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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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vergangen - aber sie bekämpfen sich noch immer da draußen. Ich bezweifle, daß die Ibex-Kriege jemals beendet werden. Es wird weitergehen - so lange, bis der letzte Eingeborene tot ist.” Sie machte einen tiefen Atemzug und ließ die Luft mit einem leisen Seufzen wieder aus sich hinausströmen. „Sil Evareen soll die einzige Stadt sein, die aus den alten Zeiten des Glanzes überdauert hat. Die wenigen hier, die sich der Mühe unterwerfen, sich für die Eingeborenen von Ibex zu interessieren, sind der Meinung, daß es genau das ist - ein Mythos von einem goldenen Zeitalter.
    Oh, ja.” Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Es ist illegal, Verbindung aufzunehmen mit den Eingeborenen; handelt man dem zuwider, genügt dies, um aus der Enklave ausgewiesen zu werden… falls jemand gezwungen ist, dies zu bemerken.
    Dennoch gibt es Kontakte zu jenen außerhalb der Mauer. Ein wenig Handel. Meistens Gifte, ein paar Drogen, ein paar Kunstgegenstände. Überhaupt, was Gifte betrifft - damit kennen sie sich aus, da draußen.” Sie fröstelte leicht. „Esgard kam mit den Eingeborenen so gut aus wie fast jeder andere; er hatte sogar seine Günstlinge.” Sie kniff die Lippen zusammen, und Abscheu verzerrte ihr Gesicht. „Einmal… Pah! Er hat diesen dreckigen Wilden mit in die Enklave gebracht. Er brachte ihn hierher. Wenn die Zentrale davon erfahren hätte, er wäre gehäutet worden. Das Geschäft konfisziert, ja, aber das meine ich nicht. Sie hätten ihn an das Gerüst vor der Zentrale gehängt und ihm die Haut abgezogen, genau das meine ich. Und mich hätte man verkauft.” Sie wandte das Gesicht ab, so daß Aleytys nur mehr die sanften, glänzenden Wellen ihrer hellblonden Haare sehen konnte. Ein Schaudern durchlief den zierlichen Körper. „Besonders in den letzten Jahren hat er sich gierig auf jedes Gerücht gestürzt, dessen er habhaft werden konnte… Sil Evareen - das war wie eine fixe Idee. Er hatte einen Schlaganfall, wissen Sie, nicht gefährlich, doch er war ein paar Tage lang arbeitsunfähig, und das erinnerte ihn an seine Sterblichkeit.” Ihr Kopf ruckte herum, und ihre Blicke tupften in Aleytys’ Gesicht und wieder weg - diese rasch wechselnden Blicke, die wie ein nervöses Zucken waren. Es begann Aleytys zu irritieren.
    „So kam es”, murmelte Hana, „daß Esgard Männer und Frauen aussandte und sie auszugraben hieß, was sie nur konnten. Viele von ihnen kehrten niemals zurück; doch es gab stets genügend Idioten, die bereit waren, alles zu riskieren, für das Geld, das er ihnen bot. Und zweifellos hat er genug für sie ausgegeben.” Ihre Lippen wurden dünn, ihre Finger falteten sich; Unmut und Mißfallen strahlte aus ihrem Innersten. „Schließlich brach er selbst auf, als er nichts Neues mehr erhielt.”
    „Dann ist er dieses Mal selbst hinausgegangen?”
    Aleytys seufzte, als Hana nickte. „Tot, meinen Sie?”
    „Haben Sie auch nur die geringste Vorstellung, wie es da drau
    ßen ist?” Hana löste ihre Finger voneinander und hob die Tasse.
    Ihre Hände zitterten. „Wenn man nicht mehr weiß, was man tut, so macht man jenseits des Agri-Zaunes höchstens zwei Schritte - und ist aufgespießt. Gut, bei Ihnen mag dies möglicherweise nicht zutreffen, nicht, wenn Ihr Ruf der Wahrheit entspricht. Man sollte meinen, daß sich diese Irren da draußen höchstpersönlich auf die Steinzeitkultur zurückschleifen wollen - immer wieder, immer wieder. Sie haben nichts daraus gelernt, und sie werden nichts daraus lernen. Sie töten einander… Es wird niemals aufhören.” Sie drehte die Tasse immer rundherum und starrte nachdenklich auf die ölige Flüssigkeit hinab. „Nein.” Es war ein Hauch, nicht mehr.
    „Nicht tot”, sagte sie schließlich mit fester Stimme. „Wenn sie jemanden von hier töten, ganz gleich, wo, bringen sie den Kopf und schleudern ihn über die Mauer. Die Zentrale schickt ihre Sicherheitsleute los, um sie abzuholen. Sie kennen Esgard gut genug. Sie hätten mich benachrichtigt - wenn sie seinen Kopf aufgelesen hätten.” Sie nahm einen Schluck von dem mittlerweile kalten Cha, verschluckte sich beinahe, hustete, stellte die Tasse auf den Tisch zurück. „Ein Termin in Sachen Verhör. Verstehen Sie?
    Was hat er da draußen gemacht? Warum sollten wir seine Unternehmung nicht konfiszieren, wo wir da doch ein paar hervorragende Gründe haben, eh? Sein Kopf ist nicht herübergekommen. Was immer das wert sein mag.”
    „Und, was ist es wert?”
    „Ich weiß es

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