Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
aufs Pflaster und rammt dem anderen den Kopf in den Magen: Dann rummrumm zwei Haken an den Nischel. Bruno, der sich aufgerappelt hat, bekommt noch eine Ladung mit, zwei Breitseiten mit beiden Fäusten, er dreht sich wie ein Kreisel und fällt mit der Stirn gegen die Mauer. Platzwunde. Die drei kommen ins Krankenhaus, und Jan meldet als guter Staatsbürger den Vorfall bei der Davidswache. Das war alles! Fabelhafter Kerl, dieser Trosky! Peter, das ist genau der Mann, den du brauchst!«
    »Und du bist ab sofort genau der Mann, der sich nicht mehr bei mir blicken lassen soll! Ich werfe dich aus dem Fenster! Garantiert!«
    »Undankbarkeit ist der Lohn der besten Freunde!« Randler gähnte. Er hatte kaum zwei Stunden geschlafen. »Du siehst Jan nachher um 11 Uhr?«
    »Ja.«
    »Mach ihn nicht zur Sau! Er konnte es nicht ändern. War'n mieser Abend für ihn. Er ist nicht mal mit 'nem Wälzerchen auf die Matratze gekommen!«
    Im Gegensatz zu Randler, der sich in der Redaktion auf eine Couch gelegt und drei Stunden lang geschnarcht hatte, schien Trosky frisch und erholt zu sein, als er um 11 Uhr in der Hotelhalle Helena Sydgriff begrüßte, die gerade aus dem anderen Lift kam. Lucrezia war unpünktlich, aber das überraschte Losskow nicht. Als er auf ihr Zimmer telefonierte, daß er unten warte, sagte sie: »Ein paar Minütchen noch, Peer! Ich föne mir gerade die Haare.«
    Losskow sah Trosky kurz an, stellte keinerlei Ermüdungserscheinungen fest und beschloß, ihn nicht mehr nach seinen nächtlichen Erlebnissen auszufragen. Das war auch nicht nötig. Als Helena im Hotelkiosk die neueste Zeitung kaufte, benutzte Jan die Gelegenheit, um Losskow zuzuflüstern:
    »Ich bin in der Nacht verrollt, Peer! St. Pauli. Als ›Ostler‹ muß man ja den dekadenten Westen dort studieren, wo er am typischsten ist! So was kennt man ja bei uns gar nicht. Was die da so selbstverständlich auf der Bühne produzieren … na, Sie wissen ja! Und da hat es Krach gegeben.«
    »Ich weiß. Die Polizei hat bei mir angerufen.«
    »Nun sind Sie enttäuscht von mir, was? Ich schwöre Ihnen: es war Notwehr!«
    »Ich glaub's Ihnen. Vergessen wir es!«
    »Danke!« Trosky lächelte zufrieden. »Auch wenn wir ein Team werden sollten, Peer – jeder ist für jeden da, natürlich, die Aufgabe geht immer vor –, so sollte doch jeder seine Individualität behalten! Bisher ist nicht die Rede davon gewesen, daß wir ein Klosterschiff ausstatten und rund um die Welt meditieren.«
    »Was Sie an Land tun, Jan, ist mir völlig schnurz«, sagte Losskow. »Aber an Bord bestimme ich!«
    »Ganz klar.« Trosky gab Losskow die Hand. »Ich habe das Gefühl, daß wir uns verstehen werden.«
    Aus dem Lift trat Lucrezia Panarotti. Ihr Auftritt war filmreif. Sie trug ein enges, gelbes Kleid, über das ihre schwarzen Haare wie ein weiter Schleier fielen. Sie war nicht zu übersehen, und wer sie ansah, mußte stehenbleiben und ihr nachblicken.
    »Wo fangen wir also an?« fragte Trosky, als Helena mit ihrer Zeitung zurückgekommen war. »Fragen Sie uns ruhig Löcher in den Bauch, Peer! Wir sind uns ja alle noch völlig fremd. Passen wir überhaupt zueinander? Wenn Sie der Ansicht sind, daß Sie nach unseren Briefen etwas anderes erwartet haben – sagen Sie es ruhig! Später, auf dem Ozean ist's zu spät. Da hilft dann nur noch eins: über die Reling werfen!«
    »Wir haben Zeit genug, uns kennenzulernen.« Losskow holte aus seiner Aktentasche einige bunte Schnellhefter heraus. »Die Vorbereitungen werden bis zum Jahresende dauern. Ich rechne damit, daß wir im Februar ablegen. Da ergibt sich schon die erste Frage: Können Sie über Ihre Zeit verfügen? Wir müssen hier zusammenbleiben, wir müssen trainieren …« Er sah die beiden Mädchen an. »Ich wiederhole es, auch wenn Sie es alle wissen: Es wird kein Ausflug. Es kann um Leben oder Tod gehen!«
    »Ich bin frei!« sagte Helena Sydgriff, nüchtern wie es ihre Art zu sein schien. »Mein Vater hält mich zwar für ziemlich verrückt, aber er will in das Unternehmen 20.000 Mark investieren. Er hat eine Fabrik für Schlösser und Baubeschläge.«
    »Ich habe kein Geld.« Lucrezia zog eine kindliche Schnute. »Aber ich kann jederzeit mein Studium unterbrechen. Ich kann gleich hierbleiben. Ich habe alles, was ich brauche, schon mitgebracht. Sieben Koffer.«
    »Davon können Sie sechseinhalb wegwerfen, Luzi! Bei Kap Horn gibt es keine Cocktail-Party!« Trosky lehnte sich zurück und balancierte sein Whiskyglas auf der flachen Hand.

Weitere Kostenlose Bücher