Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
Vom Netzwerk:
zielt wieder auf Lee, während er den Kopf schüttelt. Lee spürt den metallischen Geschmack von Blut im Mund, während sie das Ende erwartet - und starrt völlig irritiert auf die Gestalt, die sich wie aus dem Nichts hinter Fettsack materialisiert.
     
    Fettsack scheint die Gestalt hinter ihm auch bemerkt zu haben, denn er dreht sich um und sagt etwas von 'Was zur Hölle...', aber dann hat der andere bereits seinen Arm gepackt und bricht ihn durch wie einen dürren Zweig, ein brechreizerregendes Geräusch, das von einem viehischen Kreischen abgelöst wird. Jetzt endlich schafft Lee es, ihre Automatik hochzureißen und das gesamte Magazin in Fettsack zu pumpen.
     
    Die Gestalt lässt den durchlöcherten Leichnam fallen wie einen nassen Sack und applaudiert ihr. Lee betrachtet schwer atmend zuerst die Leiche und dann ihren Retter. Ihre Sicht beginnt zu verschwimmen, und sie überlegt, ob sie den Mann schon mal woanders gesehen hat, doch sie kann sich nicht erinnern.
     
    Der Mann geht in die Hocke und grinst Lee an.
     
    'Ich bin beeindruckt. Du bist eine geborene Killerin. Und damit ein würdiges neues Mitglied in unseren illustren Reihen.'
     
    'Wovon...redest du? Ich verreck hier gleich, wenn du - '
     
    'Nein. Du wirst nicht sterben. Wenigstens nicht jetzt und nicht hier. Alles zu seiner Zeit. Glaub mir, für dich wird der Tod erst der Anfang deiner Karriere sein, Kätzchen.'
     
    Der Mann packt sie im Nacken und zieht sie rüde zu sich heran. Lee starrt wie gelähmt in sein Gesicht, und eine Stimme in ihrem Kopf kreischt, dass es nicht nur um ihr Leben geht, sondern um ihre Seele. Sie versucht sich zu wehren, doch nadelspitze Zähne reißen ihre Kehle auf, und Lees letzter Gedanke ist, dass ihre Reise ans Ende der Nacht nun endgültig begonnen hat.
     
    ***
     
    Frank blickt in Lees gebrochene Augen, die zur Decke starren. Tot. Nur das er es besser weiß. Ein dünnes Rinnsal von Blut läuft aus Lees Mundwinkel, und kurz verspürt er das Verlangen, den Blutfaden abzulecken. Stattdessen nimmt er ein Tuch und wischt das Blut aus ihrem Gesicht.
     
    Du bist nicht wie die anderen, denkt er. Du bist etwas Besonderes. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als er Lees Körper anhebt wie eine Spielzeugpuppe und durch die Tür verschwindet. Die Neonröhre im Flur flackert einmal auf und erlischt, und als sie wie von Geisterhand wieder angeht, ist Frank mit seiner Beute in der Dunkelheit verschwunden.

 
Teufel / 8
     
    Das Flüstern in ihrem Kopf ist nur ein Hauch, und dennoch ist Lee von einem Moment auf den anderen hellwach. Sie lauscht angestrengt und hört, wie Wassertropfen mit monotoner Regelmäßigkeit auf Stein prallen. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, schaut sie sich um. Sie scheint in einer riesigen kuppelartigen Höhle zu sein, die von einem schwachen Licht erfüllt wird. Vor ihr ist ein Teich, dessen Wasser einen tiefschwarzen Schimmer hat. Sofort verspürt sie einen überwältigenden Durst und bückt sich hinab, um von dem Wasser zu kosten, aber bevor sie ihre Hand eintauchen kann, beginnt es sich zu kräuseln, und Lee verspürt plötzlich eine animalische Furcht. Etwas ist unter der Oberfläche – und es hat ihre Anwesenheit gespürt. Das Wasser beginnt zu brodeln, und von Panik ergriffen wendet sie sich von dem Teich ab und...
     
    ...ist in einer Kathedrale. Hohe Säulen, an denen sich in Stein gehauene Reliefs dämonischer Kreaturen festkrallen, ragen hinauf in die Dunkelheit. Wieder glaubt sie dieses Flüstern zu hören, und für einen Moment hat sie das Gefühl, dass die Monstren lebendig sind, nur darauf lauernd, sich auf den Eindringling zu stürzen.
     
    Lee schlingt die Arme um sich, um sich vor der Kälte zu schützen, die sie wie mit tausend kleinen Nadeln piesackt und geht mit schnellen Schritten weiter in den riesigen Bau hinein. Draußen muss es Tag zu sein, denn durch die bunten Glasfenster dringt ein fahler Lichtschein herein und erleuchtet die sich in langen Reihen durch das Kirchenschiff ziehenden Bänke, ohne jedoch auch nur einen Hauch von Wärme zu spenden.
     
    Im hinteren Teil der Kathedrale wird eine Gruppe Touristen herumgeführt, und Lee macht sich auf, um zu ihnen zu gelangen und zu fragen, wo sie eigentlich ist und ob man ihr helfen kann, aber als sie um eine Säule herumgeht, ist niemand mehr zu sehen. Stattdessen hat sie nun wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Und das macht ihr Angst. Denn es ist etwas Bösartiges, das auf sie lauert.
     
    Du

Weitere Kostenlose Bücher