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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Also, wir beide werden heute Nacht einen ersten Ausflug machen. Das läuft bis auf weiteres wie folgt ab - ich mache die Ansagen, und du wirst dich dran halten. Tust du es nicht – nun, du hast gerade einen Vorgeschmack auf das bekommen, was dir dann blüht. Haben wir uns verstanden?'
     
    Als Lee nicht sofort antwortet, beugt sich Frank zu Lee herunter und tippt sachte mit einem Finger auf die blutende Wunde. Lee zuckt mit einem unterdrückten Schrei zurück.
     
    'Ich hab dich was gefragt. Und wenn ich das tue, will ich eine Antwort hören. Also – haben wir uns verstanden?'
     
    'Ja...ja,  ich hab verstanden.'
     
    'Gut'. Frank grinst sie an. 'Nachdem wir das geklärt hätten, gehen wir also die Lektion für heute Nacht an. Wie ich deiner Reaktion entnehme, hast du Hunger.'
     
    Lee will den Kopf schütteln – doch dann spürt sie das nagende Gefühl in ihren Eingeweiden, das sich auf verstörende Weise anders anfühlt als sie es sonst kennt. Nicht das sie wirklich weiß, was echter Hunger bedeutet – doch dieses Zerren tief in ihr kommt ihm wohl sehr nahe. Und sie weiß instinktiv, dass es bald sehr viel schlimmer werden wird.
     
    'Ja. Das wird es. Und damit das nicht geschieht, werden wir uns jetzt darum kümmern. Also – wenn ich bitten darf?'
     
    Frank macht eine einladende Handbewegung in Richtung der offenen Tür, und Lee verlässt mit langsamen Schritten ihr Verlies.

 
Teufel / 11
     
    Frank fährt schweigend durch die von Neonlicht erhellte Stadt, während Lee neben ihm aus dem Seitenfenster starrt. Sie hat keine Ahnung, wo sie ist, und eigentlich juckt es sie auch nicht. Hauptsache raus aus dem Keller. Doch ihre Meinung ändert sich, als sie von der Schnellstraße abbiegen und in eine heruntergekommene Gegend kommen. Der Verkehr wird schnell spärlicher, und Lees Laune verschlechtert sich von Sekunde zu Sekunde. Aufgebockte Autowracks und leerstehende Ladengeschäfte mit zugeklebten Scheiben und verrammelten Türen gleiten vorbei, während Frank sie immer tiefer in das Gewirr der Straßenschluchten lotst.
     
    'Sag mal, leben hier auch Menschen', sagt Lee.
     
    Frank nimmt den Blick nicht von der Straße.
     
    'Nein. Das hier ist Jagdgebiet.'
     
    'Häh?'
     
    ‘Du wirst lernen, deinen Hunger zu stillen. Und dies ist genau die richtige Gegend für Lektion Nummer Eins.'
     
    Lee sieht Frank nur verständnislos an, sagt aber nichts. Frank stoppt den Wagen abrupt am Straßenrand.
     
    'Wir sind da. Steig aus. Na los, keine Müdigkeit vortäuschen.'
     
    Lee schüttelt den Kopf, schlängelt sich vom Beifahrersitz und sieht sich um.
     
    'Prima Gegend, wenn man Häuserkampf üben will', sagt sie. 'Aber jetzt mal im Ernst - wo sollen wir hier denn was zu essen finden? Selbst wenn es hier was gäbe, so groß kann der Hunger gar nicht sein, als dass ich da was runter - '
     
    Frank legt einen Finger auf die Lippen und zeigt in Richtung einer Seitengasse. Lee dreht sich in die Richtung und sieht zwei Gestalten, die in einer Mülltonne wühlen und sich dabei lautstark streiten. In der Ferne hört sie das Grollen eines Zuges, der über die Gleise rumpelt. Sie wendet sich wieder Frank zu.
     
    'Ok, was soll das? Ich meine, hier sind nur ein paar –'
     
    Er ist weg. Als wenn sich ein Loch aufgetan und ihn verschlungen hätte.
     
    'Hey, wo – ich glaub es nicht.'
     
    Sie sieht sich um, doch Frank ist nirgends zu sehen. Ein Blick in den Wagen – kein Zündschlüssel. Egal, sie könnte den Wagen kurzschließen und abhauen, denkt sie. Einfach ordentlich Gummi geben, und alles ist in Butter. Nur – vorher braucht sie noch was zu beißen.
     
    Irgendwo muss es doch einen Laden geben, wo ich mir was organisieren kann, denkt sie. Egal was, einen Schokoriegel oder einen Burger... Während sie noch darüber nachdenkt, geht sie langsam in Richtung der immer noch zankenden Gestalten. Zwei Penner in abgerissenen Klamotten, die sich wohl wegen dem letzten Rest billigen Fusels in die Haare bekommen haben. Als sie Lee bemerken, verstummen sie und starren sie an, als hätten sie einen Geist gesehen.
     
    Lee will sich angeekelt zurückziehen, doch in ihren Eingeweiden breitet sich wieder dieses quälende, zerrende Hungergefühl aus, und sie macht einen weiteren Schritt auf die beiden Penner zu. Einer von ihnen hebt abwehrend die Hände, und Lee will ihn beruhigen, ihm sagen, dass sie ihm nichts tun will, dass sie selber gar nicht weiß, warum sie eigentlich hier ist.
     
    Doch ihrer Kehle entringt sich nur ein

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