Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
heiße Helena Sydgriff.«
    »Ich bin Lucrezia Panarotti.« Die schwarze Mähne wirbelte um ihren schmalen Römerkopf. »Papa nannte mich Luzi. Er starb vor zwei Jahren.«
    »Vergiftet?« fragte Trosky. Die Panarotti starrte ihn entgeistert an.
    »Er stürzte bei einer Klettertour in den Abruzzen ab. Wieso vergiftet …?«
    »Ich dachte nur. Der Name Lucrezia verpflichtet. Lucrezia Borgia war da nicht zimperlich.«
    »Sehr witzig!«
    »Ist es wichtig, daß wir unsere Kosenamen nennen?« fragte Helena Sydgriff deutlich aggressiv. »Sie heißen also Luzi. Mein Vater nannte mich Blondie. Und Sie, Trosky?«
    »Stinker. – Pardon, ich kann mit süßeren Namen nicht aufwarten. Mein Vater war ein humorloser Mann. Was blieb ihm anderes übrig – er war der 1. Wärter des Städtischen Klärbeckens.«
    Losskow blinzelte ihm zu, aber Trosky erwiderte es nicht. Erst jetzt merkte Losskow, daß Trosky keinen dummen Witz gemacht hatte.
    »Blondie, Luzi und Stinker«, sagte Lucrezia und bog sich in den Hüften. »Nur unser künftiger Herr und Meister schweigt.«
    »Statt Peter wurde ich Peer gerufen.« Losskow hob wie bedauernd die Schultern. »Mein Vater hatte einen Nordlandtick! Die Losskows – so hatte er nachgeforscht – waren mit einem normannischen König verwandt. Losokau … oder so ähnlich. In grauer Vorzeit.«
    »Daher auch Ihr Wikingertraum von der Weltumseglung!« Trosky lachte. »Ich sehe schon jetzt: Wir passen zusammen.«
    »Abwarten!« Helena Sydgriff strich sich eine Locke aus der Stirn. »Bis jetzt wissen wir nur soviel von uns, daß wir zu einem Abenteuer bereit sind. Aber ob wir dazu auch zu gebrauchen sind –«
    Sie gingen von der Halle in die Bar, setzten sich in eine Ecke an den reservierten Tisch und überließen es Losskow, den Begrüßungstrunk auszuwählen.
    »Champagner?« fragte er.
    »Am Nachmittag?« Trosky dehnte seine Muskeln. »Für mich lieber einen Whisky. Ist's erlaubt? Bei uns, hinterm sogenannten Eisernen Vorhang, ist Whisky eine Seltenheit.«
    Losskow bestellte. Er ist ein Individualist, dieser Trosky, dachte er. Genau das Gegenteil von einem Mitläufer. Er hat einen harten Schädel. Das kann nie schaden, wenn wir dem Feind gegenüberstehen – dem Ozean!
    »Ich möchte von Anfang an nichts mit schönen Worten zudecken«, sagte Losskow. »Denn was wir vorhaben, ist alles andere als ›schön‹. Es wird eine einzige Quälerei werden, ein nie endender Kampf gegen Wasser und Sturm, Sonne und Kälte, Einsamkeit und Aggressionsstau, zerreißende Nerven und lähmende Angst! Ob wir das durchstehen – ich weiß es nicht.«
    »Um das zu prüfen, machen wir doch die Sache«, sagte Helena Sydgriff nüchtern. »Wie stark kann der Mensch physisch und psychisch belastet werden?«
    »Und wenn wir uns irgendwann einmal gegenseitig auffressen?« fragte Trosky. Lucrezia lachte hell, aber Losskow wußte, daß es kein Witz war.
    »Auch das ist nicht allzu abwegig.« Helena legte ihre schmalen und doch kräftigen Hände um das hohe Champagnerglas. »Dann wüßten wir, daß wir verloren haben. Experimente mit Menschen stecken voll unbekannter Gefahrenquellen. Das macht sie ja so interessant …«
    Losskow sah Helena mit einem langen Blick an. Er hatte ein gutes Gefühl dabei, und auf sein Gefühl konnte er sich verlassen. Sie wird mitkommen, dachte er zufrieden. Ein Platz auf meinem Boot ist ihr sicher.
    Am Abend tauchte Dieter Randler auf, obwohl Losskow ihn gewarnt hatte. »Ich schlage dir ein Veilchen!« hatte er gesagt. »Du lernst die drei kennen, wenn ich es für richtig halte!« Aber ein guter Journalist läßt sich von solchen Reden nicht beeindrucken. So erschien also Randler punktgenau nach dem Abendessen am Tisch des Restaurants der ›Vier Jahreszeiten‹. Die Herrschaften hatten ihr Dessert gerade beendet. Mousse von frischen Himbeeren.
    Randler verblüffte durch genaue Kenntnisse. Er begrüßte Helena, Lucrezia und Jan mit Vornamen, erklärte, er sei Peters bester Freund und Vermittler lukrativer Spenden, machte alberne Witze, wie: Woran erkennt man einen Seemann? Wenn man ihm einen Flug schenkt, will er damit das Meer durchpflügen! – und als man nur höflich darüber grinste, setzte er sich unaufgefordert.
    Der Abend ging bald zu Ende. Jan, Helena und Lucrezia erklärten, sie seien müde, und fuhren mit dem Lift zu ihren Zimmern. Losskow machte mit ihnen aus, daß man sich am anderen Vormittag um 11 Uhr wieder in der Hotelhalle treffen wolle. Dann wartete er am Lift, bis sich die Tür

Weitere Kostenlose Bücher