Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
haben«, überlegte Sofi. »Mainstream sozusagen. Der Unterschied besteht dann nur darin, dass jeder Empfänger einen anderen Schluss aus den Nachrichten zieht, weil jeder eine andere Sicht auf die Sache hat. Was die Schrift für Klara bedeutet, wissen wir nicht, aber was sie für uns bedeutet, schon.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Henning.
    »Der Tote. Wir haben ihn für Aisakos gehalten, weil wir vorher aus den Briefen schon wussten, dass es einen Aisakos geben muss. Damit hatte David nicht gerechnet. Das hat er nicht gewusst. Deshalb war er in einer seiner E-Mails an mich so erstaunt, dass wir den Toten für Aisakos hielten. Er konnte unseren Fehlschluss nicht nachvollziehen. Er ist davon ausgegangen, dass wir verstehen, dass der Tote der Mann war, der Klara aus dem Fenster gestoßen hat.«
    »Aber dessen Auftraggeber hätten das verstanden«, sagte Kjell. »David ist davon ausgegangen, dass es nach einem so prominenten Fundort Bilder des Toten in der Zeitung geben würde und vielleicht auch das Zitat, das er dem Toten auf die Brust geschrieben hat. Der Vers auf der Leiche richtet sich also an den Auftraggeber.«
    »Mmm«, fand Henning. »Kommt darauf an. Der Inhalt richtet sich durchaus an uns und alle anderen. David wusste ja nicht, dass wir die anderen Zettel bereits kannten. Und das Ganze auch noch philologisch angehen würden!«
    Sofi schoss wieder vor und versetzte den beiden Vordersitzen dabei einen Stoß. »David hat recht spät erkannt, dass wir nicht so reagieren, wie er es erwartet hatte. Als er mein Bild vor dem Eingang der deutschen Polizei gesehen hat, muss ihm endgültig klargeworden sein, dass wir vor allem ihm auf der Spur sind.«
    »Und das war falsch«, sagte Kjell.
    »Wieso?«
    »Weil er bereit war, sich selbst aufzugeben. Er hat sogar seine Verhaftung oder seinen Tod in Kauf genommen. Das wurde erst nötig, weil wir das eigentliche Ziel nicht erkannt haben.«
    Ein Telefon klingelte. Nach allgemeiner Unruhe war klar, dass es das von Kjell sein musste. Es steckte in seiner Jacke, die hinten bei Sofi lag.
    »Es ist Barbro«, sagte Sofi und nahm das Gespräch an. Sie hörte schweigend zu und brummte gelegentlich. Nach dem Auflegen berichtete sie, was Barbro über Stavros herausgefunden hatte. »Wir sollen sofort nach Fingerabdrücken suchen. Dem Jugendbild in seiner Akte nach wäre es möglich, dass er der Tote aus dem Park ist. Deshalb geht er nicht ans Telefon.«
    »Eines der beiden Häuser dort müsste es sein.« Kjell streckte den Arm aus, bremste den ohnehin schon langsamen Wagen noch mehr ab und kam schließlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Stehen.
    Der Mond erhellte nur die Dächer der verstreuten Villen, der Rest lag im Schatten der Bäume. Der Weg von der Straße zum Grundstück verlor sich im Dunkel.
    Das Haus war kleiner, als sie erwartet hatten, und lag auf einem hundert Meter breiten Streifen zwischen Straße und Ufer. Kjell schaltete den Motor aus und ließ alle Scheiben hinunter. Vom Wasser her hörte man das Röhren eines entfernten Bootsmotors. Kurz darauf brandeten die Bugwellen an das steinige Ufer. Das waren die einzigen Geräusche.
    Henning zündete sich eine Zigarette an, und allen war klar, dass sie zum Haus gehen würden, sobald er mit dem Rauchen fertig war.
    Kjell ließ sich von Sofi sein Telefon nach vorn reichen und wählte Ragnars Nummer. »Ragnar ist ein wenig entsetzt, dass wir uns nicht stärker um diese Kreditkarte gekümmert haben«, sagte Kjell leise nach einem dreiminütigen Gespräch.
    Henning zog so genüsslich an seiner Zigarette, dass man es als Antwort deuten konnte, dass er dies eher zu den unbedeutenden Nachlässigkeiten in seinem Leben zählte.
    »Es ist nämlich eine schwarze Cronon«, berichtete Kjell. »Die Agentur hat sieben Stück davon, es sind alles Nebenkarten mit demselben Konto. Auf der ganzen Welt gibt es nur zweihundert solcher Karten, und normalerweise ruft es Interesse hervor, wenn man damit zahlen möchte.«
    »Welcher Name steht denn drauf?« »JFM Agencies, London, wie wir schon von der Abrechnung wussten. Die Kartenfirma sitzt in London, wahrscheinlich laufen die Karten deshalb auf die Londoner Filiale. Die Karte wird überall dort akzeptiert, wo die üblichen Karten angenommen werden. Der Chef sagt, dass mehrere Mitarbeiter diese Karten benutzen, meist bei Reisen. Es sei üblich, die Quittung mit ›Jernberg‹ zu unterschreiben, damit es beim Kassieren nicht zu Widersprüchen kommt.«
    »Aber korrekt ist das

Weitere Kostenlose Bücher