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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Friseurin herbringen für eine Gegenüberstellung. Ich muss wissen, ob Elvira wirklich selbst dort war. Ja, das behauptet sie.« Barbro erreichte ihr Büro, weckte ihren Computer aus dem Schlaf, während sie weiter mit der Fahndung sprach. Elvira behauptete, selbst dort gewesen zu sein. Es klang ziemlich unwahrscheinlich, dass die Gemüseabteilungsleiterin des Ica-Marktes am Telefonplan in Östermalm 1200 Kronen für einen Friseurbesuch ausgab. Elvira behauptete, dass sie sich für einen anderen Job beworben hatte. Da wollte sie schön aussehen.
    Barbro drehte sich zum Fax, um zu sehen, ob die DNA-Vergleiche aus Solna schon da waren. Das letzte Fax konnte sie erst nicht einordnen. Sie überflog es. Dann beendete sie das Telefonat ohne Gruß und starrte auf das Papier, das sie in den Händen hielt. Sie rief laut nach Sofi und stürmte hinüber ins Büro ihrer Kollegin. Sofis Platz war leer. Aber der Computer war in Betrieb. In einem kleinen Fenster auf ihrem Monitor lief das zweite Programm. Auf Kjells Tischplatte wühlte sie, bis unter den Papieren endlich die Akte auftauchte. Sie rannte zurück zu ihrem Schreibtisch und blätterte wild, bis sie endlich die Nummer fand. Sie vertippte sich und fluchte. Barbro legte das Fax auf den Scanner und drückte auf Senden, während das Telefon immer noch tutete. Am anderen Ende nahm jemand ab.
    »Hier ist Malin.«
    »Malin! Hier ist Barbro Setterlind von der Polizei. Bist du zu Hause?«
    »Ja.«
    »Ist dein Computer eingeschaltet?«
    »Ja, ja.«
    »Ich schickte dir eine Mail mit Anhang. Ruf sofort an.«
    Barbro legte auf und wählte die Nummer von Ludvig aus der Presseabteilung an.
    »Schick Cederström sofort rauf ins Büro. Sofort!«
    »Wir sind auf Sendung!«
    »Sofort!«
    Sie legte auf. Die E-Mail war abgeschickt. Wo war denn Sofi, verdammt? Es klingelte. Malin war dran.
    »Ist das die gleiche Schrift?«, fragte Barbro.
    »Ja. Ich glaub schon.«
    »Ich muss es wissen.«
    »Ja, sehr wahrscheinlich. Ja, sie ist es.«
    »Danke, Malin.«
    Es dauerte vier Minuten, bis Kjell endlich aus dem Lift stieg.
    »Was ist los? Hat sie gestanden?«
    »Elvira ist die falsche Spur. Das hier ist die richtige!«
    Sie hielt Kjell das Fax vor die Nase. Er nahm es und überflog den Text.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Warst du heute dort?«
    Kjell nickte.
    »Siehst du es nicht? Es ist die gleiche Schrift wie auf den Aisakos-Briefen. Die Agentur Jernberg, Fägerskiöld & Maurizon benutzt diese Schrift.«
    Kjell blickte unheilsvoll auf das Fax. Zum ersten Mal, seit Barbro ihn kannte, sah er alt aus. Und überfordert. Er begriff es nicht. Barbro riss ihm das Papier aus den Händen.
    »Sie ist es. Ich habe die Bestätigung von der Typografin.«
    »Aber das bedeutet ja, dass die Albanerinnen …«
    »Ganz genau. Die Spuren schließen sich aus. Die Mädchen haben nichts damit zu tun.«
    »Wo ist denn Sofi?«
    »Ich weiß nicht.«

71
    Mit den nackten Unterarmen wischte sich Sofi den Schleim aus den Mundwinkeln, der sich dort beim Rennen gebildet hatte. Der Schmerz in ihrer Lunge ließ sie ein wenig zusammengekrümmt zwischen den Abendspaziergängern herumlaufen. Ihr war jetzt klar, warum sich dieser Ort so eignete. Wenn die Stockholmer das Ende des Sommers vor sich glaubten, spazierten sie hier am Ufer auf und ab. Es hatten sich zwei Spuren gebildet. Die zum Stadthaus wollten, gingen links, die rechte Spur bewegte sich auf die Västerbron zu.
    Sofi reihte sich in den Strom ein und tastete mit der Hand an ihre Hose. Sie hatte ihr Telefon eingesteckt, aber jetzt war es zu spät. Jetzt durfte sie nicht mehr telefonieren. Als sie den kleinen Holzsteg erreichte, blieb sie unschlüssig stehen. Sollte sie weitergehen? Sie kehrte um und ging wieder auf die Lichter des Pavillons zu.
    Das waren die letzten Augenblicke.
    Ein lauter Knall, er klang wie ein schmetterndes Echo, das auf einmal da war und in immer schwächeren Stufen abebbte. Dann herrschte eine Stille, von der Sofi nicht wusste, wie lange sie wirklich dauerte. Vereinzelte Schreie wurden ausgestoßen, aber panisch wirkten nur die Bewegungen der Menschen. Als gäbe es einen Notfallplan, dachte Sofi, sich um die eigene Achse drehend. Jeder wusste, wohin er zu springen hatte. Einige waren ins Wasser gesprungen, aber die meisten liefen geduckt auf die dunklen Büsche zu, die die Uferpromenade von der Straße trennten.
    Sie hatte oft das Gefühl, in Zeitlupe sehen zu können, aber jetzt war es ganz stark. Die Bäume verwischten wie ein nasses Ölbild,

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