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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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eines Überhorizontradarsystems. Das wird bisher nur ganz selten eingesetzt. Es ist nicht so genau und setzt Riesenantennen voraus, aber damit kann man die Erdkrümmung über weitere Strecken überbrücken. Die EU plant, dieses neue System als Alternative zum Galileo-Ortungssystem für den Schiffverkehr in der Ostsee zu entwickeln und dann an die Pazifikländer zu verkaufen. Diese Weitentwicklung arbeitet viel genauer als klassisches Überhorizontradar und kommt mit Antennen aus, die genauso groß sind wie dieser Balken hier.«

80
    Kjell und Henning schlichen mit gezogener Waffe durch die Räume des Hauses. Alle acht Zimmer waren aufgeräumt. Es ließ sich nicht sagen, wann zuletzt jemand hier gewesen war. Sofi beschäftigte sich mit dem Telefon. Sie hob den Hörer ab und drückte eine lange Serie von Tasten. Schließlich zog sie ihren Notizblock hervor und kritzelte eilig etwas vom Display ab. Das hatte Kjell aus einiger Entfernung beobachtet. Er gesellte sich zu ihr.
    »Die Stimme auf der Mailbox ist die Telia-Stimme«, erklärte sie. »Er hat eine Weiterleitung eingerichtet … ja, hallo? Hier Polizeiassistentin Johansson, Reichskriminalpolizei, wir brauchen eine Telefonortung.«
    »Inspektorin«, korrigierte Kjell.
    »Was?«
    »Inspektorin. Du bist befördert worden.«
    Sofi lächelte und hielt weiterhin das Telefon an ihr Ohr gepresst.

81
    Am Telefon klang der Mann vom militärischen Radiodienst ganz sympathisch, fand Barbro. Sie stellte sich vor, dass er am anderen Ende der Leitung seine Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte und ein Hawaiihemd trug.
    »Natürlich wissen wir davon«, lachte er mit sanfter Stimme. »Was glaubst du, was für eine Leistung diese Schüsseln haben! Wenn man sie einschaltet, knistern in Estland die Radios und Mobiltelefone.«
    »Wir müssten wissen, ob es sie in Schweden gibt und wo sie stehen.«
    »Es gibt insgesamt zehn von den Teufelsdingern rund um die Ostsee. Man kann sie wie ein Kirmeskarussel abbauen und transportieren. Und dann gibt es noch kleinere Messstationen und Kontrollbojen. Mit deiner Skizze kann ich leider gar nichts anfangen, weil die Anlage bei jedem Aufbau an-Aber zurzeit steht eine Anlage in der Nähe von Gävle, eine andere auf Öland und die dritte in der Nähe von Nynäshamn.«
    Barbro lief in Kjells Büro, um sich auf der Karte zu orientieren. »Die in Nynäshamn ist am interessantesten, die anderen sind zu weit weg.«
    »Die steht auf der Südspitze von Yxlö.«
    Irgendetwas klingelte in Barbros Kopf. »Wie kommt man denn dahin?«
    »Yxlö liegt zwischen dem Festland und Muskö, wo wir bis vor einigen Jahren eine riesige unterirdische Anlage betrieben haben. Deshalb gibt es eine Straße über all diese Inseln mit Brücken und einem der längsten Tunnel Nordeuropas. Muskö erwies sich jedoch als ungünstig, weil die Anlage bei dieser Anordnung nach Süden und Osten senden soll. Deshalb die Spitze von Yxlö. Dort gibt es im Gegensatz zu Muskö nur einige Häuser. Aber du solltest nicht allein hinfahren. Die Strahlung ist ein wenig heikel. Am besten sprichst du mit dem Anlagentechniker. Die sind meistens in der Nacht dort, weil die Versuche nicht am Tag durchgeführt werden können.«
    Barbro ließ sich die Nummer geben. »Ist das eine deutsche Mobilnummer?«
    »Ja, die Techniker kommen alle von dem deutschen Konzern, der die Elektronik beisteuert. Bei dem System geht es vor allem um eine elektronische Weiterentwicklung, damit die Antennengröße reduziert werden kann. Inzwischen ist es so gut wie GPS.«
    Barbro hüpfte, als müsste sie aufs Klo. Sie beendete das Gespräch und tippte die Nummer ein. Am anderen Ende meldete sich die Mailbox von David Schumann.

82
    Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, wurde Sofi nicht mehr so stark auf der Rückbank hin- und hergeschüttelt. Kjell saß am Steuer und redete zugleich auf Henning ein. Jetzt flogen sie auf der nachtleeren Schnellstraße nach Nynäshamn dahin. Sofi sah die blau erleuchtete Landschaft an sich vorbeiziehen und spürte, wie die Erschöpfung sich wie eine schwere Decke über sie legte.
    Barbro wollte drei Hubschrauber starten und nach Süden fliegen lassen, aber der Wagen würde wahrscheinlich vor ihnen dort ankommen. Auf den beiden vorderen Plätzen wurde die Frage diskutiert, ob man mit Truppenstärke über die Insel herfallen oder sich heimlich anschleichen sollte. Sofi betrachtete die Luftbildaufnahmen. An der Stelle, wo sie die Anlage vermuteten, war aus der Luft nicht

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