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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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Herausforderung für ihn. Und noch hat ihr Blut nicht dieses mit nichts vergleichbare Aroma des Hasses, den nur Wesen wie sie und er verspüren können. Dieses Aroma, das ihm diesen unvergleichlichen Kick verschafft, den er jetzt schon so lange missen muss.
     
    Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und er weiß auch schon, was er dafür tun muss.

 
Menschen / 1
     
    Lee betritt die weitläufige Terrasse des Anwesens und lässt ihren Blick die sich wie eine Schlange ins Tal hinabwindende Zufahrtsstraße entlanggleiten, bevor sie sich wieder Jefferson zuwendet, einem kleinen untersetzten Mann mit lichter werdendem Haar. Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie überraschenderweise der latente Geruch seines Blutes gereizt, und sie hatte sich beherrschen müssen. Was zum Glück geklappt hatte.
     
    Denn dieser Jefferson versteht was von seinem Job, das muss Lee ihm lassen. Das Anwesen ist perfekt geeignet für ihre Zwecke. Nur eine Zufahrt, das ganze Gelände von Wald umschlossen. Im Rücken die Steilküste, mit einem kleinen steilen Aufgang, den gerade einmal eine Person gleichzeitig benutzen kann. Wenn nicht gerade ein Rollkommando kommt, dürfte es schwer werden, sie mit einem unangemeldeten Besuch zu überraschen. Was das Haus selbst angeht – mit den entsprechenden Umbauten wird es ihr alles bieten, was sie braucht.
     
    Eigentlich müsste der Typ zufrieden sein, denkt sie. Der Deal wird ihm eine hübsche Provision einbringen. Aber Lee kann seine Unruhe spüren. Als wenn er wüsste, was da neben ihm hergeht. Sie verkneift sich ein Lächeln. Du hättest normalerweise allen Grund, Angst zu haben. Doch dies hier ist ein Geschäft der anderen Art. Hier werden keine Leichen produziert. Glück für dich, Dickerchen.
     
    'Sieht so aus, als wenn Sie das Richtige für mich gefunden haben.'
     
    Jefferson zuckt bei Lees Worten zusammen, und zum wiederholten Mal hat er das Gefühl, als wenn ihm jemand mit einem Eiszapfen über den Nacken streicht. Er verflucht sich innerlich für seine Nervosität. Was ist bloß los mit ihm? Er sollte einen Freudentanz aufführen – so oft ist er hier schon hochgefahren, und nie hat es geklappt, dieses Geisterhaus zu verkaufen. Diesen viktorianisch anmutenden Palast mitten in der Wildnis wollte jahrelang keiner haben. Und obendrein hat er sich immer unwohl gefühlt, wenn er hier jemanden treffen musste. Eine gute halbe Stunde Fahrt durch die menschenleeren Wälder - wenn man da eine Panne hatte, war man echt erledigt. Hier wohnt im Umkreis von Meilen kein Mensch, der einem helfen könnte, und der Handyempfang war auch nicht gerade prickelnd. Aber jetzt hat er es ja bald hinter sich.
     
    'Nun, wenn es noch etwas gibt, was ich für Sie tun kann…?'
     
    'Nein, hier gibt es nichts mehr zu tun. Für Sie.'
     
    Lee lächelt ihn an, und wieder hat er das Gefühl zu frösteln. Dabei ist es ein schwüler Sommerabend, auch wenn die Sonne schon seit mehr als einer Stunde vom Himmel verschwunden ist. Beherrsch dich, denkt er. Versau es nicht auf den letzten Metern.
     
    Lee lehnt sich gegen die Motorhaube ihres Wagens, steckt sich eine Zigarette in den Mundwinkel und zündet sie an, während sie Jefferson taxiert. Wie gut, dass sie gerade keinen Hunger hat. Die Gelegenheit wäre einfach zu günstig.
     
    'Eh...ja...wenn das alles wäre...' er macht eine hilflose Handbewegung '...wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend. Es freut mich, dass ich so schnell ein passendes Objekt für Sie finden konnte. Die restlichen Papiere regelt ja Ihr Anwalt, und die Schlüssel haben Sie ja schon. Ähm, ja…wenn Sie mich dann entschuldigen würden? Ich habe noch eine etwas längere Heimfahrt vor mir. Sie wissen ja... '
     
    Er zuckt mit den Schultern. Wenn er hier endlich weg ist, wird er drei Kreuze machen. Und nie wieder herkommen. Wenn man hier draußen jemanden umlegt, würde es kein Aas bemerken, denkt er. Und wenn man diesen Jemand hier irgendwo verscharrt, wird ihn auch kein Schwein jemals finden. Er schüttelt den Kopf. Woher kommen bloß diese Gedanken? Himmel, er hat gerade einen guten Deal gemacht. Was jedoch alles nichts an dem Wunsch ändert, abzuhauen.
     
    'Freut mich auch, Mr. Jefferson. Kommen Sie gut nach Hause.'
     
    Ohne eine Verabschiedung abzuwarten, stößt sich Lee von ihrem Wagen ab, lässt Jefferson einfach stehen und geht dann mit gemächlichen Schritten dem kleinen akkurat mit Platten ausgelegten Weg zum Meer hinunter, dessen Rauschen ganz leise im Hintergrund zu

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