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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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sagte Daniel und öffnete eine Büchse Hundefutter.
    Der sieht jedenfalls nicht gefährlich aus, sagte Linda.
    Pharao fraß, dann trottete er in ihre Richtung, schnupperte. Sie saß reglos, ließ ihm Zeit. Der Hund legte seinen Kopf schief, beäugte sie, zog die Lefzen hoch, zeigte seine gelben Zähne. Er war nicht mehr der Jüngste.
    Endlich wandte er sich ab, rollte sich auf seiner Decke vor dem Herd zusammen. Daniel säuberte den Fressnapf, kraulte Pharao, dann setzte er sich zu Linda an den Tisch.
    Und alles hatte seine Ordnung.
    Daniel besah sich den Absatz.
    Er hatte die Tür der alten Abtei geschlossen und war auf die Gasse getreten, als er ihn brechen hörte. Es war ein Knacken, das sich eigenartig trocken aus dem Getrommel des Regens hob. Er drehte sich um und sah Linda wie versteinert dastehen, mit ihrem Schuh in der einen und dem Absatz in der anderen Hand. Der Leim, der den Absatz mit der Schuhferse verband, musste sich aufgeweicht haben. Daniel kannte sich aus mit Leim und Schuhwichse, mit Sandpapier und Harz und Beize. Er hatte Schubladen voll derartiger Utensilien. Damit möbelte er Antiquitäten und Trouvaillen auf, die er an Touristen verkaufte. Seinen Augen entging nichts, was sich noch verwenden ließ.
    Er kannte sich aus mit Fundstücken.
    Mit ihrem abgebrochenen Absatz in der Hand stand Linda im Regen, dachte nicht einmal daran, sich in den Schutz der Abtei zu begeben und sich auf die Steinbank zu setzen, die auf sie wartete. Sie stand einfach da, als wäre sie mit dem Bruch des Absatzes versteinert – ein Zauber war über sie gekommen, nun harrte sie reglos auf ihren Retter. Die Jacke trug sie über dem Arm. Es kam ihr nicht in den Sinn, sie schützend über den Kopf zu ziehen. An ihrer Schulter hing eine Tasche, die schwer aussah. Der Rock klebte ihr an den Beinen. Von ihrer Bluse tropfte Wasser. Wasser rann ihr aus den Haaren, von ihren Beinen. Ihre zierlichen Füße standen in einer Pfütze. Daniel bückte sich, zog seine Turnschuhe aus.
    Sie waren ihr viel zu groß.
    36?, fragte er.
    Die zarten Schuhe mit Messingschnallen auf dem Rist gingen ihm durch den Kopf, die aus dem 16. Jahrhundert stammten und die er kürzlich auf einer Auktion in Galway ersteigert hatte, ohne zu wissen, was er damit anfangen würde.
    Ich heiße Linda, sagte sie und breitete die Arme aus, ich liebe den Regen!
    Dann gibt es keinen besseren Ort für dich, sagte er.
    Ich setze mich in jede Traufe, sie lachte.
    Daniel reichte ihr die Hand.
    Komm, ich hab was für dich, Linda.
    Ich wollte nur zum Pub hinunter, sagte Linda, nun aus ihrer Erstarrung erwacht, und nestelte eine feuchte Zigarette aus ihrer Tasche.
    Er gab ihr Feuer. Die Zigarette qualmte. Linda warf sie in den Rinnstein.
    Ich komme aus den Fluten, sagte sie theatralisch, und spiele mit den Flammen.
    Daniel sah sie fragend an.
    Ich arbeite mit den Elementen. Ich öffne alle Schleusen, ich rufe den Sturm, der Regen ist mein, und du bist auch mein.
    Sie warf ihm ein derart freches Lachen zu, dass er sich verschluckte.
    Leim, brachte er hustend hervor, komm mit.
    Ich bin der Sturm und das Meer und die Liebe, deklamierte sie, und der Regen tropfte ihr sogar aus den Augen. Daniel war sich nicht sicher, ob sie weinte.
    Du bist meine hochhackige Amsel, lachte er und schwenkte ihre Schuhe wie Trophäen, du bist mein Flamingo, meine Bachstelze, mein Storch.
    Ich bin das Wetter und die Welle und der Tod, entgegnete sie. Und alles an ihr rann und drippelte und tropfte.
    Nein, den Tod bringen wir nicht ins Spiel, sagte er.
    Ich bin der Sturm und das Meer und die Liebe!, fabulierte sie weiter.
    Er fragte sich, ob sie verrückt war.
    Mein ist die Erlabung und mein ist das Ertrinken, fuhr er fort, mit unsicherer Stimme improvisierend.
    Sie mochte eine Irre sein. Aber sie machte ihn neugierig.
    Ich komme aus dem Meer und führe ins Verderben, rezitierte sie.
    Undine!, rief er. Dich kenne ich!
    Er lachte, Undine verzehrt sich nach dem einen und treibt es mit jedem.
    In diesem Moment wollte er sie beschützen. Er wollte sie an sich pressen und ihr die Regentropfen vom Gesicht lecken. Er wollte sie zähmen. Er wollte sie besitzen und ihren ganzen Körper mit Küssen bedecken und sie nie mehr hergeben.
    Und sie wünschte nichts sehnlicher, als dass Daniel sie einfangen und an Land ziehen würde.
    Daniel holte Leim, einen Lappen, ein Messer und machte sich an die Arbeit. Wie geschickt seine Hände waren, groß und schwielig und präzise. Er fügte den Absatz an den Schuh,

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