Die Fahrt Zu Den Sternen
seine mathematische Analyse der ihnen von Dr. Zip gelieferten Teilergebnisse gewesen war, welche die mögliche Position ihres Heimatplaneten auf ein einigermaßen überschaubares Raumgebiet eingegrenzt hatte.
Selbst Acorna blieb von romantischen Empfindungen nicht unberührt; Pal Kendoro hatte sich in sie verliebt, und wie jedes andere junge Mädchen fühlte sie sich ob seiner Zuneigung geschmeichelt, wenn auch zugleich bedrängt… aber im Unterschied zu den meisten jungen Mädchen mußte sie sich fragen, ob ihre beiden Spezies überhaupt kompatibel waren!
Auf jeden Fall spürte sie, daß sie sich und ihr Leben diesem jungen Menschen solange nicht verschreiben konnte, wie sie nicht wußte, wo oder ob überhaupt andere von ihrer Art existieren mochten.
Wo gehörte sie wirklich hin? Und wieviel Zeit hatte sie, um einen passenden Gefährten zu finden? In den drei Jahren, die seit der Errichtung der Maganos-Mondbasis verstrichen waren, war sie von einer Heranwachsenden zu dem erblüht, was eine voll ausgewachsene Frau ihrer Spezies zu sein schien. Ohne irgendwelche Kenntnisse ihrer Herkunft war es ihr jedoch gänzlich unmöglich, einzuschätzen, ob ihr Körper sich in diesem Stadium stabilisieren oder ob sie ebenso schnell altern und sterben würde, wie sie herangewachsen war.
Obwohl die Suche nach ihrer Heimatwelt für Acorna von vordringlicher Wichtigkeit war und beinahe ebenso wichtig auch für Calum, sperrten Acornas andere Freunde und Hüter sich dagegen, sie auf eine derart lange und potentiell gefährliche Reise ausziehen zu sehen. Zu sehr hatten sie sich daran gewöhnt, Acorna zu beschützen – nicht nur vor den Feinden, die sie und Delszaki Li sich auf Kezdet geschaffen hatten, sondern auch vor den unübersehbar vielen Kranken, die sich Zugang zu ihren Heilkräften wünschten, und vor den Scharlatanen, die danach trachteten, reich zu werden, indem sie ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten ausbeuteten.
Um sie davor zu beschützen und zu verhindern, daß sie sich beim Versuch, jeden zu heilen, der irgendwie an sie herantreten mochte, völlig verausgabte, hatten sie sich angewöhnt, sie vor der Welt abzuschirmen, ihre Post zu sichten und auszusieben und sie auch in fast jeder anderen Hinsicht als jemanden zu behandeln, der behütet und versteckt werden muß. Bisweilen hatte es den Anschein, daß es einer weiteren Revolution bedürfe, um Acorna aus der erstickenden Fürsorge ihrer allzu wohlmeinenden Freunde zu befreien. Und just in dem Augenblick, in dem die Geschichte von Acorna –
Die Fahrt zu den Sternen ihren Anfang nimmt, steht eine solche Revolution kurz bevor…
Eins
Maganos, Föderationsdatum 334.05.11
Acornas Büro in der Dehoney-Kuppel der Maganos-Mondbasis war viel zu übervölkert für ihren Geschmack. Die Besprechung hatte schon so lange gedauert, daß sie sich in einen Tagtraum flüchtete, in dem sie die Bequemlichkeit der Basis gegen die Freiheit eines guten Galopps auf einem Planeten eintauschte – egal auf welchem Planeten, egal wo, solange er ihr nur sauberen, festen Erdboden bot, über den sie ungehindert hinwegrennen konnte, und einen gebührend fernen Horizont. Das Bedürfnis nach Erde und Himmel und freiem Raum wuchs in ihr fast zu einer Besessenheit an, je länger die Besprechung sich hinzog – ganz so wie das Ersinnen aller möglichen neuen Ausreden, um sie und Calum daran zu hindern, zu ihrer Suche nach der Heimatwelt von Acornas Spezies aufzubrechen, sich bei Pal zu einer regelrechten Besessenheit entwickelt hatte.
Sie versuchte, sich zusammenzureißen, sagte sich, daß es für Calum wahrscheinlich sogar noch schlimmer war als für sie selbst. Denn er betrachtete es als seine oberste Pflicht ihr gegenüber, ihre Heimatwelt zu finden, er stellte für diese Suche sogar seine Liebe zu Mercy zurück. Je rascher Acorna also Calum aus dieser selbstauferlegten Verpflichtung erlösen konnte, desto rascher würden er und Mercy heiraten können.
Acorna vermochte zwar nachzuempfinden, warum sich einige ihrer Freunde derart dagegen sperrten, die Acadecki abreisen zu sehen. Gill und Judit waren mittlerweile glücklich seßhaft geworden, sie überwachten das Wohlergehen und die Ausbildung der Schuldknechtkinder, die immer noch in Maganos eintrafen, um hier zu lernen und zu arbeiten; und Rafik war mutmaßlich zufrieden mit seiner neuen Karriere als rechte Hand und designierter Erbe seines Onkels Hafiz, dem Oberhaupt des Hauses Harakamian. Aber konnten sie denn nicht einsehen, daß
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