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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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während sie sich immer weiter drehte und suchte. Da lag jemand. Er lag anders als die meisten, die sich auf den Bauch geworfen hatten und mittlerweile wieder aufgestanden waren oder noch auf allen vieren herumkrochen. Nur ein Körper lag noch da auf dem schwarzen Gras, direkt vor der Holzbank.
    Etwas war schiefgegangen, dachte sie. Das war das Einzige, was klar war. Die Erkenntnis der Endgültigkeit fühlte sich wie eine gewichtslose Hülle an, in der man sich nicht regen konnte. Den Rest ahnte sie nur. Sie wollte nicht, dass die Zeit weiterlief.

72
    »Flug SK 0130 am 29. August des letzten Jahres von München nach Stockholm Arlanda«, sagte die Frau vom Luftfahrtswerk. »Der Fluggast heißt David Schumann, Horisontvägen 45, 128 34 Skarpnäck.«
    Henning dankte und legte auf.
    Es gab keinen David Schumann in Skarpnäck. Und nach einer Personenabfrage stellte sich sogar heraus, dass es ihn nirgendwo in Schweden gab.
    »Henning!«, rief Per aus dem anderen Zimmer. »Leck mich, verdammt! Ich habe eine T8-Übereinstimmung!«
    Henning zog den Bauch ein und ging hinüber. »Was ist T8?«
    »Das sind die Abdrücke auf dem Buch. Die Deutschlandspur.«
    Eins und eins sind elf, dachte Henning.
    »Schaut mal!«, rief Theresa. Sie stöberte seit zehn Minuten im Computer. Auf dem Bildschirm war ein Foto zu sehen. Es zeigte das Mädchen, das sie Klara nannten. Sie saß auf einer Holzbank in einem Garten. »Das ist nicht hier in Skarpnäck«, sagte sie. »Es gibt noch mehr Fotos.«
    Auch die anderen Fotos waren in diesem Garten entstanden, und sie zeigten immer nur das Mädchen.
    »Das ist Djurgården, wenn ihr mich fragt«, sagte Per.
    »Da könntest du recht haben, da hinten ist Wasser. Gibt es eine Internetverbindung, Theresa?«
    Theresa nickte. Henning griff wieder zum Telefon. Am anderen Ende meldete sich nach einigem Läuten Kjell.
    »Hier Henning. Wir haben Aisakos gefunden. Er heißt David Schumann.«

73
    »Sie soll im Krankenhaus warten.«
    »Kjell sagt, du sollst im Krankenhaus warten«, trug Barbro weiter und legte bald auf. Dann saßen sie erstmal nur da. Kjell hatte alles über die Lautsprechertaste mit angehört und sein Gesicht in die Handflächen gelegt.
    Zweimal gleich innerhalb weniger Tage musste er das mitmachen. Für Männer war es noch viel schlimmer, erst nach der Gefahr von allem zu erfahren. Der Beschützerdrang konnte sich dann direkt in eine solche Wut verwandeln, dass er Lust und Energie verspürte, ins Sankt Görans zu fahren, um Sofi eine Ohrfeige zu verpassen. So groß war sein unerfüllter Wille, sie zu beschützen.
    Sie hatten geglaubt, dass Sofi im dritten Stock eine warme Dusche nahm.
    »Was hätte sie schon tun sollen?«, sagte Barbro und seufzte.
    Er rieb sich mit den Handflächen über das Gesicht. Er hatte auf nichts mehr eine Antwort.
    Barbro nahm den Hörer ab, um beim Einsatzkommando anzurufen. Die beiden Säpo-Agenten, die seit Tagen vor Rosenfeldts Haus nur ein paar Schritte vom Ufer entfernt parkten, hatten den Alarm ausgelöst. Sie mussten direkt in der Schusslinie gesessen haben. Inzwischen hatten die Techniker begonnen, das Ufer zu untersuchen und bereits herausgefunden, dass der Schuss aus einiger Entfernung abgegeben worden sein musste.
    Barbro fragte sich laut, welchem Ziel das Treffen hatte dienen sollen. Sofi war mit der Erwartung aufgebrochen, dort etwas übergeben zu bekommen. Doch bei dem Jungen hatte man nichts gefunden, und der Täter konnte nicht in seine Nähe gekommen sein.
    »Vielleicht wollte er eigentlich zu Rosenfeldt«, vermutete Kjell. »Oder zum Polizeigebäude. Dann hat er bemerkt, dass ihm jemand auf den Fersen war. Also beschloss er, lieber im Schutz der Spaziergänger zu bleiben und die Polizei zu ihm zu locken.«
    »Ob Josefin auch dort war?«, fragte Barbro.
    »Frag dich lieber, wer der Tote aus dem Kronobergspark war.«
    »Klaras Mörder. Das behauptet jedenfalls der Junge.«
    Der Junge, der behauptete, Aisakos zu sein.
    Kjell legte die Hand auf das Fax. »Was hat das alles mit dieser Agentur zu tun?«
    »Wenn der Junge Aisakos ist und die Briefe geschrieben hat, dann muss er etwas mit der Agentur zu tun haben, oder?«
    »Ich muss mit dem Ankläger sprechen, kannst du zu Sofi fahren?«
     
    Nach Barbros Aufbruch rief Kjell sogleich Ragnar an, wo doch jetzt alles auf eine Firma hinauslief. Ragnar leitete wie Kjell eine der autonomen Ermittlungsgruppen, die sich jedoch mit Wirtschaftskriminalität beschäftigte. Er besaß die Fähigkeit und Fantasie, in

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