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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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an Verbrechen, die er vor langer Zeit beging. Namen beginnen in seinem Kopf herumzuschwirren, Gesichter, stumme Zeugen von Untaten, die ungesühnt geblieben sind im Lauf der Jahrhunderte.
     
    Frank schüttelt den Kopf. Woher kommen nur diese Gedanken? Verliert er langsam den Verstand. All diese Toten – sie sind Gespenster aus der Vergangenheit. Niemand hat sie je vermisst, ihre Gräber gesucht. Ihr Schicksal war es, seiner Lust zu dienen. Und dann dem Vergessen anheim zu fallen.
     
    'Was wollt ihr von mir? Kommt doch raus, wenn ihr euch traut!'
     
    Frank schreit die Worte heraus, wütend, aber auch ängstlich. Denn - er ist nicht allein hier. Sie ist hier, irgendwo, in der Finsternis – und noch etwas anderes. Das mit ihr gekommen ist. Und das er mehr fürchtet als sie. Weil ihm die Warnung noch immer in den Ohren hallt, die ihm ein Wesen zukommen ließ, das schon alt war, als er seine ersten Schritte in seiner neuen Form machte.
     
    'Hallo Frank.'
     
    Lees Stimme scheint von überall herzukommen, und Frank zuckt zusammen, als sie plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm erscheint. In ihren Augen ist ein Schimmer von Rot und Gold, und ein entspanntes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, fast wie das einer Katze, die eine Maus in eine Ecke getrieben hat und sich nun auf das Spiel mit ihr freut.
     
    ‚Hallo Lee…wie schön, dass du dich doch noch mal blicken lässt. Ich dachte schon, du wärst abgehauen…‘
     
    ‚Aber nicht doch Frank. Wieso sollte ich? Wir beide haben schließlich eine Verabredung miteinander. Nicht wahr?‘
     
    Geschmeidig bewegt sie sich auf ihn zu, einen leichten Halbkreis um ihn herum schlagend und ihn dabei keine Sekunde aus den Augen lassend.
     
    ‚Da hast du ganz recht, Kätzchen. Wenn ichs mir recht überlege, ist dieses Treffen schon längst überfällig. Kommen wir also zum Ende…‘
     
    Frank spannt seine Muskeln, um sich auf Lee zu stürzen - als er zu seinem Entsetzen mitansehen muss, wie blutbefleckte, mit ledrigen Federn bestückte Flügel aus Lees Schulterblättern hervorbrechen und sich ihre Hände zu silbernen Klauen verformen. In ihre Augen breitet sich ein goldroter Schimmer aus, ein so wundervoller wie verstörender Anblick, der Franks schlimmste Befürchtungen bestätigt. Eine Warnung hallt aus der Tiefe seiner Erinnerungen wider - der ernste Rat, sich von denen fernzuhalten, die dieser Straße folgen.
     
    Leg sie um, kreischt seine innere Stimme. Schlag zu! Jetzt! Sofort! Gleich wirst du keine Gelegenheit mehr dazu haben. Doch Frank ist wie gelähmt und starrt Lee nur ungläubig an. Das kann nicht sein, denkt er. Das kann einfach nicht sein. Lees hohntriefende Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken.
     
    ‚Sowohl die hohen Sphären des Himmels als auch die Untiefen der Erde haben ihre Pforten für mich geöffnet. Das war es doch, was du erreichen wolltest, nicht wahr? Nun, du hast es bekommen. Nur wird es dir nichts mehr nutzen.‘
     
    Die Gedanken in Franks Kopf beginnen panisch hin- und her zu rasen. Das kann nicht sein, er wollte sie für sein Vergnügen und sonst nichts, es war nie sein Plan -
     
    Die Erkenntnis trifft ihn wie ein Hammerschlag. Das ist alles kein Zufall. Er war nie mehr als ein Werkzeug, das man dazu benutzt hat, um diese Monstrosität zu schaffen. Eine Tochter der Uralten. Die sich hinter der Fassade einer kleinen Schlampe verborgen hat. Und die nun dabei ist, ihre volle Macht zu entdecken. Ich bin am Arsch, denkt er. Wenn mir nicht ganz schnell etwas einfällt, bin ich so was von erledigt, das kann man sich gar nicht vorstellen. Lees Stimme dringt an sein Ohr, und sie ist gefährlich leise.
     
    ‘Du hast deine Grenzen ausgetestet - und nun hast du sie erreicht. Du hast deinen ganz persönlichen Rubikon überschritten. Und bist am Ende deines Weges angekommen. Alles hat seinen Preis. Und der Preis für die Gunst, die mir gewährt wurde, ist deine Seele, Frank Gettys.'
     
    Ihr Mund verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen und entblößt eine Reihe silbern glänzender Fänge, wo vorher perlenweiße Zähne waren, und jetzt fühlt Frank ein Gefühl in sich aufsteigen, von dem er seit langer Zeit geglaubt hat, er hätte es ein für alle Mal verloren. Angst. Schlichte, primitive, hinterhältige Angst.
     
    ‚Nun, ich muss dich jetzt leider verlassen. Dies ist deine ganz persönliche Aufführung, und sie hat gerade erst begonnen... Eigentlich schade, dass ich ihr nicht beiwohnen kann. Doch sie ist nicht für meine Augen bestimmt. Nur für

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