Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Hebamme.«
»Bitte, sei ehrlich zu mir, sonst kann ich nicht helfen.« Er nahm sie am Arm und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste.
»Herr, mich geht das nichts an. Bitte lasst mich.«
»Ich wünschte, ich könnte, Trine.« Der Ritter seufzte traurig. »Dein Schweigen spricht allerdings eine deutliche Sprache. Oh, wie ich diesen Weida hasse. So hält er uns in seinem Griff noch über seinen Tod hinaus.«
Trine blickte bedrückt zu Boden. Ganz leise flüsterte sie dann: »Ich habe solche Angst, sie könnt sich was antun, die Herrin Margarethe. So hab ich sie noch nie erlebt. Am Ende stürzt sie sich von den Burgzinnen.«
Jan ließ die Zofe los. Er fühlte sich unendlich müde. Trine blickte ihn ängstlich an. Als der Ritter sich nicht regte, huschte sie davon.
Albrecht machte sich rar bei Jan und vergrub sich in seine Arbeit. Der Herzog wiederum lobte Jan, weil er seinen Sohn dazu gebracht hatte, sich endlich wie ein Staatsmann zu verhalten, und zeigte seine Danbarkeit, indem er ihn mit wichtigen Aufgaben betraute. Nach zwei Wochen ließ sich ein ernstes Gespräch zwischen Albrecht und Jan jedoch nicht mehr vermeiden. Die beiden Männer kannten sich gut genug, sodass sie nicht um die Sache herumreden mussten.
Der Herzogssohn durchmaß Jans Gemach mit Riesenschritten. »Sie ist also schwanger vom Weida.« Albrecht schüttelte den Kopf, während Jan zu Boden sah. »Jesus Christus, was mache ich denn jetzt? Ich habe doch inzwischen in die Ehe mit Elisabeth eingewilligt.«
Sein Freund, der sonst immer einen Rat wusste, schwieg.
»Gott, warum prüfst du uns so?« Schwer ließ sich Albrecht in den Sessel fallen und barg das Gesicht in den Händen.
Jan hörte sein Schluchzen und hatte doch eine ganz andere Reaktion erwartet. »Aber ich kann doch Margarethe in solcher Weise entehrt nicht allein lassen.«
»Ganz so dramatisch ist die Sache nicht. Immerhin ist dieses Kind Weidas legitimer Spross, der rechtmäßige Erbe der Osterburg und erhält einmal den Titel eines Vogts, falls es ein Bub wird. Für Margarethe verbessert sich ihre Situation sogar, denn sie könnte im Namen ihres Kindes Ansprüche an das Haus Weida stellen.«
Da hielt es Albrecht nicht länger auf dem Stuhl, und er sprang auf. »Ich dachte, du bist ihr Freund, aber was du da sagst, klingt infam.«
»Ich spreche nur die Tatsachen aus.«
»Du meinst also, ich soll die Hände in den Schoß legen, alles so weiterlaufen lassen wie bisher und Elisabeth heiraten?« Albrecht richtete sich auf, so als müsste er sich für einen Schlagabtausch mit dem Schwert wappnen.
»Was bleibt dir übrig? Sei ehrlich. Alles andere wäre Wahnsinn.«
»Und Margarethe? Was ist mit ihr? Sie hat sich mir hingegeben in dem Vertrauen, dass ich sie nicht entehre.«
»Sie hat sich dir hingegeben, weil sie dich liebt, Albrecht. Nur aus diesem Grund.«
»Und ich liebe sie.«
»Liebe heißt auch, das Beste füreinander zu wollen und füreinander Opfer zu bringen. Heiratest du Margarethe, bringst du sie in größte Gefahr. Der Herzog kann und wird das nicht zulassen. Eher lässt er sie beiseiteschaffen.«
»Das würde er niemals wagen.«
»Oh doch, das würde er.«
»Also soll ich Margarethe wegschicken? Auf die Osterburg etwa? Da wollte sie niemals hin. Das kann niemand von ihr verlangen.«
Jan wandte sich ab. Unschlüssig öffnete der Böhme den Mund, doch Albrecht kam ihm zuvor. »Du wirst sie heiraten«, sagte er, und etwas in seinen Augen blitzte auf.
»Ich?«
»Natürlich. Das ist die beste Lösung, und zudem bleiben wir drei dann zusammen.«
»Aber …«
»Ich weiß schon, du hast kein Geld und kein Lehen.« Albrecht überlegte kurz. »Hundert ungarische Gulden werden genügen. Ich lasse sie dir anweisen.«
»Es ist nicht nur das Geld. Sie liebt nun mal dich.«
Albrecht winkte ab. Für ihn war die Sache beschlossen. Er legte seine Hand auf Jans Schulter. »Du wirst es ihr schon erklären, mein Freund, und sie davon überzeugen, dass es das Beste für sie und das Kind ist.« Mit diesen Worten war er aus der Tür.
Jan blickte ihm unglücklich nach. Natürlich würde er Margarethe mit Freuden zum Traualtar führen – aber auf diese Weise? Unschlüssig starrte er auf das geschlossene Portal, doch je länger er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ, umso mehr kam er zu der Überzeugung, dass es an der Zeit war zu tun, was er schon vor Jahren hätte tun sollen.
Der Ritter läutete nach seinem Kammerjungen. Er ließ sich sein bestes Gewand anlegen und
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