Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
Vom Netzwerk:
hier geht. Doch sie hat eine Ahnung.
     
    'Dieser Typ gerade - war der auch dabei?'
     
    'Gute Frage. Gar nicht mal schlecht. Du fängst an mitzudenken. Gefällt mir. Dummerweise kann ich dir die Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Soll heißen, ich weiß es nicht.'
     
    Lees Gedanken beginnen zu wandern. Warst du da, Kyle? War es kein Zufall, dass du mich Jahre später  angesprochen und mir die Informationen über die Mörder meiner Familie gegeben hast? Weil du wusstest, dass ich sie umlegen würde? Der Mann auf dem Foto, dieser Manzana – ein Auftrag von Frank. Wieso hast du einen Abzug? Zufall? Nein, so einfach ist die Welt nicht. Was dann? Bist du Franks Lakai? Nein, das macht keinen Sinn. Frank arbeitet so gut wie immer allein. Also der Diener eines anderen Herren? Nur – wessen?
     
    'Wir sollten ihn umlegen.'
     
    Lee dreht sich langsam zu Tanya um und zieht eine Augenbraue hoch.
     
    'Wir?'
     
    Tanya zuckt zusammen.
     
    'Ich...ich meine du...ich meine...na, du weißt schon...du natürlich...ich meine nur...ich hänge da genauso drin wie du.'
     
    'Ja, tust du. In der Tat.'
     
    'Eben. Also...kann ich die Sache auch gleich konsequent zu Ende denken. Wenn ihn jemand wegen der Sache mit diesem Typen im Hotel geschickt hat, bin ich eh geliefert. Mit gefangen, mit gehangen. So läuft die Welt doch, oder?'
     
    'Ja. So läuft sie.'
     
    Lee sieht Tanya von der Seite an, und Tanya spürt das zwiespältige Verlangen in ihrem Blick. Ich weiß, was ich von dir will. Und ich weiß, was du jetzt und hier beides haben willst, denkt sie. So gut kenne ich dich inzwischen. Am liebsten hättest du ihn hier jetzt sofort auf der Stelle umgebracht, auf deine ganz eigene Weise. Nicht wahr?
     
    'Wirst du es tun? Für mich?'
     
    ‘Du treibst da gerade ein sehr gefährliches Spiel, Kleines.'
     
    Lees Stimme ist seidenweich, doch Tanya entgeht der warnende Unterton nicht.
     
    'Ich weiß. Nur – würde es etwas ändern, wenn ich es nicht spielen würde? Der Einsatz ist ohnehin alles oder nichts. Also  – kann ich mir ja auch den Preis nehmen, der damit einhergeht. Oder?'
     
    Tanya schenkt Lee ein Lächeln, das zwischen verführerisch und herausfordernd pendelt. Lee betrachtet sie mit leicht zusammengekniffenen Augen.
     
    'Dann...soll es so sein. In fünf Minuten in meinem Bett, ok?'
     
    Statt einer Antwort beugt Tanya sich zu Lee herunter, küsst sie sachte auf den Mund, nimmt ihre Hand und legt sie an ihren Hals. Lee kann Tanyas pulsierende Halsschlagader fühlen, und sie merkt, wie sie langsam die Beherrschung verliert, als Tanya ihre Hand langsam über ihren Körper gleiten lässt.
     
    'Dein Wunsch ist mir Befehl...in jeder Hinsicht...'
     
    Sie lässt Lees Hand los, streicht ihr noch einmal über die Wange und geht dann ins Haus zurück, nicht ohne Lee noch eine Kusshand zuzuwerfen.
     
    Lee schaut ihr wie gebannt hinterher. Scheiße, denkt sie, du hast dich gerade wie eine Anfängerin rum kriegen lassen? Sie zuckt mit den Schultern. Egal, was solls. Mal abgesehen davon, dass Tanya Recht hat -  McCarson ist fällig – es gefällt ihr, wie sich die Kleine aufführt. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, ist es doch das, was du wolltest, oder? Jetzt hast du, was du dir erträumt hast – ein berechnendes Luder im Bett, dessen Blut diese ganz besondere Note hat, wie du sie nur selten findest. Natürlich, du kannst dir dein Vergnügen auch mit Gewalt nehmen. Aber das ist nicht das Gleiche. Nein, wenn sie es freiwillig bekommt – dann, und nur dann hat es diesen unvergleichlichen Geschmack von Leidenschaft, Hitze, Feuer. Wie die Strahlen der Wüstensonne auf ihrer nackten Haut, die sie so vermisst.
     
    Das Blut ihrer Feinde wird sie in einer anderen Nacht kosten. Jetzt – bekommt sie das, was sie wirklich begehrt und was sich ihr nur als Geschenk offenbart. Du kleines Miststück, denkt Lee, ich wette, dass du das  weißt. Und es ausnutzt. Und ich lasse mich auch noch darauf ein. Sie verdreht leicht die Augen und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
     
    Als sie sich auf den Weg macht, kommen ihr wieder Jennifers Worte in den Sinn. Ihr Instinkt flüstert ihr zu, vorsichtig zu sein, sich nicht von ihrer Gier und ihrer Leidenschaft leiten zu lassen, doch als sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnet und Tanyas Körper im Mondlicht gebadet erblickt, hat sie die Warnung bereits vergessen.

 
Menschen / 9
     
    Kyle knallt die Tür seines Appartements hinter sich zu, lehnt sich dagegen und atmet einmal tief

Weitere Kostenlose Bücher