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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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gerade so weit, dass er hindurch treten kann. Angespannt sieht er sich noch einmal um. Nichts zu sehen. Langsam geht er den Kiesweg hinauf zu dem Gebäude, das auf einer Anhöhe hockt wie ein Tier, das gerade zum Sprung ansetzt. Er hat keinen Blick für die Architektur, seine ganze Aufmerksamkeit wird von der Gestalt in Anspruch genommen, die ihn erwartet. Zunächst glaubt er, dass er sich irrt. Er muss sich irren.
     
    Sie. Nach all der Zeit.
     
    Die Rockerbraut, die er als Informantin gewinnen sollte. Die sich dann einfach in Luft auflöste, nachdem sie mal eben mir-nichts-dir-nichts einen Kartell-Killer umgelegt hatte. Sie ist nicht tot, nein, sie steht vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt, die Haare im Nacken zusammen gebunden, eine Sonnenbrille über ihren Pony geschoben. Der unverwechselbare bronzefarbener Teint ihrer Haut ist in der hereinbrechenden Dunkelheit nur zur erahnen, doch es gibt keinen Zweifel für ihn - sie ist es!
     
    So atemberaubend schön wie damals, als er sie zum ersten Mal sah. Und so tödlich wie eine Klapperschlange. Denn eines steht für Kyle fest – sie hat Wilcott umgelegt. Genau wie Manzana. In seinem Nacken bildet sich eine leichte Gänsehaut. Willkommen im Minenfeld.
     
    Kyle will etwas sagen, doch er bekommt kein Wort heraus. Stattdessen erwischt er sich dabei, wie er Lee anstarrt. Was mache ich hier eigentlich gerade, denkt er. Dann wird ihm der Grund dafür klar - Lee hat sich nicht verändert. Sie sieht so aus wie in jener Nacht vor so vielen Jahren, als er sie zum letzten Mal sah. Im Gegensatz zu ihm und all den anderen, die teilweise schon lange tot und begraben sind, scheint sie nicht einen Tag gealtert zu sein. Lees Stimme reißt ihn unsanft aus seinen Gedanken.
     
    'Schau an, schau an. Kyle McCarson. Die Welt ist wirklich klein.'
     
    Sie verzieht den Mund.
     
    'Warum bist du hier? Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben, ich kann mich nicht erinnern, dir meine Adresse gegeben zu haben, und um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht mal dran erinnern, in den letzten Jahren auch nur an dich gedacht zu haben.'
     
    Kyle räuspert sich.
     
    'Hallo Lee. Es ist in der Tat lange her, dass wir uns gesehen haben. Viele Jahre. Ich weiß nicht mehr, wie viele. Weißt du es noch?'
     
    'Nein. Und es interessiert mich auch nicht. Bist du nur vorbeigekommen, um mir Hallo zu sagen? Hättest du dir sparen können.'
     
    Sie macht einen Schritt auf ihn zu und deutet mit ihrer Linken Richtung Tor. Kyle macht jedoch keine Anstalten zu gehen.
     
    'Entschuldige. Ich vergesse immer wieder, dass unser letztes Aufeinandertreffen nicht unbedingt harmonisch verlaufen ist.'
     
    Er atmet einmal kurz durch.
     
    'Ich will dir auch nicht auf die Nerven gehen. Ich möchte dir nur eine Frage stellen. Einverstanden?'
     
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schiebt Kyle seine Hand in die rechte Seite seines Jacketts – nur um sich gleich darauf in den Lauf einer Automatik zu starren.
     
    'Whoa, langsam, immer langsam...'
     
    Lee nickt, ein Lächeln auf den Lippen.
     
    'Genau, schön langsam. Sonst hast du gleich ein Loch in deinem Schädel, durch das die Luft entweichen kann, die sich dort befindet.'
     
    Die Waffe scheint wie eingefroren in der Luft zu schweben und auf seine Stirn zu zielen, und Kyle spürt, wie sich kalter Schweiß auf seinem Rücken bildet. Er setzt eine beschwichtigende Miene auf, zieht ganz langsam ein Foto aus der Innentasche und reicht es Lee.
     
    'Eigentlich ist es nur eine einfache Frage. Eine Routine-Untersuchung sozusagen. Ich möchte wissen, ob du die Person auf dem Foto kennst.'
     
    Lee nimmt das Foto entgegen, ohne den Blick von ihm abzuwenden und macht ein paar Schritte zurück. Fast hätte sie geglaubt, dass dieser kleine Idiot es wagt, sie hier in ihrem eigenen Haus zu bedrohen. Sie wirft einen kurzen Blick auf das Foto - und muss sich zusammen nehmen, um ihre Contenance zu wahren. Wie von ferne glaubt eine wohlbekannte und gleichzeitig so verhasste Stimme zu hören.
     
    Man sieht sich.
     
    Dieser gottverdammte Wichser.
     
    Lee sieht Kyle in die Augen.
     
    'Wer soll das sein? Dein neuer Schwarm?'
     
    'Weder noch. Sein Name war Aristide Manzana. Ein Drogenboss. Er ist tot. Und er starb nicht an Herzversagen. Ich möchte einfach nur wissen, ob du ihn kennst. Mal gesehen hast. Irgendwas in der Art.'
     
    'Nein. Warum sollte ich?'
     
    'Ok...tja, mehr wollte ich eigentlich gar nicht wissen...'
     
    Kyle fährt sich mit einer Hand durch sein

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