Die facebook-Falle
wie sich der CO 2 -Ausstoß einer Stadt erfolgreich reduzieren lässt. Um eine entsprechende Wissensbasis zu gewinnen, würde nun in einem zweiten Schritt die ganze Welt einbezogen. Was in Singapur funktioniert hat, könnte auch in Wanne-Eickel funktionieren. Um aber zu wissen, was aus Singapur in Wanne-Eickel nicht funktioniert, bräuchte es eine Expertise aus Gelsenkirchen oder Pittsburgh. Das Ganze ähnelte in diesem Stadium der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Also würden die Planer auf sogenannte Ontologien zurückgreifen – Programme, die das gesammelte Wissen von Wikis, Netzwerken und Blogs systematisch auswerten. Wer hier eine Frage eingibt, sucht nicht nach Webseiten wie auf Google, sondern nach einer konkreten Antwort. Eine solche Wissensbasis gibt es in Deutschland bereits, und zwar als Prototyp des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken. Das System heißt Yago und führt immerhin zwei Millionen Begriffe und 20 Millionen Tatsachen. 282 Das gesammelte Wissen um die Machbarkeit des Projekts in Wanne-Eickel wäre also jetzt vorhanden. Aber irgendjemand muss es in die Praxis umsetzen. Das Programm hat
bereits Aufgabenstellungen für Menschen formuliert, echte physische Arbeitsaufgaben. Für die Übertragung der Befehle an Menschen muss allerdings eine Sprache erfunden werden, die der Mensch ebenso versteht wie der Computer. Denn der Computer überwacht die Arbeitsausführung des Menschen und will laufend informiert werden. Auch diese Sprache haben die Informatiker bereits entwickelt: Die »Unified Service Description Language« (USDL) sei eine Dienstbeschreibung nicht nur für Computer, sagt Wolfgang Wahlster, sondern auch für »Humandienste«. Es ist das erklärte Ziel dieser Forschung, die virtuelle mit der realen Welt zu verknüpfen. Auf die Frage, ob der sogenannte ›Social Computer‹ am Ende zu einer wirklich intelligenten Maschine führen könne, antwortet Wahlster: »Ich glaube schon. In diesem ›Social Computer‹ ist ja die menschliche Intelligenz schon drin, da will man über die Intelligenz eines Einzelnen hinausgehen.« Wahlster sagt, diese Form der Intelligenz könne sogar eines Tages globale Probleme wie die Energieversorgung oder die Klimaerwärmung für uns lösen. Denn in diesem Konzept stecke nicht nur die Künstliche Intelligenz, sondern die Kombination mit der natürlichen Intelligenz vieler Menschen.
Ein Facebook-Investor will den Menschen überwinden
Steckt hinter dem Unternehmen Facebook womöglich doch ein Experiment mit einem verwegenen Plan? Wir wissen nicht, ob Facebook-Chef Mark Zuckerberg sich für Künstliche Intelligenz interessiert. Was wir wissen, ist, dass sein
erster großer Investor, Berater und Facebook-Vorstand Peter Thiel bizarre Visionen von einem »neuen« Menschen hat.
Im Kern zielen die pseudo-philosophischen Ideen Thiels auf die Überwindung des Menschen in seiner jetzigen Form. So kündigte er im September 2006 an, die Methusalem Foundation, deren Mittel in Forschungen zur Überwindung des Alterungsprozesses fließen, mit insgesamt 3,5 Millionen Dollar zu fördern. 283 Darüber hinaus ist Thiel Berater und Finanzier des »Singularity Institute for Artificial Intelligence«. 284 Die Anhänger dieser Futurologenbewegung verstehen unter Singularität den Augenblick, in dem Künstliche Intelligenz sich selbstständig weiterentwickelt. Die Wege dahin beschreibt das Institut auf seiner Internetseite: Sie reichen von der Entwicklung einer computergesteuerten Künstlichen Intelligenz und dem biologischen Nachbau des menschlichen Gehirns bis hin zu Twitterwesen, also menschlichen Körpern, die über künstliche Implantate hyperintelligent gemacht werden. 285
Im Dezember 2009 hielt Thiel an der Stanford University einen Vortrag mit dem Titel »Singularität ist der einzige Weg«, in dem er seine Ideen zur Lösung der Weltprobleme unterbreitete. Der gefilmte Vortrag ist auf YouTube abrufbar. 286 Thiel fragt sein Publikum, welche der von ihm erwähnten Probleme wirklich bedrohlich seien: »Roboter töten oder versklaven die Menschheit«, »Eine Pandemie zerstört die Zivilisation«, »Atomkrieg«, »Regierungen nutzen Computer, um jedermann zu kontrollieren«, »Die Klimaerwärmung zerstört die Zivilisation« oder »Es passiert gar nichts von dem?« Viele Zuschauer sind über einen möglichen Atomkrieg und die Klimaerwärmung besorgt,
einige melden sich bei den anderen Themen. Thiel will klarmachen, dass nichts davon passieren wird, und
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