Die Fährte der Toten
durch. Da sind wir ja in einen echten Schlamassel geraten, denkt er. Sich mit Killern abzugeben ist eine Sache, ihnen mächtig auf die Ketten zu gehen eine ganz andere. So was kann ganz schnell in die Hose gehen. Und dieses Mal war es kurz vor knapp, da ist er sich sicher.
Er massiert sich die Schläfen und versucht einen klaren Kopf zu bekommen. Wie ist der Stand der Dinge? Erstens - Lee hat sowohl Manzana als auch Wilcott umgelegt. Beweisen kann er es nicht, aber das spielt gar keine Rolle. Zweitens - sie handelt auf eigene Rechnung, genau wie bei der Sache vor zig Jahren. Drittens - die so unsanft Verschiedenen hatten früher gemeinsame geschäftliche Beziehungen und waren, nachdem sie einen Haufen Geld gemacht hatten, ins seriöse Fach hinüber gewechselt und haben sich als ehrbare Bürger aufgespielt. Bis jemand ihre Fährte aufgenommen hat.
Und nun die Eine-Million-Frage - was hat das alles mit ihm zu tun? Ist er nur durch Zufall zweimal in die Sache reingezogen worden? Nein, denkt er, es muss eine Verbindung geben. Einen Grund. Irgendetwas, das er übersieht. Nur was ist es?
Ein Anflug von Müdigkeit überkommt ihn. Ich sollte mich ein bisschen hinlegen, denkt er. Im Geiste immer noch die Fakten hin und her wälzend macht er das Licht an – und erblickt eine hochgewachsene Frau, deren rabenschwarze Haare ihre bloßen Schultern umschmeicheln und die aus dem Fenster die Lichter der Stadt unter ihr betrachtet.
'Wer zur Hölle sind Sie? Und was machen Sie hier?'
‘Du hast eine nette Aussicht, Kyle. Schön zu wissen, dass du dir so etwas Exquisites leisten kannst.'
Die Frau dreht sich halb zu ihm um, und jetzt kann er sie im indirekten Licht der glitzernden Stadt unter ihm in Augenschein nehmen. Sie ist geradezu atemberaubend schön, denkt er. Genau wie Lee. Ein ebenmäßiges, nahezu perfektes Gesicht. Rehbraune Augen, in denen kleine goldene Punkte zu tanzen scheinen. Ihr rotes Abendkleid schmiegt sich wie eine zweite Haut an ihren wohlgeformten Körper, und Kyle erwischt sich dabei, wie er die Frau anstarrt.
'Es freut mich zu sehen, dass du dich noch immer bester Gesundheit erfreust. Was man von einigen anderen Leuten so ganz und gar nicht mehr behaupten kann. Was meinst du, soll das auch in Zukunft so bleiben?'
'Was wollen Sie hier? Und wer sind Sie überhaupt?'
'Mein Name ist Catherine, und das soll dir genügen. Und du kannst unbesorgt sein - ich bin hier, weil ich um Dein Wohlergehen besorgt bin. Schließlich soll dir doch ein Schicksal, wie es Manzana und Wilcott widerfahren ist, erspart bleiben.'
'Was wissen Sie von der Sache mit Manzana und Wilcott?'
'Spielt das eine Rolle, Kyle? Ich weiß von Manzana, ich weiß von Wilcott, ich weiß von all deinen kleinen dreckigen kleinen Geschäften, deinen Lügen und deinem Verrat. Ich weiß, woher du all das Geld hast, mit dem du dir diesen Luxus leistest.'
Sie schenkt ihm ein Lächeln, und mit einem Mal weiß Kyle, woher er die Frau kennt. Die Stimme. Er kennt sie. Sie war es. Sie hat ihn damals angerufen, ihm dieses Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. Und sie hat ihm den Brief hinterlassen, da ist er sich inzwischen absolut sicher.
'Wir kennen uns, nicht wahr? Du hast bei mir angerufen und mich auf dieses Mädchen angesetzt. Du warst das!'
Kyle fühlt Wut in sich aufsteigen. Du Schlampe hast mit mir gespielt. Hast mich zu deinem Lakaien gemacht.
'Sei vorsichtig mit dem, was du sagst und denkst, Kyle. Und was deine Frage angeht, ja, so ist es.'
Sie beginnt um ihn herum zu streichen, was bei ihm ein Gefühl des Unwohlseins hervorruft, gepaart mit einer immer stärker werdenden Nervosität.
‘Du willst sicherlich wissen, warum ich mich nach all der Zeit dazu herablasse, persönlich bei dir vorbeizuschauen, nicht wahr?'
Auf ihren Lippen erscheint ein Lächeln, und Kyle spürt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Alles an Catherine schreit Gefahr. Vor ihm steht eine der Frauen, die Männer wie ihn ohne mit der Wimper zu zucken opfern werden, wenn es ihr gerade zupass kommt.
'Allerdings.'
Kyles Stimme ist nun spröde, und seine Zunge klebt an seinem Gaumen. Was gäbe er jetzt für einen Schluck Wasser. Catherine lacht leise in sich hinein.
'Natürlich willst du das...wie sollte es auch anders sein bei Euch Menschen...
Nun gut, ich will dich nicht auf die Folter spannen. Wenigstens jetzt noch nicht, Kyle McCarson. Wenn du dich mir gegenüber als
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