Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
Vom Netzwerk:
er all dies empfindet. Eines weiß sie auf jeden Fall ganz genau - es ist nicht klug ist, dieses Wesen zu reizen. Sonst wird es ihr ergehen wie dem Skorpion. Nur das es länger dauern wird. Viel, viel länger.
     
    ‘Du hast Recht. Ich habe mich...unehrenhaft verhalten. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal begehen.'
     
    'Gut.'
     
    Catherine verspürt Erleichterung, und im gleichen Moment ärgert sie sich darüber. Wie sie es hasst, wenn ihr Schöpfer ihr vor Augen führt, wie weit sie noch davon entfernt ist, absolute Macht ihr Eigen zu nennen. Sie versucht den Gedanken zu verdrängen, und als würde er den Moment ihrer Schwäche nutzen, schlüpft ein anderer in ihren Kopf. Wer bist du? Oder besser, was? Woher kommst du? So oft hat sie sich diese Frage gestellt. Nie hat sie auch nur den Hauch einer Antwort bekommen. Bis jetzt.
     
    Die sonore Stimme der Kutte erklingt in Catherines Kopf.
     
    ‘Du suchst nach Antworten. Ich werde sie dir gewähren.'
     
    Catherine versucht sich noch zu wehren, als die Kutte beginnt, in ihren Geist einzudringen, doch ihr Widerstand wird wie von einer riesigen Klaue hinweggefegt, und sie hat das Gefühl, als wenn ein Gewimmel von Maden durch ihren Körper hindurchfließen würde. Sie möchte sich schütteln vor Ekel, doch sie ist wie gelähmt. Die Stimme der Kutte dröhnt durch ihre Gedanken, ganz so als wenn ein uralter monströser Gott zu ihr spräche.
     
    'Einst waren die Menschen Primitive. Und eigentlich sind sie das auch heute noch. Sie werden es wahrscheinlich immer bleiben. Auf ihre Art. Zu Beginn lebten sie in Höhlen und krochen wie niedere Tiere auf allen Vieren, doch schon bald erhoben sie sich und begannen sesshaft zu werden, um dann schließlich in Häusern und Burgen aus Stein über das Land zu herrschen. Sie nannten sich die Krone der Schöpfung und glaubten in ihrer unermesslichen Arroganz, sie hätten sich den Ort, den sie Erde nannten, untertan gemacht im Namen und im Auftrag des Gottes, den sie verehrten. 
     
    Aber einige von ihnen wollten sich damit nicht zufrieden geben. Sie begaben sich auf die Suche nach dem  Ursprung der Dinge. Sie wollten die endgültigen Antworten auf all ihre Fragen, koste es was es wolle. So begann ihre Suche nach der letzten Erkenntnis, nach der Allmacht über die Dinge und nach dem Quell der Unsterblichkeit. Diese, und nur diese Menschen waren es, auf die ein Wesen gewartet hatte, das älter ist als die Sterne.
     
    Wir gehörten zu denen, die sich auf die Suche begaben. Wir hielten uns für die Auserwählten, und wir ahnten nicht, wie Recht wir damit hatten. Nachdem wir endlos gewandert waren, erreichte uns der Ruf der Leere. Und wir folgten ihm, jeder von uns auf seine Weise. Komm und sieh!'
     
    Catherine will noch mit dem Kopf schütteln, doch es ist zu spät. In ihren Gedanken erscheinen Bilder - eine Grotte, wie der geöffnete Rachen einer gewaltigen Monstrosität, bereit sie zu verschlingen und in den Abyss zu reißen. Sie scheint jetzt durch die Augen der Kutte in die Vergangenheit zu schauen und sieht einen Tümpel, von dem eine eigenartige Kälte ausgeht. Die Oberfläche scheint zu zucken wie ein schwarzes Herz, und aus der Tiefe bahnt sich vollkommene Dunkelheit ihren Weg nach oben.
     
    Diese Finsternis, diese völlige Abwesenheit des Lichts. Sie war es, die ihn anzog. Als er noch ein Sterblicher war. Als er noch schwach war. Die Schatten waren es, die ihm die Stärke offenbarten, von der er in Zukunft zehren würde. Sie sprachen zu ihm, und das Murmeln ihrer Jahrtausende alten Stimmen zog ihn in ihren Bann. Er würde dem Licht entsagen müssen. Sein Weg würde ihn in die Dunkelheit führen. Sie müsse er erforschen und ihre Geheimnisse enträtseln. Doch er musste einen Preis zahlen, so wie alle, die von ihm abstammen. Das Licht der Sonne – es würde ihm auf ewig versagt bleiben.
     
    Übergangslos ist Catherine wieder Herr über ihren Geist und ihren Körper. Sie verspürt ein Frösteln. Die Leichtigkeit, mit der er ihre Verteidigung durchbrochen hat – es war eine Demonstration. Fordere mich heraus und spüre meinen Zorn. Sie hat verstanden. Eine schuppige schwarze Echse huscht in der Nähe vorbei, einen Käfer in ihren Kiefern gefangen haltend, aber weder die Gestalt in der Kutte noch die Frau schenken ihr irgendeine Form von Beachtung.
     
    'Warum das Mädchen? Warum willst du sie?'
     
    Aber in den Tiefen ihrer Seele kennt sie die Antwort schon, und mit Widerwillen nimmt sie den einen Schmerz wahr, der ihr

Weitere Kostenlose Bücher