, wie ein Deckmantel.
»Ähm …«, sagte Mack.
Bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte (wir werden nie erfahren, welcher Gedanke das war), brach eine Fackel in wilde orangerote Flammen aus.
Dann noch eine. Und noch eine.
Eine Fackelreihe zog von rechts nach links, bog um die Ecke, überquerte die gegenüberliegende Wand und machte einen zweiten Knick, um auch über die linke Wand zu laufen.
Die Fackeln flackerten wie wild, als herrsche Sturm, doch in dem Hof war es absolut windstill.
Im bebenden orangefarbenen Schein konnten sie nun alles erkennen. Ja, sie waren tatsächlich von hohen Mauern umgeben. Und düsteren Rundbögen, die mit grellweißen Schädeln umrahmt waren. Mack fiel auf – denn Mack fiel einiges auf –, dass nicht alle Schädel zu Menschen gehörten. Manche waren zu klein, um menschlich zu sein. Und manche waren zu groß, viel zu groß, mit Zähnen an Stellen, wo keine Zähne hingehörten.
An der gegenüberliegenden Mauer, an beiden Seiten flankiert von verschatteten Bögen, stand ein grob zusammengezimmerter Thron auf einer Empore. Und auf diesem Thron saß ein Mann. Er trug einen Rock. Und sämtliche Fabelhaften plus Stefan hatten denselben Gedanken: Hoffentlich lässt er die Beine zusammen.
Der Mann war so breit wie hoch gebaut, und doch groß. Er hatte außergewöhnlich rote Haare, die unter einer zu kleinen Kappe hervorquollen. Seine riesigen Pranken umfassten die Thronlehnen, als könnten sie diese mit Leichtigkeit abreißen.
Seine starrenden Augen glitzerten in den harten Schatten der Fackeln.
»Ich bin MacGuffin«, verkündete er mit starkem Akzent. »Wer seid ihr und warum seid ihr ungebeten hergekommen?«
Die Mauern schienen zu beben, während er sprach. Oder vielleicht zitterte auch Mack. Mack mochte keine Bärte. Ja, er litt gar an Pogonophobie – einer irrationalen Angst vor Bärten, der man nur durch Fernhalten beikommen konnte.
»Wir … äh …«, stammelte Mack, sah zur Seite und erblickte Dietmar. Der hatte es jetzt nicht mehr so eilig, den Alleswisser zu geben. »Wir machen … öh … eine Wanderung. Ist das hier Urquhart Castle? Dahin wollten … wir … nämlich …«
»Ach, Urquhart Castle, ja?«, wiederholte MacGuffin und knirschte mit den Zähnen. »Sehe ich etwa aus wie ein Durward?«
»Ein was?«
»Ein Durward!«, rief MacGuffin.
»Was ist denn ein Durward?«
»Der Familie Durward gehört Urquhart Castle, du Dösel.«
Dietmar bekam wieder diesen Schlaumeier-Gesichtsausdruck. »Sollte Urquhart Castle nicht eher im Besitz einer Familie namens Urquhart sein?«
»Nein, du Schwachkopf!«
Dietmar gefiel es gar nicht, so kurz nach dem demütigenden
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