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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Adamek
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erklärt, dass die technologische Entwicklung zu den Grundfesten unserer Kultur gehöre. Thiel ist ein Technik-Positivist. Häufig verweist er auf den englischen Philosophen Thomas Hobbes und dessen Ansicht, das Leben sei »schmutzig, brutal und kurz«. 287 Diese Grundkonstanten menschlicher Befindlichkeit sollen in Thiels neuer virtueller Welt keinen Platz mehr haben.
    Dass seine Ideen im Kern alles andere als menschenfreundlich sind, fiel auch ehemaligen Weggefährten auf. Elon Musk, weltbekannt geworden als erster Unternehmer, der privat finanzierte Spaceshuttle-Flüge durchführte, und damals der größte Anteilseigner von PayPal, erinnert sich, dass Peter Thiel, Max Levchin und er nicht dieselben Einstellungen geteilt hätten 288 : »Peters Philosophie war ziemlich seltsam. Das ist nicht normal zu nennen. In Investmentfragen hatte er konträre Ansichten. Er dachte eine Menge über Singularität nach. Ich war davon weniger begeistert. Ich bin pro-human.«
    Zuckerberg – Dr. Mabuse oder Zauberlehrling?
    Wir können getrost davon ausgehen, dass Zuckerberg und sein Team ein sehr gutes Gespür für die sozialen Bedürfnisse des Menschen haben, sonst hätten sie kaum solchen Erfolg. Nach wie vor wächst die Mitgliederzahl von Facebook. Zugleich hat sein Gründer das bis dahin geschlossene Netzwerk für das gesamte Internet geöffnet. So ist es
möglich, Facebook-Seiten anzusehen, ohne auf Facebook registriert zu sein.
    Rastlos flicht das Unternehmen immer neue Funktionen in das Netzwerk ein, die weit über die alltägliche Kommunikation hinausgehen: Online-Spiele werden über Facebook betrieben, sogar Waren werden mit der Facebook-Weltwährung Credits verkauft, die Internet-Telefonie wird integriert und sogar die Suchmaschinenfunktion Bing von Microsoft. Damit hoffen Microsoft und Facebook, den Konkurrenten Google erfolgreich anzugreifen. Eine realistische Hoffnung, denn warum sollten wir Facebook verlassen, wenn wir auch dort suchen können. Die Datenmengen, die das »Freunde«-Netzwerk durch eine Suchfunktion in seine Server saugen könnte, würden dann allerdings alles in den Schatten stellen, was Menschen je über Menschen wussten. Was aber denkt der Erfinder des Netzwerks über sein Experiment? Welche Risiken sieht er für die menschliche Privatsphäre?
    Auffällig ist, dass Internet-Konzerne – insbesondere Facebook – ziemlich ungeniert einen inneren Widerspruch praktizieren. Auf der einen Seite propagieren sie die weitestgehende Öffnung des Menschen und seiner Privatsphäre, auf der anderen Seite entziehen sie sich als Unternehmen sowohl publizistischen wie auch staatlichen Nachfragen und Kontrollen. Zuckerberg gibt vor, die Welt offener machen zu wollen, und verweigert seit Jahren Interviews.
    Während des Internetgipfels D 8 im Juni 2010 jedoch stellte sich Zuckerberg den kritischen Fragen der beiden Wallstreet Journal -Reporter Karan Swisher und Walt Mossberg. Die beiden fragten, ob Facebook nicht die Rechte seiner Nutzer, ihre Privatsphäre zu kontrollieren, missachte.
Und ob die Funktion der »Instant Personalization« – der umgehenden Personalisierung von Interessen – nicht den Datenschutz verletze. 289 Zuckerberg wusste mit diesen Fragen offenkundig wenig anzufangen und leierte seine üblichen Sätze herunter, dass Facebook sehr viele Einstellungsmöglichkeiten habe, dass es aber auch Nutzer gebe, denen das zu viel werde und dass man großen Wert auf die Kontrolle der Daten durch die Nutzer lege. Konkrete Antworten blieb er schuldig. Stattdessen geriet er gewaltig ins Schwitzen und musste sogar mit einem von ihm selbst aufgestellten Tabu brechen: Er zog seine Kapuzenjacke aus. Die Moderatorin flachste über das eingenähte Facebook-Symbol, es erinnere an die Illuminati-Sekte. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite, und der Zuschauer erfuhr ein weiteres Mal, dass Zuckerberg mit dem Privatsphäre-Thema nicht viel am Hut hat. Schon der ehemalige Facebook-Programmierer Charlie Cheever hatte dem Buchautor David Kirkpatrick anvertraut: »Ich habe immer gespürt, dass Mark nicht wirklich an Privatsphäre glaubt oder darin gar den springenden Punkt sieht.« 290
    Mark Zuckerbergs Experiment wirkt wie das Werk eines soziologisch und psychologisch ausgebufften Netz-Mabuse. Wenn er öffentlich auftritt, wirkt er eher wie ein 26-jähriger Computerfreak, der selber nicht so genau weiß, was er da eigentlich mit seiner Erfindung in Bewegung gesetzt hat. Nein, Zuckerberg ist kein Dr. Mabuse, eher der

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