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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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liegt. Aber ich möchte wetten, die Amischen verstehen es, ebenso wie die junge Kellnerin, die für ein glückliches Leben ein geringeres Einkommen in Kauf nimmt, und auch der Inhaber des Restaurants, der sein Ladenschild nicht ausbessern lässt, weil er weiß, dass der Weg zur Vollkommenheit über Tradition und Beständigkeit führt. Sie alle verstehen es. Und ich auch.
    Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass ich mich nach wenigen Stunden in diesem Städtchen wohler fühlte als in den zwanzig Jahren, die ich in einer am Reißbrett entworfenen Schlafstadt verbracht hatte.
    Wie merkwürdig, dass ich mich unter Fremden so zu Hause fühle, dachte ich, als ich mich anschickte, das Antiquitätengeschäft zu verlassen, in dem ich gestöbert hatte, und den Abschiedsgruß des Inhabers mit einem Winken beantwortete. Wenn ich an Wiedergeburt glauben würde, könnte ich auf die Idee kommen, ich hätte schon einmal in New Bern gelebt. Das ist natürlich unmöglich, denn hier gibt es keinen Quiltladen, und für mich wäre es undenkbar, an einem Ort ohne Stoffgeschäft wiedergeboren zu werden. Wenn dieser kleine Makel nicht wäre, würde ich hier nie wieder wegwollen.
    Es war kurz vor fünf, und die ersten Geschäfte schlossen. Ich war beinahe am Ende der Commerce Street angelangt, auf der ich mir jeden einzelnen Laden angesehen hatte. Für den nächsten Tag nahm ich mir vor, den Rat der jungen Kellnerin zu befolgen und das Naturschutzgebiet zu erkunden. Es wäre also vernünftig gewesen, zum Gasthof zurückzukehren und früh schlafen zu gehen, aber dazu hatte ich einfach noch keine Lust. Der Tag sollte noch nicht zu Ende sein. In der Bäckerei an der Ecke, wo ein Schild für frische Plätzchen und starken Kaffee warb, herrschte noch immer ein lebhaftes Kommen und Gehen. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, doch es erschien mir verlockend, den Nachmittag bei einer Tasse Kaffee ausklingen zu lassen.
    Die Sonne stand bereits tief am Himmel, und es wurde langsam kühl. Die Hände in den Manteltaschen vergraben, eilte ich zu der Bäckerei. Ich war schon fast an der Tür, da hörte ich ganz in der Nähe einen Vogel zwitschern. Wenn der Vogel nicht in diesem Augenblick gerufen hätte, wäre es mir nie aufgefallen, doch so drehte ich den Kopf, um zu sehen, woher der Laut kam, und erblickte zwischen den beiden Häusern, an denen ich soeben vorübergegangen war, eine Lücke. Es war ein schmaler Durchgang mit altmodischem Kopfsteinpflaster, gerade breit genug für Fußgänger, doch zu schmal für ein Auto. Ein verwittertes Schild an einer der Backsteinmauern trug die Aufschrift »Cobbled Court« und darunter einen Richtungspfeil.
    Das Gässchen war unbeleuchtet, und selbst wenn es dort weitere Geschäfte geben sollte, hatten sie bestimmt schon geschlossen. Doch dann siegte meine Neugier. Ohne Rücksicht auf die Schäden, die das Pflaster meinen hohen Absätzen zufügte, machte ich mich daran, den Durchgang zu erkunden, der wahrscheinlich nur zu den Hintertüren einiger Läden führte, wo es nichts weiter zu sehen gab als leere Kisten und Abfalleimer. Aber man sollte eben nicht immer auf die Wahrscheinlichkeit vertrauen, sondern manchmal auch seinem Instinkt folgen.
    Die dunkle, enge Passage mündete in einen weiten, gepflasterten Hof, groß genug, dass das Sonnenlicht hineinfallen konnte. Als ich aus dem dämmrigen Gässchen in das lichtdurchflutete Karree trat, war mir, als beträte ich eine verborgene Welt, die es vor meiner Ankunft noch gar nicht gegeben hatte.
    Im rechten Winkel zu dem Gässchen, durch das ich gekommen war, zweigte ein weiterer Durchgang von dem Hof ab, der, wie ich annahm, zur Maple Street führte. Auf diese Weise wäre der Hof von den beiden Hauptstraßen des Ortes aus zu erreichen. Der kleine Platz wurde von einigen Läden gesäumt; es gab einen Geschenkeladen, eine Kunstgalerie und eine Anwaltskanzlei. Doch wie ich mir schon gedacht hatte, waren sie alle bereits geschlossen.
    Ein Ladenlokal war wesentlich größer als die anderen; es nahm das gesamte Erdgeschoss eines Hauses ein. Seinem Aussehen nach zu urteilen, stand es schon seit geraumer Zeit leer. Die rote Farbe der Holztür war abgeblättert, und das große in einen Erker eingelassene Schaufenster, das aus Dutzenden kleiner Einzelscheiben bestand, war verdreckt und voller Spinnweben. Als ich näher trat, entdeckte ich ein verblichenes »Zu vermieten«-Schild am Fenster.
    Mit dem Ärmel wischte ich eine der Scheiben sauber und warf einen Blick in den

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